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Wird Opel doch nicht verkauft?

25. August 2009

Nach dem Tauziehen um die Übernahme von Opel deutet sich eine überraschende Wende an: Der US-Mutterkonzern General Motors denkt darüber nach, den deutschen Autobauer doch selbst zu behalten. Die Belegschaft ist empört.

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Opelzeichen(Foto: AP)
Wie geht es weiter mit Opel?Bild: AP

Wie mehrere Zeitungen am Dienstag (25.08.2009) auf ihren Internetseiten berichten, arbeitet General Motors (GM) an einem Finanzierungsplan, der es dem amerikanischen Konzern ermöglichen würde, die Kontrolle über Opel zu behalten.

Unter Berufung auf drei mit der Materie vertraute Personen schreibt das "Wall Street Journal", der Plan solle ein Volumen von 4,3 Milliarden Dollar (rund drei Milliarden Euro) haben. GM-Chef Fritz Henderson wolle, dass der Plan bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats Anfang September ausgearbeitet wird. Andererseits will die Deutsche Presseagentur erfahren haben, dass GM doch am Opel-Verkauf festhält.

Gespräch in Berlin

GM-Konzernchef Fritz Henderson (Foto: AP)
Ist nicht nach Berlin gekommen: GM-Konzernchef Fritz HendersonBild: AP

Die deutsche Regierung hatte GM im Gezerre um den Opel-Verkauf am Montag aufgefordert, ein Vorstandsmitglied zu einem Spitzentreffen nach Berlin zu schicken. GM nahm die Einladung postwendend an und schickte den Vize-Chef von General Motors, John Smith, der für GM seit Monaten die Opel-Verhandlungen führt. GM-Konzernchef Fritz Henderson habe aus Termingründen nicht selbst kommen können, hieß es.

Nach dem zweistündigen Spitzentreffen zwischen Bund, Ländern und General Motors wurden zunächst keine Ergebnisse des Gesprächs genannt. Die deutsche Seite und GM hätten Stillschweigen vereinbart, hieß es am Dienstag aus Verhandlungskreisen.

Bundesregierung vermeidet Kritik

Magna-Steyr-Fabrik in Graz (Foto: AP)
Die Bundesregierung will eine Übernahme von Opel durch den Zulieferer MagnaBild: AP

Der GM-Verwaltungsrat hatte am Freitagabend die erhoffte Entscheidung im Bieterkampf zwischen dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dem belgischen Finanzinvestor RHJ International erneut vertagt. Bund und Länder wollen Staatshilfe von 4,5 Milliarden Euro nur gewähren, wenn Magna den Zuschlag erhält.

Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm betonte am Montag, die deutsche Seite habe ihre Hausaufgaben gemacht. Es lägen unterschriftsreife Verträge der beiden Interessenten Magna und RHJI vor. Er vermied aber offene Kritik am Vorgehen der Amerikaner: "Das Thema kann man nicht in Konfrontation lösen, sondern nur miteinander", sagte Wilhelm.

Nach seinen Worten gab es am Wochenende bereits auf Arbeitsebene Kontakte zwischen dem Kanzleramt und dem Weißen Haus in Washington. Es bleibe bis zur nächsten regulären Sitzung des GM-Verwaltungsrates um den 8. oder 9. September Zeit, die offenen Punkte zu klären.

Obama mischt sich nicht ein

US-Präsident Barack Obama (Foto: AP)
Hält sich ganz raus: US-Präsident Barack ObamaBild: AP

US-Präsident Barack Obama will sich nicht in die Entscheidung von GM über die Zukunft von Opel einmischen. Obama denke, dass die aktuellen unternehmerischen Entscheidungen des angeschlagenen US-Autobauers von den GM-Managern selbst gefällt werden müssten, betonte der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses, Bill Burton, auf der Atlantik-Insel Martha's Vineyard, dem Ferienort der Präsidentenfamilie.

Obama habe keine Absicht, sich in das Autogeschäft zu begeben, er sei "froh, wenn sie ihre Entscheidungen fällen und wieder auf ihre Füße kommen", sagte Burton mit Blick auf GM. Die US-Regierung ist auf Grund der tiefen Krise der amerikanischen Automobilindustrie und nach mehreren staatlichen Finanzspritzen für Autobauer inzwischen Mehrheitseigner bei General Motors.

Mitarbeiter verlieren die Geduld

Der Opel-Betriebsrat warnte angesichts der neuen Spekulationen vor Massenentlassungen und Werksschließungen in Europa. Mit drei Milliarden Dollar könne Opel nicht zukunftsgerecht aufgestellt werden, sagte Betriebsratschef Klaus Franz. Der Betriebsrat plant deswegen eine Demonstration tausender Mitarbeiter in Berlin, um Druck auf GM zu machen. Der Termin für die Kundgebung stehe wie der genaue Ort noch nicht fest, sagte eine Sprecherin der IG Metall in Frankfurt. Möglicherweise werde man vor das Brandenburger Tor ziehen. Eine Demonstration vor der US-Botschaft werde geprüft. Teilnehmen sollen Mitarbeiter aus allen vier Opel-Standorten. (mm/gri/HF/dpa/ap/rtr/afp)