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"Wir werden nie zu einem zweiten Indien werden"

Das Interview führte Ingo Mannteufel7. Mai 2003

Andrej Fursenko, Russlands Erster stellvertretender Minister für Wissenschaft, Industrie und Technologie sprach mit DW-WORLD über die Chancen des Landes im Technologiezeitalter und die Aufgaben der Politik.

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Frage: Was unternimmt die russische Regierung, um eine innovative und wissensbasierte Wirtschaft in Russland aufzubauen?

Fursenko:

Die russische Regierung setzt heute darauf, die Entstehung von Wissen zu finanzieren. Sie ist bereit, mit der Wirtschaft die Risiken zu teilen, um dieses Wissen in die Industrie einzubringen - vorausgesetzt die Wirtschaft übernimmt die Verantwortung, diese Produkte auf den Markt zu bringen. Wir unterstützen dabei einerseits sehr interessante Projekte. Gleichzeitig schaffen wir bessere Bedingungen für neue innovative Unternehmen. In erster Linie sind das kleine innovative Firmen, die flexibeler und aktiver auf dem Markt sind.

Frage: Wie wollen sie die Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in konkrete Produkte der Wirtschaft verbessern?

Fursenko:

Wir wollen bessere Rahmenbedingungen für den Informationsaustausch schaffen. In Russland gibt es schon mehrere Dutzend so genannter Technoparks und Innovationszentren. In diesem Jahr wird in sechs Föderalen Verwaltungskreisen Russlands eine neue Form von Institution eingeführt: so genannte Technologietransferzentren. Mit diesen Zentren versuchen wir, Wissenschaftler zu helfen, ihr Wissens und ihre Erfindung auf den Markt zu bringen. Sie sollen dabei näher an die Wirtschaft und den Produktionsprozess gebracht werden.

Frage: Welche Chance geben Sie Russland im internationalen Vergleich? Und was können Sie aus den Erfahrungen der anderen Ländern lernen?

Fursenko:

Hinsichtlich der Softwareentwicklung brauchen wir nicht den Weg der asiatischen Länder wie beispielsweise Indien einzuschlagen. Sie haben ihre besonderen Spezifiken. Wir werden nie zu einem zweiten Indien werden. Erstens deshalb, weil wir ein kleines Land sind - nicht von der Größe des Staates, sondern von der Anzahl der Bevölkerung her. Zweitens ist Indien ein englischsprachiges Land und wir nicht. Um das zu machen, was indische Programmierer machen, ist es sehr wichtig, Englisch fast als Muttersprache zu haben. Ich glaube jedoch, dass wir im Bereich raffinierter Programmierung und raffinierter Informationstechnologien viel weiter sind. Wir sind bereit, mit jedem zu konkurrieren und wir haben gute Chancen.

Frage: Welche Rolle misst Präsident Putin der Technologiepolitik in Russland bei?

Fursenko:

Präsident Putin versteht die Wichtigkeit dieser Wirtschaftssphäre. Es war gerade Putin, der dazu beigetragen hat, erste Wagniskapital-Fonds in Sankt Petersburg zu gründen. Das waren die ersten Venture-Capital-Fonds in Russland. Der Präsident begreift die Wichtigkeit des Wechsels zu einem innovativen Weg der Entwicklung. Genauso ist ihm klar, dass dieser Weg schwierig ist.