1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Wir sind im Fahrplan"

Sandra Petersmann6. Juni 2003

Auf dem Petersberg bei Bonn findet die zweite internationale Afghanistan-Konferenz statt. Auf dem Flug nach Deutschland sprach DW-Reporterin Sandra Petersmann mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai.

https://p.dw.com/p/2xAC
Der afghanische Präsident Hamid KarsaiBild: AP

Endlich gibt es auch mal wieder gute Worte für die Bundesregierung. Hamid Karsai, der die Delegation seines Landes bei der zweiten Petersberg-Konferenz leitet, war jedenfalls voll des Lobes für die neue deutsche Afghanistan-Initiative.

"Das ist eine richtig gute Entscheidung. Und fast alle Länder, die beim historischen Gipfel in Bonn vor einem Jahr mit dabei waren, machen jetzt auch wieder mit. Ich halte das für einen sehr guten Schritt, und wir sind sehr dankbar für diese Chance. Jetzt hat die Weltgemeinschaft noch einmal die Gelegenheit, sich auf Afghanistan zu konzentrieren. Wir können prüfen, was uns gelungen ist und was nicht. Wir können neue Wege vorschlagen, um die Situation in Afghanistan nachhaltig zu verbessern. Und vielleicht kann ja auch die Hilfe für die Menschen in Afghanistan insgesamt aufgestockt werden."

Nicht vorgesehen: weitere finanzielle Hilfen

Geplant sind neue finanzielle Zusagen auf dieser Konferenz allerdings nicht, obwohl schon jetzt Jedem klar ist, dass die bisher versprochenen 4,5 Milliarden US-Dollar für die nächsten fünf Jahre hinten und vorne nicht reichen werden. 23 Jahre Dauerkrieg haben Afghanistan verwüstet zurückgelassen, und auch nach dem Sturz der Taliban sind die Waffen noch nicht verstummt. Der afghanische Präsident gibt ohne Umschweife zu, dass seine Regierung noch nicht stark genug ist, um für Sicherheit im ganzen Land zu sorgen.

"Die andauernden bewaffneten Kämpfe zwischen den verfeindeten Gruppen, die schwachen staatlichen Strukturen, und zum Teil auch die Inkompetenz unserer Verwaltung, das alles müssen wir jetzt schnell in den Griff bekommen. Effektivität in der Verwaltung und ein starker Fokus auf den Wiederaufbau, das müssen unsere Prioritäten sein. Ansonsten läuft es ja eigentlich ganz gut. Wir sind im Fahrplan. Wir haben eine Verfassungskommission eingerichtet und auch eine Menschenrechtskommission. Wir haben auch mit der Reform des Justiz- und des Verwaltungswesens begonnen. Da dürfen wir jetzt nicht nachlassen. Ich bin mir sicher, mit Gottes Hilfe, dass wir unsere Ziele bis zu den Wahlen erreichen können."

Mandat und Wiederaufbau

Karsai weiß, dass er mit seiner alten Forderung nach einer Ausweitung des Mandats der internationalen Schutztruppe ISAF auch in Bonn auf Granit stoßen wird. Deshalb setzt er inzwischen ganz auf einen umfassenden Wiederaufbau, um den Menschen eine Alternative zum bewaffneten Kampf anbieten zu können.

"Der Wiederaufbau hat zwar schon angefangen, aber eigentlich nur ganz minimal, und damit können wir einfach nicht zufrieden sein. Natürlich begrüßen wir die jüngste Entscheidung der internationalen Gemeinschaft, den Wiederaufbau der beiden Hauptverkehrswege in unserem Land zu finanzieren. Das ist eine ganz wichtige Entscheidung, das möchte ich betonen. Aber ich hoffe jetzt darauf, dass auch die anderen Bereiche des Wiederaufbaus durch diese neue Konferenz in Bonn einen kräftigen Schub bekommen. Und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich herzlich für die geleistete Hilfe zu bedanken."