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"Wir gewinnen"

17. Juni 2010

Nach dem überzeugenden Auftaktsieg gegen Australien wartet nun mit Serbien ein stärkerer Gegner auf die deutsche Mannschaft. Unser WM-Experte Olaf Thon ist zuversichtlich, dass die Löw-Truppe auch diese Aufgabe meistert.

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Porträt des DW-WM-Experten Olaf Thon. Copyright: Olaf Thon
Bild: Olaf Thon

DW-WORLD.DE: Olaf Thon, viele sind enttäuscht vom bisherigen Niveau dieser Weltmeisterschaft in Südafrika. Sie auch?

Olaf Thon: Das kann ich eigentlich nicht sagen. In der Vorrunde, gerade bei den ersten Spielen, ist es ein Taktieren und Abwarten, um nicht direkt ins Hintertreffen zu geraten. Daher gibt es auch viele Unentschieden. Für mich ist das nicht überraschend. Umso erfreulicher ist es, dass die deutsche Mannschaft da anknüpft, wo wir bei der WM 1990 aufgehört haben: Mit einem 4:0-Sieg. Wir haben damals unser erstes Spiel gegen Jugoslawien mit 4:1 gewonnen.

Wir haben inzwischen alle Mannschaften gesehen, am Mittwoch auch den von den meisten Experten zum Top-Favoriten erklärten Europameister. Was haben die Spanier im Spiel gegen die Schweiz falsch gemacht?

Der Schweizer Gelson Fernandes schießt das 1:0 gegen Spanien. Foto: AP
Fehlstart für Spanien: 0:1 gegen die SchweizBild: AP

Das ist gar nicht so einfach. Die Spanier haben eine tolle Mannschaft mit vielen guten Einzelspielern, die auch das System des FC Barcelona übernommen haben. Vielleicht hätten sie da ein bisschen flexibler sein müssen. Sie haben aber auch ein bisschen Pech gehabt mit einem Lattenschuss. Und sie trafen auf Schweizer, die Trainer Ottmar Hitzfeld sehr gut eingestellt hatte, die aus der Defensive heraus den einen oder anderen Konter gesetzt haben. Einer dieser Vorstöße hat dann letztendlich zum Sieg geführt. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Spanier noch weiterkommen, und das sollte in der Gruppe auch möglich sein.

Nicht nur die Spanier, auch andere Teams haben sich bei ihren Auftaktspielen schwer getan, zum Beispiel die Brasilianer, die sich zu einem knappen Sieg gegen Nordkorea gequält haben. Kann man aus Ihrer Sicht daraus schon Schlüsse über die wahre Stärke des Rekordweltmeisters ziehen?

Man hat schon gesehen, dass die Brasilianer, wenn sie gefragt sind, auch Tore erzielen, selbst aus unmöglichen Situationen. Ich glaube, dass Brasilien sich von Spiel zu Spiel steigern wird. Sie spielen in ihrer Gruppe ja noch gegen die Elfenbeinküste und Portugal. Das sind richtige Kracher, auf die ich mich jetzt schon freue. Brasilien ist mit Spanien mein Topfavorit. Aber dann kommt schon Deutschland.

Kommen wir zur deutschen Mannschaft. Eigentlich wird ja von den sogenannten "großen" Fußball-Nationen nur ein Team einhellig gelobt: das deutsche. Sehen Sie die Gefahr, dass diese Lobeshymnen den jungen Spielern zu Kopf steigen?

Kombobild Holger Badstuber, Thomas Müller und Toni Kroos Foto: pa/dpa; Montage: DW
Die 'jungen Wilden' (v.r.): Badstuber, Müller, KroosBild: picture-alliance/dpa/Montage DW

Das glaube ich weniger. Wenn man einen Holger Badstuber hört, diese Frische, die er an den Tag legt, diese Bescheidenheit, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sich das negativ auswirken könnte. Er spielt sehr solide. Schön ist dieses Wechselspiel zwischen den unterschiedlichen Typen, die wir im Defensiv- wie im Offensivbereich haben. Wenn ich (Thomas) Müller mit (Miroslav) Klose oder (Lukas) Podolski vergleiche, dahinter (Mesut) Özil - alle haben auf ihren Positionen ihre individuellen Stärken und jedes Rädchen greift ins andere. Mir gefällt das bisher wunderbar. Ich glaube auch nicht, dass sie gegen Serbien verlieren.

An diesem Freitag (18.06.2010) spielt das deutsche Team gegen Serbien. Wie schätzen Sie diesen Gegner ein?

Die Serben müssen auch erst einmal die Niederlage gegen Ghana verkraften. Das war schon überraschend, denn Serbien hat tolle Spieler in seinen Reihen. Ich bin gespannt, wie sie mit dem Druck klarkommen, gegen eine deutsche Mannschaft zu spielen, die aus der Defensive heraus kontern kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass (Marco) Pantelic oder (Zoran) Tosic unserer Abwehr große Probleme bereiten, die mit (Arne) Friedrich und (Per) Mertesacker und dahinter (Torwart) Manuel Neuer hervorragend stand. Ich glaube, dass wir knapp gewinnen werden.

Never change a winning team, ändere niemals eine Siegermannschaft! Sollte Bundestrainer Joachim Löw das auch gegen Serbien beherzigen?

Als Trainer beruft man sich immer auf diese Regel, wenn man mit der gleichen Mannschaft wieder spielen möchte. Das zeigt, dass Jogi Löw Vertrauen in seine Elf hat. Wenn sich keiner verletzt, ist das auch das richtige Mittel - wobei hinter Klose natürlich schon Cacau, (Mario) Gomez und (Marko) Marin mit den Hufen scharren, weil sie unbedingt ihre Einsätze haben wollen. Auch ein Toni Kross hätte durchaus die Berechtigung zu spielen. Es ist gut, wenn die Stammspieler Mannschaftskameraden im Nacken spüren, die unbedingt spielen wollen. Das fördert eine Mannschaft zu Höherem, vielleicht sogar zur Weltmeisterschaft.

Die Fragen stellte Stefan Nestler
Redaktion: Andreas Ziemons

DW-Radio überträgt das WM-Spiel Deutschland gegen Serbien an diesem Freitag (18.06.2010) live ab 13.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit.