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Gegen Reglementierung

Marco Vollmar stellte die Fragen.28. Januar 2008

Sind ausländische Investoren gefährlich für Deutschland oder Europa? Manche Politiker meinen: ja. Sie fordern deshalb eine Abschottung. Bayer-Chef Werner Wenning hält das für falsch. Er erläutert seine Gründe.

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Werner Wenning (Quelle: dpa)
Werner WenningBild: dpa

DW-WORLD.DE: Herr Wenning, so genannte Staatsfonds bereiten aufgrund ihres wachsenden wirtschaftlichen Einflusses der Politik zunehmend Sorge. Da diese Fonds mittlerweile ein Vermögen von mehr als zweieinhalb Billionen Dollar verwalten, wollen die USA, aber auch Frankreich und Deutschland die Kontrollen über ausländische Investitionen verstärken. Ist das notwendig?

Werner Wenning: Nein. Wir leben in Deutschland vom Export, wir leben vom freien Handel, wir leben auch davon, dass der Kapitalverkehr frei ist und nicht reglementiert ist. Insofern halte ich die Diskussion für überzogen. Wir als Unternehmen brauchen hier keine Reglementierung.

Hauptargument der Regierungen für stärkere Kontrollen ausländischer Investoren ist der Schutz der nationalen Sicherheit. Wann ist die denn gefährdet und welche Kriterien soll man anlegen?

Natürlich muss man sich immer wieder die Frage stellen, welche strategischen Sektoren sind aus der Sicht eines Landes wichtig. Da fällt mir immer wieder die Rüstungsindustrie ein. Und es geht – global gesehen - um die Souveränität eines Landes. Hier muss jedes Land gemäß seiner Industriestruktur Kriterien definieren, nach denen zu handeln ist. Ich möchte so wenig wie eben möglich hier gesetzliche Eingriffe haben. Wir sind gut beraten, wenn wir so offen wie möglich auch in den Finanzmärkten miteinander umgehen. Ich plädiere für internationale Vereinbarungen und für möglichst große Transparenz. Uns ist jeder langfristig orientierte Investor, der an Wertsteigerung interessiert ist, willkommen.

Wie stellt sich der Bayer-Konzern 2008 auf? Wird es weitere Zukäufe geben?

Ach, die Welt dreht sich weiter. Wir haben die Absicht, unser Health-Care-Geschäft weiter auszubauen. Die so genannten M&A, also Kauf- und Verkauf-Maßnahmen sind Teil unseres Portfolio-Managements und das wird es auch in Zukunft geben.

Im Pharma-Bereich hat sich Bayer mit Schering zusammengetan. Wie läuft der Prozess des Zusammenwachsens?

Die Integration der beiden Organisationen läuft sehr gut. Ich bin damit sehr zufrieden. Wir haben die Ziele, die wir uns gesetzt haben, übertroffen. Als wir Schering erwarben, haben wir ein Synergie-Potential von rund 700 Millionen Euro gesehen, wir sind heute bei über 800 Millionen Euro. Wir sind auch kulturell schnell zusammengewachsen, weil wichtige Strategie- und Personalentscheidungen schnell getroffen worden sind.

Trotzdem hört man immer häufiger, dass bei Schering doch mehr Arbeitsplätze als angenommen zur Disposition stehen. Können Sie da Entwarnung geben?

Wir haben bei der Übernahme angekündigt, weltweit aus dem kombinierten Geschäft heraus etwa 6100 Mitarbeiter abzubauen. Wir haben klar definiert, wie das Abbau-Potential in Berlin sein wird. Es war klar, dass aufgrund der doppelten Headquarter-Funktion in Berlin einiges zusätzlich abzubauen war. Das ist intensiv diskutiert und besprochen worden. Das, was wir letztes Jahr gesagt haben, werden wir auch einhalten.

Der 61-jährige Werner Wenning startete seine Karriere bei Bayer 1966 mit einer Lehre als Industriekaufmann. Nach Stationen in Lima, Leverkusen und Barcelona wird er 2002 Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. 2006 übernimmt Bayer unter seiner Führung die Schering AG für rund 17 Milliarden Euro. Bayer hat in der Gesundheitssparte rund 34.000 Menschen Beschäftigte, Schering knapp 24.500. Werner Wenning ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.