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Willy Fleckhaus im Kölner MAKK

Moritz Lünenborg 26. August 2016

Wie kein zweiter prägte Willy Fleckhaus die visuelle Kultur im Nachkriegsdeutschland. Unter seiner Hand gerieten Schriftzüge zu Pop-Art. Gut 30 Jahre nach seinem Tod ist sein Werk nun museumsreif.

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Regenbogen-Cover auf Bücherrücken des Suhrkamp Verlags. Foto: Alexander Rüsche/dpa
Regenbogen-Cover auf den Bücherrücken des Suhrkamp Verlags - Design: Willy FleckhausBild: picture-alliance/dpa

Das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) in Köln ermöglicht ab sofort eine Wiederentdeckung des Grafikers, Buch- und Zeitschriftengestalters Willy Fleckhaus (1925–1983), der vor allem mit Arbeiten für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", das Jugendmagazin "twen" oder die "edition suhrkamp" bekannt wurde. In einer ersten großen Überblicksausstellung zeigt das MAKK seine Fotografien, Illustrationen, Bücher, Buchreihen und Plakate. Auch Notizbücher und Skizzen von Fleckhaus sind zu sehen - und geben Einblick in die Arbeitsweise des Gestalters.

Cover der Zeitschribt Twen (Foto: Hans Döring, Fotografie: anonym, Grafische Gestaltung: Willy Fleckhaus)
Prominentestes Werk: die Jugendzeitschrift "twen"Bild: Hans Döring, Fotografie: anonym, Grafische Gestaltung: Willy Fleckhaus

Willy Fleckhaus war der "teuerste Bleistift Deutschlands"

Nicht ohne Grund nannte man ihn den "teuersten Bleistift Deutschlands". Denn Willy Fleckhaus verband die Ernsthaftigkeit von Schweizer Grafik mit der Phantasie von amerikanischem Editorial Design. "Damit wurde er", wie das Museum erklärt, "international zum Vorbild für Zeitschriften- und Buchgestalter, Werbeleute und Fotografen." Fleckhaus drückte Zeitschriften wie dem legendären, in Köln gegründeten Jugendmagazin "twen" (1959-1971) seinen gestalterischen Stempel auf. Er layoutete die Illustrierte "Quick" oder das Supplement der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er verpasste Buchreihen wie etwa der - in den Farben des Regenbogens gehaltenen -Suhrkamp-Verlages"edition suhrkamp" ein einzigartiges Outfit und verhalf dem bis dahin geschmähten "Paper Back"-Taschenbuch zum Durchbruch. Die "edition suhrkamp" zeigte obendrein, dass Buchkultur auch zu Taschengeldpreisen machbar ist.

Willy Fleckhaus. Foto: Will McBride Estate
Willy FleckhausBild: Will McBride Estate

Fleckhaus machte Ausstellungen zur Kölner Fotomesse "photokina" und feilte am Erscheinungsbild des Westdeutschen Rundfunks. Gerne zog er für seine Arbeit kulinarische Vergleiche. Eine Zeitschrift etwa habe zu sein "wie ein reich gedeckter Tisch" und natürlich müsse sie "mit guten Grundsubstanzen gekocht" werden. Kleine Fotos am Rande einer Doppelseite nannte er "Würzbeigaben".

Das MAKK zeigt einen der berühmtesten unbekannten Künstler

Heute gilt Willy Fleckhaus als Deutschlands erster echter Art Director. Als Vorbilder dienten ihm - neben Schweizer Grafik und amerikanischen Zeitschriften - auch Beispiele der Konkreten Kunst, des Jugendstil, des Bauhaus und des Expressionismus. Eine Lehre hat er nie absolviert, geschweige denn studiert. Geschadet hat es ihm nicht. Zu Lebzeiten wollte Fleckhaus nie im Rampenlicht stehen. Wichtig sei nicht seine Person, sondern seine Arbeit, sagte er einmal. So präsentiert das MAKK nun mit Willy Fleckhaus einen der berühmtesten unbekannten Künstler.

Das Logo von "Ein Herz für Kinder". Foto: AP Photo/Johannes Eisele
Auch das Logo von "Ein Herz für Kinder" ist das Werk von Willy Fleckhaus.Bild: AP

Die Ausstellung "Design, Revolte, Regenbogen" im Kölner Museum für Angewandte Kunst ist vom 26. August bis 11. Dezember 2016 zu sehen, danach in der Villa Stuck in München.