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Wikileaks: NSA war auch in Paris aktiv

24. Juni 2015

Der US-Geheimdienst NSA hat laut Enthüllungsplattform Wikileaks auch in Paris seine Fühler ausgestreckt. Die letzten drei Präsidenten sollen abgehört worden sein, das amtierende Staatsoberhaupt Hollande einschließlich.

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Symbolbild Wikileaks
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Dies gehe aus streng geheimen Berichten der Nachrichtendienste sowie aus technischen Dokumenten hervor, teilte Wikileaks mit. Neben Hollande sollen auch die französischen Präsidenten Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy vom US-Geheimdienst NSA ausspioniert worden sein.

Die französische Tageszeitung "Liberation" und die Nachrichtenwebsite Mediapart berichten, die NSA habe die Staatsoberhäupter rund sechs Jahre lang, mindestens von 2006 bis Mai 2012, ausgespäht.

Das neueste Dokument stammt den Berichten zufolge vom 22. Mai 2012. Es wurde also wenige Tage nach der Amtsübernahme Hollandes angefertigt. Darin soll es um geheime Treffen zu einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone gehen.

Telefonnummern en masse

In einem anderen Dokument werden demnach verschiedene Telefonnummern aufgelistet, darunter die Nummern von Präsidenten, ihren engsten Beratern und verschiedenen Ministern. Hollandes Umfeld wollte zunächst keine Stellungnahme zu den neuen Enthüllungen abgeben. "Wir werden schauen, um was es sich handelt", hieß es im Elysée-Palast in Paris.

Frankreich Präsident Francois Hollande Sitzung Verteidigungsrat
Sollten sich die WikiLeaks-Enthüllungen bestätigen, war auch Präsident Hollande im Visier der NSABild: Reuters/G. Fuentes

Die Enthüllungen über das Ausmaß der Spionagetätigkeiten der NSA haben weltweit für Empörung und scharfe Kritik gesorgt. Mehrere hochrangige Politiker sollen unter den Spionageopfern sein. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat allerdings kürzlich die Ermittlungen zur mutmaßlichen Ausspähung des Handys von Bundeskanzlerin Angela Merkel durch US-Geheimdienste eingestellt.

Liefern die Dokumente Hinweise auf "Selektoren"?

Wie es heißt, konnten auch der NDR und die "Süddeutsche Zeitung" die jetzt veröffentlichten neuen Wikileaks-Dokumente einsehen. Nach Angaben der beiden deutschen Medien sind die in den NSA-Dokumenten aufgelisteten Telefonnummern offenbar Teil der sogenannten Selektoren, anhand derer die NSA weltweite Datenströme durchsucht.

Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) hat für seine Abhörstation in Bad Aibling Selektoren von der NSA geliefert bekommen. Ob die nun von Wikileaks veröffentlichten Selektoren auch in Bad Aibling eingesetzt wurden, ist aber unklar.

haz/nin (afp, dpa,rtr)