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Gehirn gegen Algorithmus

Christian Gies10. Januar 2008

Der Gründer der weltweit bekannten Internet-Enzyklopädie Wikipedia, Jimmy Wales, möchte ernsthafter Konkurrent von Google werden. Anders als Google arbeitet die Suchmaschine mit menschlicher Intelligenz.

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Ein Fenster mit der neuen Internetsuchmaschine Wikia Search, Quelle: dpa (07.01.2008)
Wikia Search: So sieht die neue Internet-Suchmaschine ausBild: picture-alliance/ dpa

Eines der ersten Suchwerkzeuge im Internet hieß "Archie" und ging 1990 online. 18 Jahr später ist "Archie" fast vergessen. Unzählige Suchmaschinen bevölkern heute das Internet, doch alle stehen im Schatten von Google. Bislang ist es niemanden gelungen, Google auch nur annähernd Konkurrenz zu machen. Googles Marktanteil liegt bei rund 90 Prozent.

Dennoch ist nun mit Wikia Search eine neue Plattform gestartet, die den Markt erobern will. Der Gründer der weltweit bekannten Internet-Enzyklopädie Wikipedia, Jimmy Wales, kündigte an, dass sein Projekt für eine Revolution auf dem Sektor der Suchmaschinen sorgen wird.

Wikia Search mit angeblich neuem Konzept

Ein wenig mutet es wie das ewige Duell David gegen Goliath an, wenn das kleine Start-Up-Unternehmen Wikia, zu dem unter anderem Wikipedia und nun auch Wikia Search gehören, gegen den Giganten Google antritt.

Wales ist dennoch zuversichtlich, dass die neue Internetpräsenz großen Anklang bei den Surfern finden wird. "Google ist nicht so gut, wie eine Suchmaschine sein sollte. Der Nutzer bei Google muss der Entscheidung über die Ergebnisse und die Reihenfolge blind vertrauen, weil die Mechanismen von Google nicht öffentlich bekannt sind", kritisiert Wales.

Zuversichtlich blickt Wikipedia- und Wikia Search-Gründer Jimmy Wales für Wikia Search in die Zukunft, Quelle: DW (Juni 2007)
Wikia-Gründer Jimmy WalesBild: DW/Christine Elsässer

Im Gegensatz zu Google will der Unternehmer die User mit ins Boot nehmen, indem sie Artikel positiv wie negativ bewerten und somit Einfluss auf die Rangordnung der Ergebnislisten nehmen. Er will also das Wissen von Menschen nutzen, die Spaß daran finden, an seiner Plattform aktiv mitzumachen.

Google dagegen verwendet lediglich Computer-Algorithmen, die die Relevanz einer Webseite etwa nach der Aktualität messen. Mittels des sogenannten PageRank klettert zudem eine Webseite immer höher im Index nach oben, je mehr auf sie verwiesen wird.

Google: "Wettbewerb ist gut für den User"

Auf die neue "Konkurrenz" reagiert man bei Google gelassen. Stefan Keuchel, Pressesprecher bei Google Deutschland, erklärt: "Mit unserem Verfahren haben wir vor etwa zehn Jahren den Markt revolutioniert und dieses wird auch von allen anderen verwendet. Das ist für uns der beste Weg, die Massen zu erreichen. Außerdem muss auch jeder Algorithmus von Menschen geschrieben werden. Das machen keine Roboter, sondern sehr, sehr intelligente Personen", so Keuchel.

Zudem sei mehr Wettbewerb positiv für die Entwicklung im Internet. "Es ist genug Platz für mehr als einen Anbieter da. Der Markt und auch die Nutzer profitieren von diesem Wettbewerb. Wir und auch andere müssen so nämlich Innovationen weiter vorantreiben. Derzeit liegen wir den anderen um eine Nasenlänge voraus."

Wikia Search mit einigen Startschwierigkeiten

In der ersten lauffähigen, kostenlosen Version von Wikia Search, der sogenannten Alpha-Version, fallen schnell ein paar Kinderkrankheiten auf: Lediglich fünfzig bis hundert Millionen Webseiten wurden zum Start in die Suche mitaufgenommen, bei Google sind es nach eigenen Angaben mittlerweile zehn Milliarden.

Google mit Hauptsitz in Mountain View, Kalifornien, Quelle: AP (01.02.2005)
Google reagiert gelassen auf den neuen AnbieterBild: AP

Auch die Suche an sich zeigt noch große Schwächen. Gibt man beispielsweise "Fußball Bundesliga" ein, so erscheinen ganze zwei Treffer, eine kommerzielle und eine als Blog gestaltete Seite. Ähnliche dünne Resulate gibt es bei "Troja". Statt Informationen über die griechische Stadt oder eines Hinweises auf die berühmte Dichtung "Ilias" von Homer, hagelt es reichlich Werbung: eine Imbissbude, Pfadfinder und zig ausländische Seiten, die mit der ursprünglichen Sucheingabe nichts zu tun haben.

Experte hält nich viel von Wikia Search

Für Wolfgang Sauer-Beuermann von der Leibniz Universität Hannover ist Wikia Search ein "alter Hut". Das Projekt sei vor ein paar Jahren eingeschlafen und jetzt wieder ausgegraben worden. Neu sei nur der Name.

"So ein tolles Feature ist das nicht, denn die Nutzer werden die eigene Seite als die allerbeste auf der Welt bewerten, damit diese ganz oben auf dem Index erscheint", sagt der Internet-Experte. Wikia Search sei kein ernsthafter Konkurrent für Google. "Es wird für sie eher ein Mittel sein, um mehr Geld zu beschaffen."