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Wieder Meuterei in brasilianischem Gefängnis

11. November 2010

Nur einen Tag nach einer Meuterei mit 18 Toten in einem brasilianischen Gefängnis, gab es eine zweite. Diesmal starben vier Häftlinge. Grund für die Rebellionen sollen schlechte Haftbedingungen und Bandenkriege sein.

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Ein Mann mit nacktem Oberkörper lehnt sich an ein Gefängnisgitter. Sein Kopf ist nicht zu sehen. (Symbolbild)
Brasilianische Gefängnisse gelten als gefährlichBild: AP Graphics

Bei dem Aufstand im Gefängnis der Stadt Manaus im brasilianischen Bundesstaat Amazonas sind am Mittwoch (10.11.2010) vier Häftlinge ums Leben gekommen. Eine Sprecherin des Bundesstaates Amazonas sagte, die Meuterei sei ausgebrochen, als rivalisierende Banden um die Kontrolle eines Flügels der Haftanstalt gekämpft hätten. Die Häftlinge hätten als Verhandlungspartner einen Menschenrechtsbeobachter und einen Richter gefordert. Der Richter sei bereits vor Ort und verhandle mit den Haftinsassen. Die Behörden teilten mit, dass sich fünf Justizangestellte weiterhin in der Gewalt der Häftlinge befänden.

18 Tote bei einer anderen Meuterei am Vortag

Am Dienstag (09.11.2010) waren bei einem Aufstand in dem Hochsicherheitsgefängnis "Pedinhas" in der Stadt São Luís im Bundesstaat Maranhão 18 Häftlinge ums Leben gekommen. Vier der Insassen waren enthauptet worden. Nach Angaben von Behörden war der Aufstand am Dienstag nach fast 30 Stunden zu Ende gegangen. Die fünf als Geiseln genommenen Justizangestellten kamen ohne Verletzungen frei.

Die Behörden teilten mit, dass der Aufstand damit begann, dass ein Aufseher bei einer Inspektion von Häftlingen in ihre Gewalt gebracht worden sei. Er sei dann durch Schüsse verletzt worden. Als die Insassen fünf weitere Justizangestellte als Geiseln genommen hätten, sei der verletzte Aufseher freigelassen worden. Ein Sondereinsatzkommando der Militärpolizei habe gewartet während die Häftlinge mit der Gefängnisführung, der Polizei und einem Richter verhandelt hätten.

Miserable Haftbedingungen

Laut den lokalen Medien protestierten die Gefängnisinsassen für bessere Haftbedingungen in der überfüllten Anstalt "Pedinhas". Unter anderem forderten sie eine bessere Versorgung mit Wasser und Essen. Wie die Behörden bekannt gaben, forderten die Häftlinge zudem den Rücktritt des Gefängnisdirektors und schnellere Gerichtsverfahren. Außerdem wollten sie die Möglichkeit bekommen, privaten Besuch in ihren Zellen empfangen zu können.

Gewalt kommt in brasilianischen Gefängnissen häufig vor. Schlechte Haftbedingungen sind in der Regel die Ursache. Viele Gefängnisse haben zu wenige Aufseher. Zudem ist häufig die Gefängnisführung korrupt und nicht in der Lage für Ordnung zu sorgen. Hinzu kommt, dass vielfach kriminelle Banden die Anstalten beherrschen. Außerdem sind die Gefängnisse überfüllt. So ist das Hochsicherheitsgefängnis "Pedinhas" beispielsweise für 2000 Insassen ausgelegt, beherbergt aber doppelt so viele. In dem Gefängnis der Stadt Manaus ist die Lage noch schlechter. Statt 200 Häftlingen sind dort 828 untergebracht.

Autor: Marco Müller (dpa, afp, ap)
Redaktion: Oliver Pieper