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Wieder Manipulationen bei Organvergabe

1. Januar 2013

Die Skandale um das Thema Transplantation und Organspende haben der Spendenbereitschaft schweren Schaden zugefügt. Kaum ist etwas Ruhe eingekehrt, kommt ein neuer Fall von Manipulation ans Licht, diesmal in Leipzig.

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Kühlbox für Spenderorgane (Foto: dpa)
OrganspendeBild: picture-alliance/dpa

Nach Unregelmäßigkeiten bei Organspenden an mehreren deutschen Krankenhäusern sind jetzt am Universitätsklinikum Leipzig Manipulationen aufgedeckt worden. Als Konsequenz aus Falschangaben bei Kandidaten für Lebertransplantationen sind der Direktor des Transplantationszentrums sowie zwei Oberärzte mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden, wie das Klinikum mitteilte.

Unzulässige Bevorzugung

Bei Patienten, die auf eine Lebertransplantation warteten, seien falsche Angaben gemacht worden, um sie auf der Warteliste der Vergabestelle Eurotransplant nach oben zu schieben, sagte der medizinische Vorstand des Uni-Klinikums Leipzig, Wolfgang Fleig, am Dienstag der Deutschen Presseagentur. Man habe die Patienten in ihren Akten kränker gemacht, als sie wirklich seien. Knapp 40 Personen seien fälschlich als Dialysepatienten an Eurotransplant gemeldet worden, um ihre Chancen auf ein Spender-Organ zu erhöhen.

Fleig erläuterte weiter, wenn ein Patient mit einer fortgeschrittenen Lebererkrankung wegen Beeinträchtigung der Nierenfunktion regelmäßig der Blutwäsche unterzogen werden müsse, gelte dies als zusätzlicher Hinweis auf die Dringlichkeit einer Lebertransplantation. Ob die Ärzte für das Fälschen der Krankenakten Gegenleistungen erhalten hätten, sei nicht bekannt.

Kontrollen zeigen erste Wirkung

Herausgekommen sind die Unregelmäßigkeiten in Leipzig durch Untersuchungen der Prüfungs- und der Überwachungskommission der Bundesärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des GKV-Spitzenverbandes. Die Vorkommnisse müssten nun bei ausführlichen Sonderprüfungen noch genauer untersucht werden, hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung der beiden Kommissionen. Sie untersuchen seit September 2012 die Transplantationszentren in Deutschland auf Regelverstöße und Auffälligkeiten. Am Uniklinikum Leipzig beschäftigt sich auch die Innenrevision mit den Patientenlisten des Transplantationszentrums.

Manipulationen bei der Organvergabe waren im Sommer 2012 zunächst aus der Universitätsklinik Göttingen bekanntgeworden, später auch aus Regensburg und München. Die Reaktion der Bevölkerung kam prompt, die Bereitschaft zur Organspende ging deutlich zurück.

Die Stiftung Eurotransplant ist als Service-Organisation verantwortlich für die Verteilung von Spenderorganen nach medizinischen und ethischen Kriterien in sieben europäischen Ländern. Neben Deutschland sind dies Österreich, Belgien, Luxemburg, die Niederlande sowie Kroatien und Slowenien. In diesem Einzugsgebiet leben etwa 125 Millionen Menschen. Eurotransplant arbeitet eng mit Organspende-Organisationen, Transplantationszentren, Laboren und Krankenhäusern zusammen. Die Zuteilung von Organen darf dabei gemäß dem Stiftungszweck ausschließlich auf medizinischen und ethischen Gesichtspunkten basieren.

qu/kle (dpa, afp, dapd)