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Wieder Ausschreitungen vor Flüchtlingsheim

23. August 2015

Vor einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Heidenau bei Dresden ist es die zweite Nacht in Folge zu Krawallen gekommen. Aus einer Gruppe von etwa 150 rechten Demonstranten flogen Flaschen und Feuerwerkskörper.

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Heidenau - Krawalle
Bild: Reuters/A. Schmidt

Die Polizei rückte daraufhin mit Schutzschilden vor und begann die Straße zu räumen. Zwei Polizisten wurden durch Wurfgeschosse verletzt. Zuvor hatten die Rechten in mehreren Gruppen etwa 150 linken Demonstranten gegenübergestanden. Beide Seiten waren durch die Bundesstraße voneinander getrennt.

Vier Busse erreichen ihr Ziel

Bis zum Abend waren etwa 120 neue Flüchtlinge in der Notunterkunft angekommen. Die insgesamt vier Busse mit den Migranten konnten das Gebäude ungehindert erreichen. In der Nacht zuvor hatten mehrere Hundert Menschen die Zufahrtsstraße zu dem ehemaligen Baumarkt blockiert. Sie pöbelten die Asylbewerber an und bewarfen Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern.

Auf den beiden jeweils knapp 3000 Quadratmeter großen Etagen des Baumarkt-Gebäudes sollen künftig bis zu 600 Menschen unterkommen. Ein privater Wachdienst wurde engagiert, die Firma soll für Ordnung und Sicherheit sorgen.

Polizei sichert künftige Asylunterkunft in Heidenau in Sachsen (Foto: dpa)
Die Polizei versucht, die Asylunterkunft zu schüztenBild: picture-alliance/dpa

Heidenaus Bürgermeister verurteilt Ausschreitungen

Heidenaus Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) hat die ausländerfeindlichen Randale und die Angriffe auf Polizisten in seiner Stadt verurteilt und die Einwohner zur Solidarität mit Flüchtlingen aufgefordert. "Menschlichkeit ist gefragt, kein materielles Opfer", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sachsen könne da noch viel leisten und Heidenau werde mitmachen. Opitz berichtete davon, dass er in sozialen Netzwerken zwar angefeindet werde, aber auch sehr viel Unterstützung von Bürgern erhalte.

Sachsens Behörden suchen ebenso wie andere Bundesländer händeringend nach Unterkunftsmöglichkeiten für Asylsuchende, weil bis Jahresende noch etwa 25.000 Flüchtlinge aus Kriegsgebieten und Asylbewerber aus anderen Staaten erwartet werden. Bis Ende Juli waren in Sachsen bereits 15.000 Betroffene registriert. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2014.

De Maizière: Angriffe auf Flüchtlinge sind unwürdig

Nach den Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die "gesamte Härte des Rechtsstaates" angekündigt. "Wir haben eine gewaltige Welle von Hilfsbereitschaft, aber zugleich einen Anstieg von Hass, Beleidigungen und Gewalt gegen Asylbewerber. Das ist für unser Land unwürdig und unanständig", sagte de Maizière der "Bild am Sonntag".

"Jeder, der so denkt, sollte sich auch nur für einen Moment vorstellen, er wäre in der Situation der Flüchtlinge", sagte de Maizière weiter. Auch ein Asylbewerber, "der morgen abgeschoben wird", habe heute Anspruch auf eine faire Behandlung und darauf, in Frieden zu leben.

Ein Appell auch an die Flüchtlinge

De Maizière ermahnte gleichzeitig auch die Flüchtlinge, friedlich zu bleiben. Von den Asylbewerbern sei zu erwarten, dass sie Recht und Gesetz einhielten und sich nach den hier geltenden Regeln verhielten.

haz/qu/as (dpa, afp)