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Wie viele Journalistenmorde waren in Prag geplant?

31. Juli 2002

– Zeuge im Fall Srba: "Neben Redakteurin Slonkova wurde auch einem TV-Journalisten gedroht"

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Prag, 30.7.2002, RADIO PRAG, deutsch, Martina Schneibergova

Die Reporterin der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes", Sabina Slonkova, war offensichtlich nicht die einzige Journalistin, der im Zusammenhang mit den dubiosen Aktivitäten von Karel Srba (Ex-Staatssekretär im Prager Außenamt unter Ex-Außenminister Jan Kavan – MD) der Tod drohte. (...) Srba wird verdächtigt, die Ermordung der Journalistin in Auftrag gegeben zu haben. Neue Informationen zum Fall Srba erfuhr die Polizei am Montag (29.7.) vom ehemaligen Chef des Konferenzzentrums "Stirin", Vaclav Hruby.

Hruby war bis 1999 Leiter des Konferenzzentrums "Stirin", das dem Außenministerium untergeordnet ist. Von seinem Posten wurde er angeblich wegen der schlechten Ergebnisse einer Ausschreibung entlassen. Er behauptet jedoch, er sei abberufen worden, weil er es abgelehnt habe, gefälschte Beweise für Erklärungen des damaligen Premiers Milos Zeman zu liefern.

Zeman hatte 1999 unter Berufung auf Informationen des damaligen Außenministers Jan Kavan Ex-Außenminister Josef Zieleniec der Bestechung von Journalisten beschuldigt. Beweise für eine Korruption konnten jedoch weder Zeman, noch Kavan vorlegen. Die Polizei kam damals zu dem Schluss, dass Zieleniec Opfer einer Verleumdung geworden sei. Der Täter wurde nicht gefunden.

Hruby erklärte, nachdem er es abgelehnt hatte, die verlangten gefälschten Beweise über Korruption zu liefern, wurde er vom damaligen Kanzleichef des Außenministeriums Srba erpresst und es wurde ihm mit seiner Liquidierung gedroht. Als Hruby damals Srba als Erpresser bezeichnete, wurde er von ihm angeklagt. Er musste sich bei Srba entschuldigen und ihm eine Entschädigungssumme von 50.000 Kronen zahlen.

Hruby informierte am Montag die Polizei darüber, Slonkova sei nicht die einzige Journalistin gewesen, deren Leben gefährdet war: "Es wurde auch einem anderen Journalisten neben Sabina Slonkova gedroht. Es ist ein Fernsehmitarbeiter." Der Name des Bedrohten wird von der Polizei geheimgehalten.

Hruby traute sich erst jetzt auszusagen, nachdem Ex-Kanzleichef Srba verhaftet wurde. "Jetzt geht es um eine völlig neue Situation. Ich habe es selbstverständlich früher nicht veröffentlicht, weil es diese Drohungen gab. Meine Befürchtungen waren ernsthaft und auch berechtigt."

Sämtliche Informationen über die Untersuchungen des Falls Srba und weiterer Verdächtigen, die am Mordkomplott gegen die Journalistin Sabina Slonkova beteiligt waren, werden von der Polizei geheimgehalten.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur CTK soll Hruby die Polizei auch über die Tätigkeit von Srbas Freundin Tomsovicova informiert haben, die in Srbas Auftrag als Kontrolleurin in "Stirin" arbeitete. Auch sie wird der Verwicklung in das Mordkomplott verdächtigt und befindet sich in Haft. Die Kriminalpolizei wird offensichtlich auch den Fall des Konferenzzentrums "Stirin" von 1999 erneut untersuchen, der damals ergebnislos eingestellt wurde. (ykk)