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Wie viel Käse ist im Käse?

6. Juli 2011

Es klingt wie ein Erfolg für die Verbraucher: Das EU-Parlament hat nach langem Streit die Regeln für bessere Informationen über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln verabschiedet. Doch Verbraucherschützer sind enttäuscht.

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Der sogenannte Analogkäse (Archivfoto: dpa)
Kein Käse, sondern "Käse-Ersatz aus pflanzlichen Rohstoffen"Bild: picture-alliance/ dpa

Wie viel Käse ist wirklich im Analogkäse? Oder: Was hat Klebefleisch noch mit Fleisch zu tun? Diese Fragen stellt man sich nicht nur als Kunde im Supermarkt. Diese Fragen haben auch Verbraucherorganisationen wie etwa Foodwatch oder der Bundesverband Verbraucherzentrale immer wieder aufgeworfen. Was nun als Antworten aus Straßburg kommt, kann diese Organisationen nicht zufriedenstellen.

Analogschinken (Foto: dpa)
Sieht aus wie Schinken, ist es aber nichtBild: picture-alliance/ dpa

Denn das EU-Parlament stimmte an diesem Mittwoch (06.07.2011) nach zähen Verhandlungen mit dem Ministerrat für einen Kompromiss. Danach müssen künftig in ganz Europa Kalorien und die wichtigsten Nährstoffe – Salz, Zucker, Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett und gesättigte Fettsäuren – in Tabellen auf der Verpackung angegeben werden. Bei frischem Fleisch und Fisch ist die Herkunft zu vermerken. Verarbeitete Fleisch- und Fischprodukte sind davon aber bereits ausgenommen. Was die bereits erwähnten Lebensmittel-Imitate angeht, werden allerdings künftig bestimmte Angaben zur Pflicht: So muss etwa bei Analogkäse aus Pflanzenfett auf der Vorderseite der Verpackung künftig der wahre Inhalt neben dem Markennamen erscheinen. Und bei Klebefleisch, das mit Enzymen "verleimt" wird, soll sich der Hinweis finden: "Aus Fleischstücken zusammengefügt".

Die Ampel ist aus

Damit ist allerdings die von Verbraucherschützern verlangte und von der Lebensmittelindustrie bekämpfte Ampelkennzeichnung in den Farben Rot, Gelb und Grün wohl endgültig vom Tisch. Eine vertane Chance, erklärte der europäische Verbraucherverband BEUC in Brüssel. Denn die Neuregelung werde es den Kunden nicht ermöglichen, "auf einen Blick das gesündeste Produkt zu wählen". Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sprach dagegen von mehr Transparanz und von einem "wichtigen Schritt zum Schutz vor Täuschung".

Fischprodukt mit Lebensmittelampel (Foto: dpa)
So hätte die Ampel aussehen könnenBild: picture alliance / dpa

Der Neuregelung zufolge müssen die Inhaltsstoffe künftig pro hundert Gramm des jeweiligen Lebensmittels deutlich werden. Allergene sollen auf der Zutatenliste fett gedruckt werden, damit sie besser zu erkennen sind. Auch Restaurants und Kantinen müssen auf Allergene hinweisen.

Etikettenschwindel?

Ein weiterer Haken an der Sache: Der Lebensmittelindustrie werden großzügige Fristen von drei bis fünf Jahren gegeben, um die neuen Regeln zu befolgen. Auch das bringt die Organisation Foodwatch und andere dazu, von einem Etikettenschwindel zu sprechen. Die Bestimmungen brächten kaum Fortschritte für die Konsumenten. Und die in Berlin ansässige Organisation legt noch einen drauf: Die Industrie habe sich ihren Kampf gegen schärfere Regeln mehr als eine Milliarde Euro kosten lassen.

Autor: Marko Langer (mit dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Ursula Kissel