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Wie teuer darf ein Bundesligaspiel sein?

Thomas Klein9. Oktober 2012

Die Diskussion um zu hohe Eintrittspreise für Bundesligaspiele nimmt kein Ende. Viele Fans boykottieren überteuerte Spiele, dabei liegen die Preise im europäischen Vergleich nur auf dem dritten Platz.

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Fans von Borussia Dortmund. (Foto: REUTERS)
Fans von Borussia DortmundBild: Reuters

Wenn ein Vater mit seinem Sohn zu einem Bundesligaspiel seines Lieblingsvereins geht, kostet ihn das mindestens 20 Euro - auf der Stehtribüne wohlgemerkt. Würden die beiden aber zum Spiel des 1. FC Nürnberg gegen Rekordmeister Bayern München gehen, müssten sie sogar 46 Euro bezahlen. Der Grund ist der sogenannte Topspiel-Zuschlag, den Bundesligavereine verlangen, wenn es interessante Begegnungen gibt. "Wir sind im freien Markt, wo Angebot und Nachfrage besteht", erklärte Daniel Kirchner, Leiter für Stadion und Spielbetrieb beim 1. FC Nürnberg. Möchten Vater und Sohn lieber sitzen als stehen, wird aus dem Fußballnachmittag schnell ein teures Vergnügen

Für viele Anhänger sind die hohen Eintrittspreise aber nicht nachvollziehbar. Gerade der Fan-Nachwuchs müsse sich eine Karte leisten können, so die Forderung von Marc Quambusch. Im September 2010 hatte er die Fan-Initiative "Kein Zwanni für nen Steher" ins Leben gerufen. Damals verzichteten zahlreiche BVB-Fans auf den Besuch des Revierderbys gegen Schalke 04. So wurden 1500 Karten zurückgegeben, der Gästeblock war fast leer. "Das war das erste nicht ausverkaufte Derby seit vielen Jahren", freute sich Quambusch über den Erfolg seiner Aktion.

"Schlag ins Gesicht"

Im Durchschnitt zahlten Fußball-Anhänger nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) in der abgelaufenen Spielzeit knapp 23 Euro für eine Karte, in England und Spanien sind es dagegen über 40 Euro. Insgesamt verbuchten die deutschen Klubs nach Angaben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in der Saison 2010/11 Einnahmen in Höhe von 411 Millionen Euro. Damit belegen die Bundesliga-Vereine im internationalen Ranking den dritten Platz hinter England (610 Millionen Euro) und Spanien (428). Auch in dieser Saison haben fast alle Vereine der 1. Bundesliga ihre Ticketpreise erhöht, lediglich Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verlangte nicht mehr Geld. "Das wäre ein Schlag ins Gesicht gewesen", begründete Vereinssprecher Tom Koster diesen Schritt. "Wir haben diese Preispolitik bewusst so gewählt."

Im Durchschnitt besuchen 42.000 Zuschauer ein Bundesligaspiel - Das ist Spitze in Europa. (Foto: dpa)
Im Durchschnitt besuchen 42.000 Zuschauer ein Bundesligaspiel - Das ist Spitze in EuropaBild: picture-alliance/ dpa

Umsatzsteigerung möglich

Doch die Düsseldorfer sind eher die Ausnahme als die Regel, denn das Gros der Klubs schließt auch in Zukunft Preiserhöhungen nicht aus. "Die Vereine tun gut daran, die Preise in Maßen zu erhöhen", sagt Philipp Biermann, Marketing-Experte und Partner der Unternehmensberatung Simon Kucher. Er hält eine weitere Umsatzsteigerung von mehreren Millionen Euro pro Saison durchaus für möglich. Seine Idee: Biermann will die Stehplatz-Preise niedrig halten und so den Fan-Nachwuchs in die Stadien locken. Bei den ohnehin schon teureren Sitzplatz- und Dauerkarten wäre dagegen ein zusätzlicher Preisaufschlag möglich. "Teenager müssen sich ihren Stehplatz leisten können, weil sie erst am Anfang ihrer Fan-Karriere stehen, erst in späteren Jahren wechseln sie auf die Sitzplätze", sagte der Experte.

"Geld wird knapper"

Trotz Kritik der Anhänger und obwohl die Ticketpreise in dieser Saison noch einmal angehoben wurden, schnellten die Dauerkartenverkäufe weiter in die Höhe. Durchschnittlich hat jeder Verein bereits vor der Öffnung der Tageskartenschalter 26.805 Plätze bei seinen Heimspielen besetzt. "Die Bundesliga ist ungeheuer attraktiv. Wir sind die Zuschauer-stärkste Fußball-Liga der Welt", freute sich Ligapräsident Reinhard Rauball. In der Tat verzeichnet die Bundesliga derzeit den höchsten Zuschauerschnitt in Europa, doch wie lange noch?

Für die Fans ist die Sache klar: "Fußball muss bezahlbar bleiben." Und auch Marc Quambusch erinnerte die Vereine daran, von was sie in Zukunft leben würden. "Wenn ich mir mit 18, 19, 20 keine Karte leisten kann, werde ich auch später nicht mehr dazu kommen", kritisierte er. Auch Fußball-Idol Uwe Seeler stellte sich auf die Seite der Fans. "Bislang ist alles nur nach oben explodiert, da muss man vorsichtig sein, ein Gefühl für Fan und Zuschauer haben, denn das Geld wird knapper", sagte der ehemalige Nationalspieler.