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Wie klimafreundlich ist Deutschland?

7. Mai 2010

Methanrülpsende Kühe, Trabis, die zu Saubermännern werden und Windräder fernab der Zivilisation – das alles ist Deutschland 360 Grad. Neben vier Fahrzeugen gab´s auch eine überraschende CO2-Bilanz.

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Strom aus Gülle, Öl aus Raps: wie klimafreundlich ist Deutschland?Bild: Jürgen Uting

Wir waren unterwegs durch Deutschland – und mit uns im Gepäck die Frage, wie klimafreundlich Deutschland wirklich ist. Also, was bleibt nach fünf Tagen Deutschland 360 Grad?

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Biogasanlage in JühndeBild: DW

Fasziniert haben uns zunächst einmal die vielen technischen Innovationen. Der Technikstandort Deutschland scheint alles in die Waagschale zu werfen, um den Klimawandel aufzuhalten. 60 Kilometer vor der deutschen Nordeeküste stehen zum Beispiel seit dem vergangenen Jahr zwölf Windräder mitten im Meer. Sie nutzen den Wind der See und versorgen so 50.000 Haushalte mit Strom. Ein Millionenprojekt, das die Bundesregierung großzügig subventioniert. Doch auch im Kleinen haben wir gesehen, was mit Hilfe der Technik schon möglich ist: Die Dörfer Jühnde und Barlissen in Niedersachsen setzen seit fünf Jahren auf Strom aus Biomasse und haben ihre eigenen, kleinen Biogasanlagen installiert. Damit decken sie nicht nur ihren kompletten Eigenbedarf, sondern können obendrein noch die Hälfte der produzierten Energie ins deutsche Stromnetz einspeisen. Und dass auch aus Stinkern echte Öko-Flitzer werden können, beweist der Karosseriebauer Indikar aus Wilkau-Haßlau in Sachsen. In ausrangierte DDR-Trabants pflanzen die Techniker hier Elektromotoren ein und bringen die Pappautos so wieder auf Trab – die perfekte Symbiose aus längst Vergangenem und Zukunftsvision.

Der Klimawandel vor der Haustür

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Der Offshore-Windpark Alpha Ventus liefert sauberen Strom, ist aber nur durch Subventionen vom Bund wirtschaftlich zu betreiben.Bild: picture alliance / dpa

Die Reise hat uns vor allem eins klar gemacht: Der Klimawandel ist nichts Abstraktes, was irgendwo in den Abendnachrichten stattfindet, sondern jeder kann ihn sehen – wenn er nur richtig hinschaut. Zum Beispiel im Nationalpark Wattenmeer. In List auf Sylt haben wir erfahren, dass durch die Erderwärmung heute Arten im Wattenmeer zu finden sind, die ursprünglich im Pazifik heimisch waren! Die Arten wurden vorher mit dem Ballastwasser großer Schiffe eingeschleppt. Auch auf dem Schneeferner-Gletscher an der Zugspitze in Bayern schlagen die Forscher Alarm: wird der Klimawandel nicht eingedämmt, wird der Gletscher in 15 Jahren schneefrei sein.

Der Klimawandel ist von Menschen gemacht. Und das haben viele von ihnen verstanden. Wir sind auf viel guten Willen und noch mehr Engagement gestoßen. Auf Menschen, die sich Gedanken darüber machen, wie sie ganz persönlich helfen können den Klimawandel aufzuhalten. Nicht jede Idee ist ausgereift, viele Konzepte sind wirtschaftlich (noch) nicht praktikabel. Ein guter Anfang ist vielerorts aber gemacht.

Nicht jeder Klimafreund ist wirklich sauber

Ob wir selbst mit unseren Fahrzeugen dazu beigetragen haben? Nun ja. Jedes Team war mit einem anderen, vermeintlich klimafreundlichen Fahrzeug unterwegs und die Frage lautete: Wer pustet das meiste CO2 in die Luft – das Hybridauto, das Fahrrad, die Bahn oder das Elektroauto? Wir haben unseren eigenen CO2-Ausstoß berechnet.

Überraschend dabei, dass man auch mit vermeintlich klimafreundlichen Fahrzeugen noch relativ viel CO2 verbraucht - bestes Beispiel ist hier die Bahn, die sich selbst ja eigentlich als Klimaschützer vermarktet. Schließlich ist auch eine ganze Menge CO2 nötig, um die Infrastruktur bereitstellen zu können, die den Zug erst fahren lässt. Auch der Strom für das Elektroauto kommt nicht komplett klimaneutral in den Akku. Und das Hybridauto ist zwar deutlich sparsamer als ein vergleichbares, reines Benzinfahrzeug. Bei über 2000 gefahrenen Kilometern gingen aber auch hier mehrere Tankfüllungen in die Atmosphäre. Vom insgesamt fünfzigminütigen Helikopterflug zum Offshore-Windpark ganz zu schweigen. Die anstrengendste, aber definitiv sauberste Variante und damit der Sieger des volontärinternen Klima-Wettkampfs war ganz klar das Fahrrad. Das Zweirrad verbrennt zwar kaum CO2, dafür aber um so mehr Kalorien – und ist damit garantiert auch ein Zukunftsmodell.

Foto: DW
Die Klimabilanz von fünf Tagen "Deutschland 360 Grad"

Autor: Friedel Taube
Redaktion: Brigitta Moll/Martin Muno