1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Elbe-Fluten bedrängen Magdeburg

9. Juni 2013

Aufatmen oder Weiterbangen? Noch weiß niemand genau, was die nächsten Stunden den Hochwassergebieten im Osten Deutschlands bringen werden. Sicher ist: In Magdeburg und Wittenberge ist die Lage besonders kritisch.

https://p.dw.com/p/18mKa
Bundeswehr-Soldaten beim Kampf gegen das Hochwasser in Magdeburg, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/Citypress24

In Magdeburg, der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt, stand die Elbe am Mittag bei 7,50 Metern, rund 80 Zentimeter höher als bei der Jahrhundertflut 2002. Normal sind dort zwei Meter.

Wie hoch das Wasser in den nächsten Tagen in Magdeburg noch steigen könnte, kann derzeit niemand abschätzen. Ein Altenpflegeheim wurde geräumt. Auch ein Umspannwerk und der Stadtteil Rothensee, in dem ein großer Binnenhafen und viel Industrie angesiedelt ist, sind gefährdet. Die Elbebrücke bei Magdeburg wurde für den Fern- und Regionalbahnverkehr gesperrt. Im Ortsteil Rothensee wurden die Bewohner aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Stadt, in der knapp 230.000 Menschen leben, stellte Notunterkünfte bereit.

Magdeburg erwartet Rekordpegel

Südlich von Magdeburg, am Zusammenfluss von Saale und Elbe, brach ein Damm. Der Krisenstab der Landesregierung von Sachsen-Anhalt rief rund 150 noch in ihren Ortschaften verbliebene Menschen auf, sofort in höhergelegene Gebiete zu flüchten. Betroffen von der Räumung ist ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern.

Weiter nördlich, in Wittenberge in Brandenburg hat das Hochwasser der Elbe  am Sonntagmorgen einen historischen Höchststand von 7,67 Meter erreicht, 25 Zentimeter mehr als 2002. 1500 Bewohner der Altstadt wurden gebeten, ihre Häuser zu verlassen. "Bisher wurde das Angebot aber nur sehr verhalten angenommen", sagte ein Sprecher des Krisenstabs. Einige Bewohner wurden mit Bussen in eine Notunterkunft gebracht.

Zehntausende Sandsäcke im Kampf gegen die Flut

An die Deiche bei Mühlberg hatten zahlreiche Helfer und Bundeswehrsoldaten zuletzt 35.000 Sandsäcke geschleppt. Dort wird in drei bis vier Tagen mit einer spürbaren Entspannung gerechnet. Bis dahin müssen die Dämme halten und auch noch einige Tage darüber hinaus - denn auch das abfließende Wasser drückt noch mit einer gewaltigen Wucht gegen die Deiche.

Unterdessen rollt die Flutwelle weiter gen Norden. In Norddeutschland könnte sich die Lage dabei stärker zuspitzen als zunächst vorhergesagt. Experten korrigierten Prognosen für Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein deutlich nach oben. Bundesweit stemmen sich inzwischen rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut. Mindestens sieben Menschen starben, mehrere werden vermisst.

Neuer Starkregen vorausgesagt

Wann die Fluten tatsächlich zurückgehen und die Flüsse wieder normale Pegelstände aufweisen, ist offen. Tatsache ist: Für die kommenden Tage sagen Meteorologen schon wieder Starkregen in der Mitte und im Süden Deutschlands sowie in Tschechien und Polen voraus.

Bundespräsident Joachim Gauck bedankt sich bei Helfern in der Hochwasserregion Halle an der Saale, Foto: dpa
Bundespräsident Gauck dankt Helfern in Halle an der SaaleBild: picture-alliance/dpa

Mit dem Besuch eines Gottesdienstes startete Bundespräsident Joachim Gauck in Sachsen-Anhalt seinen Aufenthalt in den ostdeutschen Hochwassergebieten. "Man kann
sich nicht vorstellen, was da alles zu bewältigen ist", sagte Gauck. Gauck will auch mit Helfern der Flutkatastrophe an der Saale sprechen und eine überflutete Kita
besuchen. Anschließend will er ins sächsische Meißen weiterfahren.

Wo das Wasser schon wieder abfließt, bleiben stinkender Schlamm und Sperrmüllberge zurück. Viele Anwohner sind fassungslos. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Flutopfern, man werde beim Wiederaufbau alles tun, was möglich sei. Gleichzeitig lobte sie erneut die Solidarität der Menschen: "Deutschland steht in bewundernswerter Weise zusammen in diesen Tagen - und das soll auch so bleiben."  Finanzminister Wolfgang Schäuble deutete an, dass die Hilfen für Flutopfer aufgestockt werden könnten. Bisher hat der Bund 100 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt.

haz/gmf (dpa, rtr)