Wie Deutschland Flüchtlingen hilft
Im letzten Jahr kamen 200.000 Flüchtlinge nach Deutschland. 2015 sollen es 750.000 sein. Überall im Land gibt es Menschen, die helfen. Wer sind die Helfer und was tun sie? Ein kleiner Überblick.
Bücher
Der Architekt Günter Reichert macht Schreibübungen mit Flüchtlingskindern. Er gründete in Nürnberg die bundesweit erste Bibliothek für Asylbewerber. Sie können hier kostenlos Deutsch lernen und Bücher leihen. Traumatisierte Kinder erhalten in der "Asylothek" auch Orientierung und Geborgenheit. "Mein Ziel ist, dass es bis Jahresende 50 Asylotheken in Deutschland gibt," sagt Reichert.
Dolmetschen
Die Kunststudentin Natalia arbeitet in ihrer Freizeit ehrenamtlich als Dolmetscherin in einem Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in der deutschen Hauptstadt. Sie ist eine der dort tätigen gut 100 Sprachmittler. Auch früher schon übersetzte sie bei anderen Beratungsstellen Arabisch und Russisch. Die junge Frau begleitete Menschen zum Jobcenter, zum Arzt oder zur Wohnungsbesichtigung.
Willkommenskreis
Hildegard Nies-Nachtsheim wohnt gegenüber einem Asylheim in einer kleinen Gemeinde in Brandenburg. Als hier im Sommer 2013 die ersten 180 Flüchtlinge ankommen, gründet sie mit ihrem Mann Horst einen Willkommenskreis. Er betreut Menschen vieler Nationen und hilft, wo er nur kann. Bei Behördengängen, bei Arzt-Besuchen, bei Besorgungen aller Art. Flüchtlinge werden auch zum Kaffee eingeladen.
Internetzugang
Sven Borchert und seine Freunde von der Initiative "Freifunk" versorgen Unterkünfte für Flüchtlinge in Dortmund mit kostenlosem Internet. Sie stellen WLAN-Router in die Heime. Finanziert wird die technische Hilfe aus Spenden. Mehr als 400 Flüchtlinge in Dortmund können so mittlerweile im Web surfen.
Alltagshilfe
Carola Lange ist Vorsitzende des Unterstützerkreises für Flüchtlinge in einer Kreisstadt in Sachsen. Sie und ihre rund 40 Mitstreiter betreuen Asylsuchende. Auch die Freizeitgestaltung ist ein wichtiges Anliegen: "Die Leute haben nichts zu tun. Das ist das größte Problem der Flüchtlinge. Die können nur warten." Sie erzählt davon, wie gern die Asylbewerber Deutsch lernen und auch arbeiten möchten.
Hotline für Helfer
Die Berliner Stiftung "Gute-Tat.de" unterstützt schon länger auch Flüchtlinge in der Hauptstadt. Nun nahm sie ihre Arbeit als neue Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingspolitik auf. Die Stiftung betreibt jetzt eine Telefon-Hotline. Dort können sich Freiwillige, die sich engagieren wollen, informieren.
Netzwerk für Akademiker
Unter Flüchtlingen sind oft auch Akademiker. Für sie haben Studenten in Frankfurt eine Organisation gegründet, damit sie schneller Anschluss an Hochschulen und später eventuell auch eine Arbeit finden können. Das Netzwerk Academic Experience Worldwide (AEW) vermittelt auch Deutschkurse. Man lernt in Tandems, wie hier Tim Schwarz (li.) und ein Flüchtling aus Syrien.
Initiative an der Ruhr
Reinhard Jehles führt in Mülheim an der Ruhr ein kleines Unternehmen. Vor einem Jahr ruft er über Facebook zu Spenden für eine kinderreiche irakische Flüchtlingsfamilie auf. Aus dem Internetaufruf ist inzwischen eine Flüchtlingsinitiative "Willkommen in Mülheim" mit eigenem "Warenhaus" geworden. Helferin Nabelia sortiert dort Spenden. Alles, was noch gut ist, wird an Flüchtlinge weitergegeben.
Sport-Aktion für Spenden
Nicole Tzanakis und Cornelius Kaup starten am 10. August mit dem Longboard auf eine Tour: von Düsseldorf bis nach Hamburg, insgesamt 444 Kilometer in fünf Tagen. Dabei werben sie für Unterstützung der Flüchtlingshilfe. Das Ergebnis: fast 7000 Euro. Das Geld geht an die Flüchtlingsorganisation "Stay", die sich für Krisen- und Kriegsopfer einsetzt.
Promis als Helfer
Auch viele Prominente - wie Schauspieler Till Schweiger, der ein Flüchtlingsheim baut - tun alles, damit den Geflüchteten in Deutschland geholfen wird. Schweigers Kollegin, Schauspielerin Sarah Tkotsch, macht sich selbst ein Bild über die Situation der Menschen auf dem Gelände eines Aufnahmelagers in Berlin. Als freiwillige Helferin verteilt sie Essensportionen und Getränke.
Mit Flüchtlingen leben
Der Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt (CDU) aus Brandenburg nimmt im Juli zwei Asylbewerber aus Eritrea in seinem privaten Haus auf. Er kümmert sich um sie. Patzelts Ehefrau gibt den beiden Deutschunterricht und sagt, dass es ihr Spaß macht. Weil die beiden sehr viel und herzlich lachen. Mit den Eritreaern sei auch sehr gute Laune ins Haus gekommen.
Notunterkunft Kaserne
In der Gemeinde Seeth in Nordfriesland wird Mitte Juli innerhalb weniger Tage eine ehemalige Kaserne zu einem Aufnahmezentrum für Flüchtlinge umgebaut. Bis zu 600 Menschen können hier ein Obdach finden. Dutzende Helfer sind im Einsatz, damit hier auch Familien mit Kindern leben können. Brigitte Wottka sortiert in der Kleiderkammer gespendete Windeln ein.