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Wichtiger Rebellenchef in Syrien getötet

26. Dezember 2015

Gut einen Monat vor dem geplanten Beginn von Friedensgesprächen für Syrien ist ein wichtiger Anführer der Rebellen getötet worden. Ein Abkommen mit dem Assad-Regime über den Abzug von IS-Kämpfern wurde offenbar gekippt.

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Getöteter Rebellenführer Sahran Allusch (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/A.AlmohibanyGetty Images/AFP/A.Almohibany

Die radikal-islamischen Rebellen in Syrien haben einen ihrer wichtigsten Kommandeure verloren. Die syrische Armee bestätigte, Sahran Allusch, der Chef der einflussreichen Miliz Dschaisch al-Islam ("Armee des Islam"), sei bei einem Luftangriff in einem Vorort von Damaskus getötet worden.

Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London starben mit dem 44-Jährigen fünf weitere Anführer der Miliz. Sie hätten zum Zeitpunkt des Luftschlags über einen Angriff auf Regierungstruppen und die mit diesen verbündete libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah beraten.

Rebellen beschuldigen russische Luftwaffe

Unklar ist, ob russische oder syrische Kampfjets den Angriff ausgeführt haben. Von Seiten der Rebellen hieß es, Allusch sei durch russische Raketen getötet worden. Hingegen erklärte die syrische Armee, sie selbst habe die Angriffe geflogen. Beobachtern zufolge könnte der Tod des Milizenchefs dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad den Rücken stärken bei den für Ende Januar geplanten Friedensgesprächen mit der Opposition.

Dschaisch al-Islam gilt als eine der größten und am besten organisierten Rebellengruppen in Syrien mit Tausenden Kämpfern. Die sunnitische Miliz kontrolliert die Region Ost-Goutha, über die die Truppen von al-Assad wieder die Kontrolle bekommen wollen. Allusch hatte sich gegen die radikalen Ideologien der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und des Terrornetzwerks Al-Kaida gestellt und war für eine moderatere Ausprägung des Islam eingetreten.

Unterstützung aus Riad

Dschaisch al-Islam nahm im Dezember an der Einigungskonferenz der syrischen Opposition in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad teil, die Verhandlungen mit dem Regime vorbereitete. Medienberichten zufolge wurde die Miliz längere Zeit mit Millionenbeträgen aus Saudi-Arabien unterstützt.

Allusch, Sohn eines in Saudi-Arabien lebenden islamischen Geistlichen, war zu Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 im Zuge einer Amnestie aus dem Gefängnis freigekommen, zusammen mit weiteren Islamisten. Zu seinem Nachfolger an der Spitze der Miliz wurde bereits einer seiner Stellvertreter, Abu Hamam al-Bujdani, ernannt.

Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, die nach Angaben aus Moskau vor allem dem IS gelten. Seither wurden aber auch zahlreiche Anführer von moderateren Rebellengruppen getötet. Kritiker werfen Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, mit den Luftangriffen vor allem solche Milizen zu bekämpfen, um dem Assad-Regime Vorteile zu verschaffen.

Abkommen Assads mit IS wohl gescheitert

Unterdessen meldet der Fernsehsender der libanesischen Hisbollah-Miliz, ein als Verhandlungserfolg gewerteter Deal zwischen Dschihadisten und dem Assad-Regime sei gekippt worden.

Erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs hatte sich die syrische Regierung zuvor mit dem IS unter UN-Vermittlung auf ein Abkommen verständigt, das Hunderten IS-Kämpfern und anderen Extremisten den Abzug aus mehreren Stadtvierteln von Damaskus und dem palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk im Süden der Stadt ermöglichen sollte. Das Abkommen sei hinfällig, nachdem Dschaisch-al-Islam-Chef Allusch getötet wurde, hieß es in dem TV-Sender.

Zerstörungen im Palästinenserlager Jarmuk in Damaskus (Foto: dpa)
Zerstörungen im Palästinenserlager Jarmuk in DamaskusBild: picture-alliance/dpa/Y. Badawi

Vor allem in Jarmuk ist die Versorgungslage katastrophal. Das Palästinenserlager wird seit Mitte 2013 von der syrischen Armee belagert. Anfang April übernahmen IS- und Al-Nusra-Kämpfer große Teile des Viertels und lieferten sich heftige Kämpfe mit palästinensischen Milizen, die den Rest kontrollieren. Von den einst 160.000 Einwohnern Jarmuks sollen dort zur Zeit nur noch knapp 7000 palästinensische und syrische Zivilisten leben.

wl/jj/se (dpa, afp, rtr)