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Diplomatie

Michael Knigge5. Dezember 2008

US-Botschafter Timken verlässt Deutschland nach dreijähriger Amtszeit. Mit der richtigen Wahl eines Nachfolgers könnte Präsident Obama den deutsch-amerikanischen Beziehungen neuen Schwung verleihen, meint Michael Knigge.

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Bild: DW

Mit der Rückkehr des US-amerikanischen Botschafters aus Deutschland in die USA kann Barack Obama sein Wahlkampf-Motto "Wandel, an den wir glauben können" auch in Berlin in die Tat umsetzen. William Timken, der die USA drei Jahre lang in Deutschland vertrat, war ein langjähriger Unterstützer von George W. Bush. Zwar verfügt der erfolgreiche Unternehmer aus dem US-Bundesstaat Ohio über biographische Wurzeln in Deutschland, ansonsten hatte Timken vor seiner Ernennung zum Botschafter wenig Berührungspunkte mit deutscher Politik.

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Michael Knigge, Leiter der deutschen Online-Redaktion

Sein Vorgänger im Amt, der ehemalige Senator Daniel Coats - vor seiner Ernennung zum Botschafter in Berlin war Coats auch als US-Verteidigungsminister im Gespräch - war dagegen politisch erfahren und versiert. Allerdings waren sowohl Coats wie auch Timken der breiten deutschen Öffentlichkeit kaum bekannt. Dies lag zum einen sicher an den fehlenden Sprachkenntnissen, aber zum anderen hatte man gelegentlich auch den Eindruck, dass für beide die Kommunikation mit den Deutschen, also der zugegeben schwierige Versuch die US-amerikanische Politik zu erklären, keine ganz hohe Priorität hatte.

Wichtige Rolle für US-Institutionen

Daher war es auch kein Wunder, dass die Aufgabe, die US-Politik zu erläutern und zu verteidigen, in der Amtszeit von Präsident Bush größtenteils US-Institutionen in Berlin wie der American Academy und dem Aspen Institute zufiel. Letzteres galt unter der Leitung des umtriebigen Jeff Gedmin für Besucher aus Washington, aber auch für deutsche Beobachter eine zeitlang als inoffizielle Botschaft.

Das dies nicht zwingend so sein muss, dass US-Botschafter nicht nur Regierungsvertreter, sondern auch engagierte Mittler zwischen den Kulturen sein können, zeigen die Beispiele John Kornblum und Vernon Walters. Beide erläuterten die Positionen, die Kultur und die Geschichte der USA nicht nur auf politischer Ebene, sondern mischten sich auch regelmäßig in Debatten ein, die in Deutschland geführt worden. Beide hatten Deutschland bereits vor ihrer Zeit als Botschafter kennen und schätzen gelernt. Durch diese Erfahrung und den Wunsch, die Vereinigten Staaten ganz praktisch auch den Bürgern dieses Landes nahe zu bringen, wurden sie zum wirklichen Repräsentanten der USA, zum Gesicht des Landes.

Gesicht der USA gesucht

Für die deutsch-amerikanischen Beziehungen wäre es wichtig, wenn Präsident Obama einen Botschafter ernennt, der nicht nur Statthalter in Berlin ist, sondern zum Gesicht der USA in Deutschland werden kann. Passende Kandidaten dafür gäbe es.