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Todesursache Lärm

22. August 2007

Sie dürfen es auch laut sagen: Eine neue Studie der WHO nimmt sich endlich einer Geißel der modernen Menschheit an: des Krachs am Ohr und seiner katastrophalen Folgen für die eigene Gesundheit.

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Motorrad
Motorräder sind meistens ziemlich laut und gehören eigentlich auf öffentlichen Straßen verbotenBild: Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik

Lärm tötet nach vorläufigen Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO zehntausende Menschen pro Jahr. Allein die Langzeitbelastung durch Verkehrslärm sei in Europa für bis zu drei Prozent aller tödlichen Herzanfälle verantwortlich, berichtet das britische Magazin "New Scientist" in seiner kommenden Ausgabe vom 25.7.07 unter Berufung auf die UN-Organisation. Angesichts von weltweit sieben Millionen Toten pro Jahr durch so genannte ischämische Herzkrankheiten könnten jährlich mehr als 200.000 Todesfälle auf das Konto des Krachs gehen.

Darüber hinaus könne ein andauernd zu hoher Geräuschpegel zahlreiche weitere Gesundheitsfolgen haben, schreibt die Zeitschrift. Abgesehen von Herzkrankheiten durch Verkehrslärm zählt der "New Scientist" Schlafstörungen durch andauernde Hintergrundgeräusche sowie Hörschäden wie Schwerhörigkeit und Tinnitus durch laute Musik sowie Verkehrs- und Freizeitlärm auf. So gingen den vorläufigen WHO-Erkenntnissen zufolge allein in Europa jährlich mehr als eine halbe Million gesunde Lebensjahre durch verschiedene Formen der Lärmbelastung verloren.

Lernstörungen bei Kindern

Permanente, auch niedrigere Geräuschbelastung am Tag oder nachts könne auch zu Lernstörungen bei Kindern führen, heißt es. So habe eine schwedische Untersuchung in München gezeigt, dass sich das Langzeitgedächtnis bei Kindern in der Umgebung des Flughafens Riem nach Schließung des Flughafens um 25 Prozent gebessert habe. Im gleichen Umfang habe sich die Gedächtnisleistung von Kindern in der Umgebung des neuen Münchner Flughafens seit dem Betriebsbeginn dort verschlechtert.

Mann mit Fingern im Ohr
Nicht zum Aushalten ...Bild: BilderBox

Als Schwelle für mögliche Hörschäden gilt in der Medizin eine Lärmbelastung von 85 Dezibel (dB), die Schmerzgrenze liegt bei 120 bis 130 dB - das entspricht in etwa dem Krach eines in 100 Metern Entfernung startenden Düsenjets. In Wohnungen herrschen typischerweise 40 bis 50 dB, in Büros bis zu 65 dB. Im Straßenverkehr werden schnell 85 dB erreicht, Diskotheken und Rockkonzerte sind mit bis zu 110 dB oft deutlich lauter als ein Presslufthammer mit 100 dB - jeweils drei Dezibel mehr verdoppeln die Belastung für das Ohr. (kas)