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WG-Speed-Dating

Wolfram Hanke23. April 2012

In wenigen Minuten zum Traumpartner – das verspricht das Speed-Dating. Dieses Prinzip der Partnersuche nutzen Studenten aus Würzburg jetzt für die Zimmersuche in Wohngemeinschaften. Mit Erfolg.

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Zwei junge Menschen sitzen unter Umzugskartons (Foto: Fotolia/Ilike)
Bild: fotolia/Ilike

Susanne Lindner, Thomas Bögle und Sophia Guttenberger sitzen zusammen an einem Tisch in der Studentenkneipe "Kellerperle" in Würzburg. Gespannt sehen sie in den Raum und warten, wer sich für ein paar Minuten zu ihnen an den Tisch setzen wird. Die drei Studenten suchen einen neuen Mitbewohner für ihre Wohngemeinschaft. Im Hintergrund läuft Musik, fast jeder Tisch ist besetzt. Alle haben kleine Pappschilder mit Wäscheklammern am Pullover befestigt, auf denen steht, was gesucht oder geboten wird.

Auf ein Zeichen des Moderators geht es los. Fünf Minuten haben die Studierenden Zeit, um ihren potenziellen neuen Mitbewohner kennenzulernen. Dann werden die Gespräche durch den Moderator beendet und ein neuer Bewerber erhält die Chance, sich vorzustellen. An den Tisch von Susanne, Thomas und Sophia kommt Karl-Heinz Daub. Der 25-jährige will in Würzburg ein Studium beginnen und sucht eine bezahlbare Unterkunft. "Es gibt beim WG-Speed-Dating schon gute Angebote und nette Menschen", meint Karl-Heinz, "aber die Zimmergröße und der Preis sind nicht so ideal.“ Zehn Quadratmeter für 200 Euro – so viel möchte er nicht für ein WG-Zimmer bezahlen – auch wenn ihm Susanne, Thomas und Sophia durchaus sympathisch sind.

Würzburger Studentenkneipe "Kellerperle" (Foto: DW/Wolfram Hanke)
Karl-Heinz Daub (l.) im Gespräch mit Thomas, Sophia und SusanneBild: DW/W.Hanke

Wie bei der Suche nach einer neuen Liebe

Die drei Studenten nehmen zum ersten Mal an einem WG-Speed-Dating teil. Bisher kannten sie bei der Zimmersuche nur den herkömmlichen Weg über Anzeigen mit kleinen Abrisszetteln am Schwarzen Brett der Universität. Statt mit jedem Interessenten einen Termin auszumachen, können sie in der Kellerperle unkompliziert eine erste Auswahl geeigneter Kandidaten treffen. "Uns ist es vor allem wichtig, dass es keine reine Zweck-WG ist," sagt die 26-jährige Susanne. "Das Menschliche muss stimmen. Wir wollen auch mal zusammensitzen, gemeinsam kochen, ab und zu zusammen weggehen."

Beim WG-Speed-Dating ist die Auswahl an neuen Mitbewohnern riesig. Auf einen Anbieter kommen mindestens fünf Kandidaten. "Wohnungsnot ist gerade unter Studenten ein weit verbreitetes Problem", erklärt Organisatorin Kristina Helmerich. Sie hatte die Idee zum deutschlandweit einmaligen WG-Speed-Dating. "Fast jeder Studierende weiß, wie nervig Wohnungssuche sein kann. Gerade mit dem doppelten Abiturjahrgang und der überfüllten Uni in Würzburg ist unser WG-Speed-Dating eine nette Art, auf unkomplizierte Art einen WG-Partner zu finden."

Studierende in der Kneipe "Kellerperle" (Foto: DW/Wolfram Hanke)
Kandidatenkarussell beim WG-Speed-DatingBild: DW/W.Hanke

Wohnungsnot in Bayern ist groß

Doppelter Abiturjahrgang heißt, dass in Bayern die Schulzeit am Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt wird. Deshalb kommen dieses Jahr gleich zwei komplette Jahrgänge kurz hintereinander an die Universitäten. Das bedeutet, dass die Situation auf dem Wohnungsmarkt noch enger ist als sonst.

Das Studentenwerk in Würzburg hat als zentrale Anlaufstelle für Wohnungssuchende alle Hände voll zu tun. Geschäftsführer Michael Ullrich ist deshalb dankbar für alternative Modelle wie das WG-Speed-Dating in der Kellerperle. Ihn wundert es nicht, dass das Projekt auf Anhieb Erfolg hatte. "Gerade für Wohngemeinschaften ist es eine sehr gute Gelegenheit, sich die Mieter auszusuchen."

Eine zweite Chance für den WG-Traumpartner

Susanne, Thomas und Sophia allerdings sind nach dem Abend etwas enttäuscht. Sie haben zwar einige Telefonnummern bekommen, aber keinen künftigen Mitbewohner nach ihrem Geschmack gefunden. Der 19-jährige Stephan Hohenadel dagegen ist fündig geworden. Er hat einen neuen Mitbewohner für eine Vierer-WG in der Würzburger Innenstadt gesucht. "Ich habe jetzt vier Leute gesprochen und davon hat einer auf jeden Fall schon zugesagt", freut sich Stephan.

Mietverträge werden beim WG-Speed-Dating übrigens nicht unterschrieben. Auch wenn sich die Studierenden auf Anhieb mögen und zusammenpassen – niemand würde ein Zimmer nehmen, ohne es überhaupt gesehen zu haben. Trotzdem spart das WG-Speed-Dating Zeit und auch Geld. Es müssen keine Anzeigen geschaltet und mit diversen Interessenten Besichtigungstermine für die Zimmer ausgemacht werden. Kein Wunder also, dass das Projekt weitergehen wird. Und dann, so hoffen Susanne, Thomas und Sophia, finden auch sie ihren WG-Traumpartner.

Studierende in der Kneipe "Kellerperle" (Foto: DW/Wolfram Hanke)
Traumpartner gefunden: Stephan HohenadelBild: DW/W.Hanke