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Werden 3D-Drucker bald in jedem Haushalt zu finden sein?

26. August 2013

Ein Studiogespräch mit Prof. Boris Müller, FH Potsdam

https://p.dw.com/p/17pcY

DW: Herr Müller, mit Ihren Studenten benutzen Sie selbst auch 3D-Drucker. Was stellen Sie her?

Boris Müller:

Für uns ist der 3D-Drucker vor allem wichtig im Entwurfsprozess. Unsere Studierenden entwickeln inzwischen die ganzen Modelle, also die Digital-Modelle, auf dem Computer. Der 3D-Drucker ermöglicht uns dann einfach, sehr schnell solche Modelle auszudrucken. Zum Beispiel, wenn Sie ein neues Handy entwerfen: Dann entsteht der Entwurfsprozess am Computer, wir drücken auf den Knopf und haben plötzlich das Modell in der Hand und können dann die Qualität dieses Entwurfs tatsächlich in der Hand ausprobieren.

DW:
Welche Vorteile hat denn so eine Methode gegenüber einem normalen Modellbau?

BM:

Für uns ist der Modellbau sehr viel billiger geworden. Und es geht auch sehr viel schneller. Man kommt sehr zügig von einem Modell auf dem Computer zu einem realen Objekt.

DW:

Dank des Druckers.

BM:

Genau, dank des Druckers. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich für uns dadurch eine ganz neue Formsprache eröffnet. Wir können mit organischen, runderen Formen sehr viel besser experimentieren und kommen darüber zu einer ganz neuen Sprache.

DW:
Und das war vorher nicht möglich, solche runden, organischen Formen herzustellen?

BM:

Im Modellbau vor 10 oder 20 Jahren wäre so etwas fast unmöglich gewesen.

DW:

Sie haben zu unserem Gespräch etwas mitgebracht, was Sie auch mit einem 3D-Drucker haben drucken lassen. Was genau ist das?

BM:

Es ist eigentlich etwas ganz banales. Aber es ist ein sehr schönes Objekt. Das ist ein kleiner Serviettenring, der aus mehreren Buchstaben besteht. Hier wurde eine Zeile aus einem Gedicht gedruckt. Dieser Ring existiert nur ein einziges Mal.

DW:
Definitiv ein Unikat. Und damit könnte der 3D-Drucker für Tüftler, für Bastler oder für einen Goldschmied besonders spannend werden. Aber werden wir ihn tatsächlich zu Hause haben? Werden wir alle zu Designern, entwerfen am Computer ein Modell, schicken das dann an den Drucker und drucken es aus? Werden wir zu Selbstversorgern?

BM:
Ich bin skeptisch, wenn es um die Frage geht, ob wir alle zu Designern werden. Ich glaube, dass nur der Zugang zu einer Technologie uns nicht automatisch zu großen Entwerfern macht. Ich glaube, es gibt einen weiteren Punkt, der sehr wichtig für uns werden wird, der auch für die Designer wichtig werden wird - und zwar wenn es darum geht, dass man plötzlich wieder Dinge im Haushalt reparieren kann. Wenn zum Beispiel ein bestimmter Verschluss in der Spülmaschine kaputt ist, dann muss man normalerweise den Kundendienst holen. Das ist alles sehr aufwändig und sehr teuer. An dieser Stelle kann es tatsächlich interessant werden – man hat dann sozusagen ein virtuelles Ersatzteillager. Die einzelnen Ersatzteile müssten dann nur noch ausgedruckt werden.

DW:
Wir hätten den Drucker also zu Hause und würden mit ihm die Ersatzteile für unsere Waschmaschine etc. ausdrucken. Das wäre ja auch umweltbewusst.

BM:

Genau das ist auch eine große Frage für die Industrie, für die Firmen, dass die dann auch Baupläne zum Download im Internet bereitstellen, damit man die Ersatzteile auch ausdrucken kann.

DW:
Baupläne für die Ersatzteile...

BM:
Richtig. Es ist natürlich auch an unsere Adresse gerichtet, an die Designer. Wir müssen auch Objekte gestalten und entwerfen, die dann reparierbar sind.

DW:
Viele Forscher sprechen davon, dass der 3D-Drucker alles revolutionieren wird. Was glauben Sie: Was wird das Erstaunlichste sein, das wir in 10 bis 20 Jahren ausgedruckt bekommen?

BM:
Ich vermute, da wird es aus dem Bereich der Medizin noch wirklich interessante Dinge geben. Das beste Beispiel ist, dass man inzwischen Implantate oder auch Knochenersatzteile ausdruckt. Ich denke, da wird sicherlich noch einiges sehr Spannendes auf uns zukommen.

(Interview: Maria Grunwald)