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Wer hat Angst vor der transmediale?

6. Februar 2002

Berlin ist nicht nur im Berlinale-Fieber. Neben den Liebhabern und Profis der Filmszene trifft sich derzeit auf der transmediale.02 die internationale Medienkunstszene und ihr Publikum.

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Auch Neue Medien spielen mit alten Reizen: "shot" eine CD-Rom von Tatiana DoroshenkoBild: http://www.transmediale.de/

Mit dem Motto "Go Public" will sich die transmediale.02, die in ihrem Titel auf die Jahreszahl bezug nimmt, auch an ein Publikum wenden, das bislang jungfräulich in Sachen Neue Medien ist.

Wer einen Blick in das Programmheft der 15. transmediale wirft ist zunächst überfordert: Screenings, Panels, Workshops, Ausstellung, Club und Media Lounge. Umfangreich ist das Programm und sowohl Titel der Einzelveranstaltungen als auch die der einzelnen Sektionen geben Rätsel auf.

Die transmediale, eine Branchenveranstaltung für medienkunst-versierte Insider? Das will die 15. transmediale natürlich auch sein, geht sie doch der Frage nach, was Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter bedeutet. Aber nicht nur: "Go Public" lautet das Motto, ein ironisches Wortspiel mit dem englischen Ausdruck für den Börsengang eines Unternehmens. Gleichzeitig aber auch ein Leitsatz, der für die "Öffentlich-Machung" von Medienkunst für ein breiteres Pubklikum steht.

Vor allem in zwei der Festivalsektionen wird dem Laien viel geboten: Erstmals präsentiert die transmediale eine Ausstellung und bereits zum dritten Mal integriert sie den club_transmediale.

Staunen und Tanzen - transmediale sinnlich

Die transmediale_ausstellung mit internationaler Medienkunst wird noch über das eigentliche Festival hinaus bis zum 24. Februar im Haus der Kulturen der Welt zu sehen sein. Netzwerk,- Video- und Klang-Installationen sollen den Besucher zum Mitmachen anregen.

Da ist beispielsweise die interaktive Installation der Japanerin Seiko Mikamis, die von der Idee ausgeht, dass der menschliche Körper ein Interface ist. In "Molecure Informatics" werden die Bewegungen des Auges von einer Kamera registriert, in Daten umgerechnet und in einer animierten Grafik dargestellt. Zwei Besucher, die sich gegenübersitzen, können sowohl die Spur ihres eigenen Blickes, als auch die Blickspur des anderen wahrnehmen.

Der Ungar Péter Frucht bezieht das Publikum in einen modernen Dadaismus ein. Er visualisiert das unendliche Geplapper und Getippe der Chatforen und verfremdet mithilfe von Algorithmen Texte. "Iow ianalbipootv mmif with mftw ibn cotflgohaha isbt" heißt die interaktive, internet-basierte Installation, die auch den Besucher in den Live-Chat miteinbezieht und so eine weitere akustische Verfremdung erzeugt.

Die Installation des "robotlab" gibt dem Besucher die Möglichkeit, die Choreografie von DJ-Robotern und ihr Soundsampling zu beeinflussen.

Abseits des Mainstreams und live

Beta Bodega
Beta Bodega Coalition im club_transmedialeBild: http://www.transmediale.de/

Ein Erlebnis des Soundsamplings ganz besonderer Art bietet auch der club_transmediale, ein unabhängiger Bereich innerhalb des Festivals. Im ehemaligen E-Werk, einer der Geburtsstätten des Techno, können die Festivalbesucher in die Welt einer "DJ-Culture" abseits des Mainstreams eintauchen. Bis ins Morgengrauen kann hier zu elektronischer Musik getanzt werden, die garantiert nicht aus der Konserve stammt.

Mit eigens programmierten Softwaretools und manipulierten Geräten produzieren "internationale Protagonisten digitaler und elektronischer Musik" Ton und Bild-Performances in Echtzeit. Oliver Baurhenn, einer der Veranstalter des Club-Events betont den familiären Charakter des Clubs innerhalb des Medienkunstfestivals. Natürlich treffen sich hier "Leute, die keine Angst vor der Technik haben". Tanzbare Rhythmen von Kitty-Yo, Laub, Jim Avignon und weiteren Stars der Szene locken auch andere Tanzbegeisterte.

Bevor es auf den Dancefloor geht, wird auch im E-Werk theoretisiert. Oliver Wittwoch stellt eine selbst entwickelte Software vor, mittels derer über das Handy Musik generiert werden kann.

Wettbewerb und Media Lounge

Wie jedes ernst zu nehmende Festival verfügt auch die transmediale über einen Wettbewerb. Aus 800 Einsendungen wurden 16 Projekte für die Kategorien "Image", "Interaction" und "Software" nominiert. Der Besucher kann sich am Voting beteiligen.

Wem all das immer noch zu exotisch anmutet, der kann sich kostenlos und bis in den späten Abend hinein 35 Rechner-basierte Projekte anschauen - ganz in Ruhe. Eigens hierfür wurde in diesem Jahr eigens eine Media Lounge eingerichtet. Ambient Music und Ambient Videos sollen lauschige Atmosphäre schaffen.

Christine Gruler

05. - 10.02. Festival (Haus der Kulturen der Welt)

05. - 17.02. Club (E-Werk)

05. - 24.02. Ausstellung (Haus der Kulturen der Welt)