1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

500. Geburtstag von Jean Calvin

10. Juli 2009

Wie kaum ein Zweiter hat Jean Calvin Einfluss auf die Moderne genommen. Der Reformator verbreitete im 16. Jahrhundert von Genf aus seine als "Calvinismus" bezeichnete Weltanschauung.

https://p.dw.com/p/Ikwj
Zeitgenössisches Porträt des Reformers Johannes Calvin
Der Theologe und Reformator Jean CalvinBild: dpa

Am 10. Juli 2009 jährt sich der Geburtstag Jean Calvins zum 500. Mal. Der französische Reformator, der in Genf gewirkt hat, gilt als einer der "Gründerväter" des reformierten Protestantismus. Allerdings sind die Meinungen über ihn geteilt: Für die einen ist er ein einflussreicher Reformator, für andere ein humorloser Pedant, der ein selbstquälerisches Christentum erfunden hat.

Calvin wurde 1509 als Jean Cauvin in der französischen Picardie geboren. In Paris, Orléans und Bourges studierte er Rechtswissenschaften und begeisterte sich für humanistische und reformatorische Ideen. Vor der Verfolgung durch die französische Krone floh er 1534 über Straßburg nach Basel, wo er sein erstes Lehrbuch "Institutionis Christianae religionis", "Unterricht in der christlichen Religion", veröffentlichte. Zwei Jahre später ließ er sich schließlich in Genf nieder. Dort war 1536 die Reformation vom Volk beschlossen worden. Calvin baute eine Gemeinde auf, basierend auf seinem eigenen, strengen Katechismus.

Er basierte unter anderem auf der Prädestination – Calvin ging davon aus, dass Menschen für Himmel oder Hölle vorbestimmt waren –, der Autorität Christi über die Menschen und die unbedingte Heiligkeit Gottes. Die katholischen Sakramente, die Reliquien und den Ablass betrachtete er als Versuch, die Souveränität Gottes einzuschränken. Der Calvinismus ist zudem durch Askese, strenge Kirchenzucht, sowie Fleiß und Arbeitseifer geprägt – Wohlstand wurde als Zeichen der Erwählung gesehen.

Hochschule des Calvinismus

Grab von Jean Calvin (Foto: dpa)
Das Grab von Jean Calvin in GenfBild: picture-alliance/ dpa

Die Gemeindeordnung ging den Bewohnern der Stadt bald zu weit. Es kam zu Auseinandersetzungen, schließlich wurde Calvin vom Rat der Stadt abgesetzt und aus Genf verwiesen. Er ging zurück nach Straßburg und lehrte dort Theologie. Hier kam er über Philip Melanchthon auch mit der deutschen Reformation in Kontakt. Nach dem Sturz des anticalvinistischen Rates in Genf, kehrte er 1541 in die Stadt zurück. Wenig später nahmen die Stadtväter die von Calvin erarbeitete Kirchenordnung an.

1559 gründete Calvin die Genfer Akademie, die bald zur Hochschule des Calvinismus wurde und hunderte Stundenten aus ganz Europa anzog. 1564 starb Calvin in Genf, seine Lehre aber breitete sich über ganz Europa und dessen Grenzen aus: zunächst in Frankreich, den Niederlanden, England und Deutschland, später auch in Nordamerika.

Obwohl er sie entscheidend mitgeprägt hat, wollte Calvin selbst nie, dass die Reformation als "Calvinismus" bezeichnet wurde. Die Kirchen, die auf Calvin und seine Mitstreiter Ulrich Zwingli und Heinrich Bullinger zurückgehen, nennen sich daher auch heute noch "reformiert" und nicht "calvinistisch". (az/sf)