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Jeder dritte Schüler ist Mobbing Opfer

17. Juni 2009

Schikanen durch Mitschüler haben einen besorgniserregenden Umfang an deutschen Schulen angenommen, zeigt eine neue Studie. Jetzt sollen Schüler und Lehrer das Problem angehen.

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Ein Schüler wirft einen anderen am Tornister zu Boden (Foto: dpa)
Mobbing führt auch zu gesundheitlichen ProblemenBild: DPA

Jeder dritte Schüler zwischen 10 und 18 Jahren gibt zu, schon einmal Mobbing-Opfer gewesen zu sein. Dabei spielt Spott über körperliche Eigenschaften die Hauptrolle. Dicke und sportlich unbegabtere Kinder und Jugendliche haben es besonders schwer, sagen die Betroffenen über eine Situation, die immer unerträglicher wird. Mobbing an Schulen ist "besorgniserregend", schreiben die Autoren einer aktuellen Umfrage der Leuphana Universität in Lüneburg, die am Mittwoch (17.6.2009) veröffentlicht wurde.

Es bleibt häufig nicht bei einfachen verbalen Attacken. Bei zehn Prozent aller Mobbing-Fälle kommt es zu körperlicher Gewalt. Das Schlimme am Mobbing sei, dass viele der Täter selbst Opfer sind, offenbart die Studie. In einer Befragung äußerten sich viele Schüler auch zu den Motiven der Schikanen. Dabei stellte sich heraus, dass viel Frust entladen wird, wenn Lehrer bestimmte Schüler vermeintlich bevorzugen oder es zu persönlich empfundenen Ungerechtigkeiten kommt.

Täter sind auch Opfer

Immerhin empfinden sich 37 Prozent der Schüler als Täter und rund 15 Prozent sogar als Wiederholungstäter. Besonders Jungen werden handgreiflich - viermal so häufig wie Mädchen. Dabei sind die Auswirkungen auf Dauer krankheitsfördernd: Betroffene Schüler klagen über Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen sowie anhaltende Schlaflosigkeit. Um mit dieser Situation fertig zu werden, greifen Betroffene häufig zu Alkohol und Zigaretten, stellt die Studie fest.

Dieser Umstand war wohl auch der Grund für die Deutsche Angestellten-Krankenkasse, die Situation durch Wissenschaftler untersuchen und einordnen zu lassen. Die Krankenkasse will eine Initiative mit dem Namen "Gemeinsam gesunde Schule entwickeln" starten.

Mobbing von Schulen unterschätzt

Häufig werden Hilferufe nicht richtig bewertet. Vor allem Schulleitungen wiegeln häufig ab. Auf diesen Umstand verweist die Universitätspädagogin Silke Rupprecht. Sie setzt sich daher für klare Regeln in den Klassen ein. Lehrer und Schüler bräuchten ein klares Mobbing-Verbot mit härteren Strafen. Mobbing könne auch eingedämmt werden, wenn Eltern besser informiert und zum Handeln angeleitet würden, so Rupprecht.

Die Studie belegt, dass Mobbing keine Erscheinung bestimmter Schularten ist. Unabhängig von Bildungsniveau oder Standorten gab es nahezu einheitliche Befunde. Die Universität Lüneburg untersuchte die Auswirkungen von Mobbing an verschiedenen Schularten in Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen über den Verlauf von drei Monaten.

Inzwischen versuchen Schüler, Lehrer und Eltern mit Aufklärung Mobbing einzudämmen. Die Initiative "Schüler gegen Mobbing" wurde 2007 von einem Mobbing-Opfer selbst gegründet und berichtet im Internet über Möglichkeiten, sich zu wehren. Die Prävention an Schulen über Staatsgrenzen hinweg hat schon erste Erfolge gezeigt. (di/stu/dpa/ap)