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Wenn Promis für Spenden werben

Julia Elvers3. Juli 2005

Bei der von Bob Geldof organisierten "Live 8"-Aktion am Wochenende soll es nicht ums Geld, sondern um politischen Druck gehen. Unternehmen und Promis werben aber auch für Spenden. Wie passen Spenden und Kommerz zusammen?

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Promi-Treff gegen ArmutBild: AP

Ein Unternehmen, das die am Samstag (2.7.) weltweit stattfindenden "Live 8"-Konzerte unterstützt, ist der Automobilhersteller Volvo. Das Sponsoring umfasst neben Fernseh-Werbespots in den USA den Transport der Musiker in Philadelphia und London. Außerdem soll die für November angekündigte Veröffentlichung der DVD vom Konzert unterstützt werden.

Ist es anrüchig, konventionelle Unternehmen für Spenden werben zu lassen? Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) findet: Nein. "Live 8 ist keine reine Spenden-, sondern eine Benefiz-Veranstaltung, und da sind Sponsoren vollkommen üblich."

Werbung von Stars und Sternchen

Bob Geldof
Der irische Rockstar Sir Bob Geldof hat Live 8 ins Leben gerufenBild: AP

Nicht nur Unternehmen werben für Spenden. Immer häufiger unterstützen auch Promis Entwicklungshilfe-Organisationen beim Sammeln. Caritas international hat bisher bewusst auf eine solche Unterstützung verzichtet. Der Pressereferent des katholischen Hilfswerks, Achim Reinke, hat aber nicht grundsätzlich etwas gegen das Engagement eines Unternehmens oder eines Promis für Spendenaktionen.

"Promis helfen, Aufmerksamkeit für Projekte zu bekommen, die sonst keine Aufmerksamkeit bekommen würden", sagt Reinke und nennt ein Beispiel: Aids. "Wir hatten Schwierigkeiten, Spenden für ein Projekt in der Ukraine zu bekommen, wo Aids ein großes Problem darstellt." Jetzt überlegt die Organisation, ob sie nicht doch auf prominente Gesichter setzen sollte.

Werbung als Selbstzweck

AIDS in der Ukraine
Aids in der Ukraine: Prominente verschaffen Hilfsprojekten AufmerksamkeitBild: AP

Stars und Sternchen wird oft vorgeworfen, das soziale Engagement zur eigenen Imagepflege zu benutzen. "Es mag Einzelfälle geben, in denen Promis die Werbung nutzen, um wieder in die Öffentlichkeit zurückzukehren", meint Achim Reinke. Er glaubt aber nicht, dass zum Beispiel Bob Geldof die "Live 8"-Aktion gestartet habe, um sich in den Mittelpunkt zu stellen.

Kritischer sieht das die Direktorin der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel: "Es ist zwar gut, wenn solche Aktionen die Notwendigkeit in den Mittelpunkt rücken, sich für Afrika zu engagieren. Das klappt aber nur, wenn man das Engagement konkretisiert." Füllkrug-Weitzel sieht die Gefahr, dass Events zum reinen Event verkommen. "Ein Event ist nur gut, wenn es treibende Kräfte gibt, die die politischen Forderungen auch danach noch weiter tragen und handeln."

Werbung in Maßen

Spendensammeln mit oder ohne Promi: Kritiker meinen, dass der Effekt der Unterstützung schwer zu messen sei. Einig sind sich alle darin, dass sich Spender nicht von prominenten Werbeträgern blenden lassen, sondern vor allem auf die Seriosität der Hilfsorganisation achten sollten.

Achim Reinke von Caritas international empfiehlt Spendern, sich als erstes darüber zu informieren, ob deutsche Organisationen das Gütesiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen tragen. Das wird unter anderem für seriöse Werbung verliehen.

Wichtig: Schlanke Verwaltung

Spendenaktion Brot für die Welt
Hilfsorganisationen sollen nicht zu viel Geld für Verwaltung ausgebenBild: AP

Ein Kriterium für das DZI-Siegel ist, dass Werbe- und Verwaltungsausgaben nicht mehr als 35 Prozent der Gesamtausgaben betragen dürfen. Caritas international hält diese Obergrenze für zu hoch. Die katholische Organisation wende nur rund acht Prozent für Verwaltung und ein Prozent für Werbung auf.

Der Geschäftsführer des DZI, Burkhard Wilke, erklärt, dass die Organisationen im Durchschnitt nur 15 Prozent für Werbe- und Verwaltungskosten aufwenden würden. "Die Grenze ist aber trotzdem so hoch gesetzt, weil einige Organisationen unter besonders schweren Bedingungen arbeiten, zum Beispiel die Blindenhilfe oder Hilfe in Krisengebieten." Bei einer niedrigeren Obergrenze würden diese vom Siegel ausgeschlossen.