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Wenig Aussicht auf ein Erfolg

6. März 2002

- Über 9 000 Flüchtlinge haben im letzten Jahr in Ungarn Asylanträge gestellt

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Budapest, 4.3.2002, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch

9554 Flüchtlinge aus 89 Ländern haben im vergangenen Jahr in Ungarn Asylanträge gestellt - 1750 mehr als im Jahr zuvor. Das gab die Einwanderungsbehörde des Innenministeriums am vergangenen Montag auf einer Pressekonferenz bekannt. Nur wenige hatten allerdings Erfolg. 174 erhielten den Status als anerkannter Flüchtling, weiteren 290 wurde das Duldungsrecht ausgesprochen. In diesem Jahr will die Behörde die Flüchtlingslager modernisieren und ausbauen, um auf Notfälle besser vorbereitet zu sein.

"Das vergangene Jahr war hart für unsere Behörde, aber insgesamt waren wir sehr erfolgreich", bilanzierte Zsuzsana Végh, Direktorin der Einrichtung. Knapp 3000 Asylanträge wurden abgewiesen, 4565 Vorgänge eingestellt. "Die Leute sind noch vor Bearbeitung des Verfahrens verschwunden, meistens sind sie in ihr eigentliches Zielland weitergereist", so Végh.

Vor besondere Probleme stellten die Anschläge vom 11. September die Behörde. Ungarn wurde zum größten Auffangland für afghanische Flüchtlinge. "Dabei sind die Menschen nicht erst nach den Terrorattacken geflohen, sondern waren schon seit längerem in Nachbarstaaten", erläutert Flüchtlingsdirektor István Dobó. "Die dachten nach dem Terror, dass es jetzt Zeit wäre, den nächsten Schritt zu wagen." Neben den Afghanen kamen vor allem Flüchtlinge aus Ländern wie Somalia und Sierra Leone über die Grenzen. Die drei Auffanglager in Debrecen, Békéscsaba und Bicske kamen so schnell an ihre Kapazitätsgrenzen, mussten sie doch rund 9400 Gästen kurzfristig oder länger Obdach gewähren. Großen Staub wirbelte daher die Einrichtung eines zusätzlichen Lagers in Kalocsa auf. "Heute sind dort nur 100 der 600 möglichen Plätze belegt und wir werden es bald schließen können", kündigte Végh an.

Dafür sollen die drei bestehenden Lager ausgebaut werden. So soll unter anderem im Sommer in Debrecen ein Integrationshaus für 250 anerkannte Flüchtlinge eröffnen, dass ihnen bei der Eingliederung in das Leben in Ungarn helfen soll. "Wir haben eine wachsende Community von Flüchtlingen, die sich ernsthaft integrieren wollen, dazu bieten wir unter anderem Sprachkurse an", so Dobó.

Verbessern will die Einwanderungsbehörde aber auch die Dienstleistungen für EU-Ausländer, die in Ungarn wohnen, arbeiten oder studieren. Für diese soll in diesem Monat ein Gebäude in der Harmat utca entstehen, in dem diese ihre Anträge beschleunigt behandeln lassen können. (fp)