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Wenders filmt den Blues

Miriam Beiseler9. Mai 2004

Wim Wenders hat einen Film über vergessene Blues-Größen gedreht - erster Teil einer Blues-Serie von sieben Star-Regisseuren.

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Chris Thomas King spielt Blind Willie JohnsonBild: ottfilm GmbH

Wim Wenders ist begeisterter Musikfan: "Ich könnte auf alles mögliche verzichten, aber nicht auf Musik", meint der deutsche Regisseur - und so ist die Musik auch kaum mehr aus seinen Filmen wegzudenken. Mit "The Soul of a man" bringt Wim Wenders nach "Buena Vista Social Club" (1998) und "Viel Passiert - der BAP-Film" (2002) nun seine dritte Musikdokumentation auf die Leinwand. Es ist eine Hommage auf drei tote Blues-Legenden: Blind Willie Johnson, Skip James und J.B. Lenior.

Blues ist eine der ältesten eigenständigen Musikformen der afroamerikanischen Musik. Verbreitet wurde der Blues um 1900 von afro-amerikanischen Wandersängern. Erst nach 1900 kamen zu den Gesängen auch Instrumente -hauptsächlich Gitarren - hinzu. Um 1910 entwickelte sich der instrumentalisierte Blues zur Tanzmusik. In den folgenden Jahren erreichte die Musikrichtung auch die weißen Bevölkerungsschichten. Blues-Texte erzählen vom Leben der Blues-Sänger. Häufige Themen sind soziale Missstände und Rassendiskriminierung.

Verknüpfung von Original und Nachdreh

Schon 1968 entdeckte der Filmstudent Wenders die Songs von J.B. Lenior - und erfüllt sich mit seinem Film nun einen lange gehegten Traum. Wenders porträtiert die drei Blues-Sänger in einer Mischung aus dokumentarischen und inszenierten Szenen. Wenders schafft es in diesem Werk eindrucksvoll, die Musik als Ausdruck eines Lebensgefühls zu vermitteln.

Wim Wenders
Wim Wenders hat den Blick für die richtige FilmeinstellungBild: AP

Wenders gelingt es Originalaufnahmen mit Nachinszenierungen stilvoll zu verknüpfen - auch wenn dies aus der Not geboren war. Es existierte einfach nur wenig Bildmaterial der drei Hauptdarsteller. "Unsere Rechercheure haben lange im Internet und anderswo gefahndet, aber von Blind Willie trotzdem kein einziges Foto gefunden", so Wenders. Glück hatte Wenders, als sein Team ein schwedisches Künstlerpaar aufspürte, das zu Studentenzeiten zwei Dokumentarfilme zum Thema Blues gedreht hatte. Diese Szenen bilden den emotionalen Höhepunkt des Films.

Neben historischen Aufnahmen zeigt der deutsch-amerikanische Film inszenierte Episoden und Statements von Zeitzeugen. Musikalisch unterstrichen mit Neueinspielungen der alten Songs: Die Lebendigkeit der Lieder drücken Künstler wie Beck, Nick Cave und Cassandra Wilson aus. Die Nachinszenierungen sind mit einer Handkurbelkamera aus den 1920er Jahren gedreht. Für den Zuschauer sind die Übergänge des schwarz-weiß Films von Originalaufnahmen in nachgedrehte Szenen nicht merkbar. Nur Spezialisten können wohl die inszenierten Szenen aufdecken.

Scorseses Projekt

Wenders Musikwerk ist nur ein Beitrag zu einer siebenteiligen Filmreihe zum Blues. Initiiert von US-Regisseur und Produzent Martin Scorsese, schlossen sich im Jahre 1999 sieben Regisseure für dieses einzigartiges Vorhaben zusammen: Scorsese, Wenders, Pearce, Burnett, Levin, Figgis und Eastwood beleuchten in jeweils einem Beitrag verschiedene Aspekte des Blues.

Das Hauptanliegen der Blues-Filmreihe beschreibt Wim Wenders so: "Wir wollen einem jungen Publikum nahe legen, wo die Wurzeln ihrer Rockmusik herkommen, wo ihr Rap, Punk, Grunge oder Jazz einmal angefangen haben."

Der nächste Beitrag des Blues-Pakets startet am 3. Juni: "The Road to Memphis" von Richard Pearce. Knapp einen Monat später, am 1. Juli, kommt "Feel like Going Home" von Martin Scorsese in die Kinos.