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Weltweites Aktionsbündnis gegen AIDS

Klaus Annel/pg30. November 2001
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Nkosi Johnson auf der Internationalen Aidskonferenz in Südafrika im Jahr 2000Bild: AP

Sein Bild ging um den Globus: Nkosi Johnson, aus Südafrika, seine Geschichte ist typisch für unzählige Schicksale HIV-Infizierter. Bereits als Baby war er durch seine Mutter infiziert worden und dann als 12-Jähriger an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung gestorben. Nkosi Johnson hat AIDS ein Gesicht gegeben - eines von Millionen. Längst ist AIDS kein reines Gesundheitsproblem mehr, wie Dr. Christoph Benn vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission in Tübingen feststellt. "Im Jahre 2000 wurde der Weltsicherheitsrat zusammengerufen, um über AIDS zu diskutieren, weil man sagte, AIDS ist nicht mehr nur ein Gesundheitsproblem, sondern es ist ein Sicherheitsproblem, es gefährdet die Stabilität ganzer Länder und Regionen. Das hat sich seitdem nicht verändert, sondern eher noch verstärkt, gerade wenn wir ans südliche Afrika denken."

Nächste AIDS-Katastrophe in China und der ehemaligen Sowjetunion?

Wie "Konjunkturberichte des Todes" lesen sich die Zahlen der AIDS-Statistik aus Südafrika: Jeder neunte Mensch ist dort infiziert und gar jeder vierte in der sogenannten produktiven Altersgruppe zwischen 15 und 45 Jahren. 4,7 Millionen Südafrikaner waren das im Jahr 2000, zu denen noch 66.000 Kleinkinder gezählt werden müssen, die im vergangenen Jahr mit dem Virus zur Welt kamen. Doch schon lange nicht mehr ist allein der Schwarze Kontinent im Würgegriff von AIDS. "Die stärksten Zuwachsraten zur Zeit sind in Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Und in diesem Jahr ist China sehr stark ins Blickfeld gerückt. Zum ersten Mal hat die chinesische Regierung offen zugegeben, dass das Land ein massives AIDS-Problem hat. Hier ist eine riesige Bevölkerung. Wenn AIDS sich auch nur annähernd so ausbreitet, wie es das vor 15 Jahren in Afrika getan hat, stehen wir vor einer vielleicht noch größeren Katastrophe."

Und dennoch gibt es neben den Schreckensszenarien und Horrorzahlen auch Positives zu vermelden. Das "weltweite Aktionsbündnis gegen AIDS" will "das Schweigen durchbrechen helfen" und in einer internationalen Kampagne Mittel bereitstellen. Christoph Benn nennt einige Beispiele bereits erfolgreich verlaufener Teilkampagnen.

"Dazu gehört nicht nur Uganda. Inzwischen auch zum Beispiel Sambia in Afrika, die Infektionsraten gehen zurück. Brasilien in Südamerika ist ein sehr gutes Beispiel mit einem hervorragenden AIDS-Programm. Thailand in Asien, das Land, das in Asien am meisten betroffen war, hat eine sehr gute Kampagne gemacht, die Infektionsraten gehen leicht zurück. Wir haben diese positiven Beispiele, die uns wirklich ermutigen, zu sagen: Es kann etwas getan werden. Aber jetzt müssen wir es auch tatsächlich tun."

Fortschritte in der Behandlung

Auch wenn es der medizinischen Forschung bislang noch nicht gelungen ist, das HIV-Virus aus dem Körper zu entfernen, so konnten dennoch die Behandlungsmethoden in den vergangenen fünf Jahren entscheidend verbessert werden. "Ich habe selbst hier vor fünf Jahren angefangen, in der Tropenklinik, AIDS-Patienten zu behandeln. Damals mussten wir mehr als 26 Tabletten über den Tag verteilt geben. Es war sehr, sehr schwierig und sehr teuer. Heute können wir Behandlungen durchführen mit zwei Tabletten, morgens und abends, einem wesentlich reduzierten Preis und damit Patienten wirklich helfen."

Für Nkosi Johnson, den Jungen aus Südafrika, kam zwar jede Hilfe zu spät, doch mit dem "weltweiten Aktionsbündnis gegen AIDS" wird auf breiter Front der Immunschwäche der Kampf angesagt, die vielleicht noch eine größere Bedrohung für die Menschheit darstellt, als der weltweite Terrorismus.