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Weltweit wundern

Marcus Bösch16. März 2003

Waren Sie schon mal im Museum von Kabul? Sie finden nicht mal den Weg ins städtische Museum? Kein Problem. Wozu gibt es schließlich virtuelle Ausstellungen. Der Rundgang ohne stickige Museumsluft hat Konjunktur.

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Kultur auf dem Bildschirm

Schalten Sie den Computer ein, kochen Sie einen Tee und versinken Sie im Schreibtischstuhl. Hunderte virtueller Museen warten im Netz auf Ihren Besuch – ohne Eintritt und ohne lästige Museumswärter. Zu bewundern gibt es so ungefähr alles vom archäologischen Artefakt bis zur Lieblings-Lederhosensammlung.

Helmut Schmidt in Ratingen

Franz-Josef Strauß und Helmut-Schmidt haben jeweils zwei bzw. drei Löcher im Kopf. Sie sind 11,5 Zentimeter groß, Baujahr 1980 und kosten zusammen rund 15 Euro. Unter der Exponatennummer 698 findet man die beiden in der Salz- und Pfefferstreuersammlung von Ursula und Wolfgang Müller aus Ratingen. Seit Mitte der 1980er-Jahre hat das Ehepaar 880 Streuer zusammengesammelt und inzwischen ein virtuelles Museum eröffnet.

"Früher hätte es vielleicht zu einem Buch gereicht, heute wird dank Internet manch eine Privatsammlung schnell zum virtuellen Museum," erklärt Wolfgang Röhrig vom Deutschen Historischen Museum (DHM) im Gespräch mit DW-WORLD. "Virtuelles Museum ist kein geschützter Begriff," sagt Röhrig. Und so finden sich neben putzig zurechtgebastelten Privatseiten auch zahlreiche ambitionierte Projekte in fast allen Ländern der Erde unter dem gleichen Banner.

Buddhas in Kabul

Sitzender Buddha aus China
Buddha-FigurBild: People's Republic of China

Einen umfassenden Überblick dieser virtuellen Museen im Web von Afghanistan bis zum Jemen bietet "Virtual Library Museums Pages". Und mit nur wenigen Mausklicks ist man schnell mittendrin. Im Museum von Kabul beispielsweise: 1993 zerstört und fast gänzlich geplündert. Eine handvoll Fotografien von prähistorischen Buddha-Statuen sind geblieben und werden im Internet präsentiert.

Die technische Umsetzungen der virtuellen Ausstellungen im Netz reicht von schlichtem HTML-Code und einer handvoll gescannter Fotos bis zur dreidimensionalen Animation und 360-Grad-Panorama-Rundgängen, inklusive Audio- und Videodateien. An einem Nachmittag kann man sich munter um die Welt klicken, kann beispielsweise seltene Glasplatten-Negative von den Fidschi-Inseln bestaunen und bekommt definitiv Lust auf mehr.

10.000 mal ins Museum

Erkannt haben das inzwischen auch fast alle real existierenden Museen. Kaum eines, dass ohne eigene Internetpräsenz dasteht. Befürchtungen etwaiger Besucherverluste haben sich nicht bewahrheitet. "Niemand will sich schließlich die echten Exponate entgehen lassen," sagt Röhrig. Für das DHM bedeutet die Darbietung im Internet "einfach eine tolle Ergänzung und Werbung". Denn viele der täglich rund 20.000 Online-User finden den Weg irgendwann in die echten Ausstellungen.

Ein perfektes Planungstool für den realen Museumsbesuch bietet die Website "Webmuseen.de" von Rainer Göttlinger. 10.196 Museen aus dem deutschsprachigen Bereich hat er seit 1995 verzeichnet und verlinkt. "Nur maximal fünf Prozent der Museen in Deutschland haben wir nicht abgedeckt", erzählt Göttlinger: "Schließlich ist nur ein vollständiges und aktuelles Verzeichnis sinnvoll und wird genutzt."

Feuerwehr in Kaufbeuren

Eine Deutschland-Karte zum Anklicken erleichtert bei "Webmuseen.de" die Auswahl nach Region, Kreis und Stadt. Und macht Lust. Statt einem virtuellen Besuch in Kabul empfiehlt sich vielleicht auch mal ein realer Besuch in Kaufbeuren: Ein Feuerwehrmuseum, ein Puppentheatermuseum und ein Industriemuseum warten auf Klicks.