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Weltbevölkerungstag im Zeichen der Gleichstellung

Helle Jeppesen11. Juli 2005

Die Gleichberechtigung der Frauen ist das Thema des diesjährigen Weltbevölkerungstages der Vereinten Nationen (11.7.). Einige Ziele wurden schon erreicht - sehr viel zahlreicher sind allerdings die Herausforderungen.

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Ohne weitere WorteBild: UN

Ohne die Hälfte der Weltbevölkerung - nämlich gut 3,25 Milliarden Frauen - mache es keinen Sinn, Entwicklungsziele und Menschenrechte für alle anzustreben, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan in seiner Ansprache anlässlich des UN-Tages. Daher sind Bildung, eine bessere Gesundheitsversorgung und die Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen auch Milleniumsziele.

Frauen Haiti
Frauen in Haiti beim Lesen von KaffeebohnenBild: AP

Die acht Millenniumsziele wurden im Jahr 2000 von den Staats- und Regierungschefs bei der UNO-Versammlung festgelegt. In der Erklärung verpflichten sich die Staaten, Ziele wie Gleichstellung von Frauen, Verminderung der Mütter- und Kindersterblichkeit, gleiche Ausbildungschancen für Mädchen und Jungen voranzutreiben. Die Prioritäten sind klar, meint Assia Brandrup-Lukanos, Leiterin der Abteilung Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit beim GTZ, der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit: "In den Entwicklungsländern wird das hauptsächlich darum gehen, wirklich dafür zu sorgen, dass Mädchen in die Schulen gehen und bleiben. Die zweite Priorität ist die Investition in die Gesundheitsdienste."

Benachteiligung als Tradition

Auch die CDU-Abgeordnete Sibylle Pfeiffer, Mitglied im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, glaubt, dass es vor allem darum gehen sollte, die Frauen auch auf lokaler Ebene zu stärken. Ihr wichtigster Ansatz: "Wir müssen die Frauen über die Bildung und Ausbildung, über Kenntnisse, über Wissen, über eigenes Nachdenken, über eigenes Reflektieren dazu bringen, über ihre eigene Situation nachzudenken. Das sollte so viel Kraft und Energie geben, dass sie sich in einer vorgegebenen Gesellschaftsstruktur behaupten können."

In den meisten Gesellschaften gehört die Benachteiligung von Frauen zur Tradition. In manchen Gesellschaften wird Genitalverstümmelung praktiziert. Überall auf der Welt gibt es Gewalt gegen Frauen - in der Ehe und außerhalb. Es gibt Kinderehen, wo Mädchen von der Familie verheiratet werden - die Folge: zu frühe und zu viele Schwangerschaften, in den ärmsten Ländern eine der häufigsten Todesursachen von jungen Frauen.

Symbolbild: Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Frauen - nicht nur in Pakistan ein ThemaBild: dpa

Als die USA vor drei Jahren die Zusage über 34 Millionen Dollar für das UN-Bevölkerungsprogramm zurückzogen, mit der Begründung, das Geld würde auch für Abtreibungen und Zwangssterilisationen in China ausgegeben, konterte die Direktorin des UN-Weltbevölkerungsprogramms (UNFPA), Thoraya Obaid: "Es hätten zwei Millionen ungewollte Schwangerschaften verhindert und fast 800.000 Abtreibungen, den Tod von 4700 Müttern und ungefähr 77.000 Sterbefälle von Kindern. Das sind die wahren Kosten der 34 Millionen Dollar."

Lebensrettende Familienplanung

Das UN-Bevölkerungsprogramm geht in seinem letzten Jahresbericht davon aus, dass, wenn Familienplanung den 201 Millionen Frauen zur Verfügung stehen würde, die heute keinen Zugang dazu haben, das Leben von 1,5 Millionen Frauen und Kindern jedes Jahr gerettet werden könnte. Die Zahl der ungewollten Schwangerschaften würde um 72 Prozent zurückgehen, so der Bericht.

Frauen Bildung
Erwachsenenbildung in TunesienBild: UN

Auch diese Ziele sind in den so genannten Millenniumszielen festgelegt: Die Kindersterblichkeit soll bis zum Jahr 2015 um zwei Drittel, die Müttersterblichkeit um drei Viertel reduziert werden. Doch ohne Aufklärung und Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen werden auch die anderen Millenniumsziele nicht greifen, sagte auch UN-Generalsekretär Kofi Annan in seiner Ansprache zum Weltbevölkerungstag. Deswegen sind eine Grundschulbildung für alle - Mädchen und Jungen - und gleiche Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen Ziele Nummer zwei und drei auf dem Millenniumsplan.

Und zumindest hier sind erste Erfolge zu vermelden, meint Charlotte Höhn, Direktorin im Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden: "In den weniger entwickelten Ländern aber auch in den ärmsten Ländern, gibt es auf diesem Gebiet beachtliche Fortschritte." Die sind immerhin so groß, dass man sich zumindest vorstellen könne, dass bis zum Jahr 2015 tatsächlich das Ziel erreicht werden kann, dass alle Menschen lesen und schreiben können.