Chaos im Irak
28. März 2008Allein in Kut südöstlich von Bagdad starben nach Polizeiangaben 44 Menschen bei Kämpfen zwischen Soldaten und Anhängern des radikale Schiitenpredigers Moktada al-Sadr. Der örtliche Polizeichef sagte, unter den Toten seien 40 Milizionäre und vier Polizisten. Die Totenzahl nach den Gefechten im schiitischen Bezirk Sadr City von Bagdad stieg nach amtlichen Angaben auf 30. Auch in der Provinz Babylon starben irakischen und US-Vertretern zufolge acht Menschen bei Kämpfen. Aus Basra meldete das Rote Kreuz 23 Tote. Gefechte wurden ebenfalls aus Al-Amara im Süden und aus der zentralirakischen Stadt Kerbela gemeldet.
Aus Sicherheitskreisen hieß es, alle ausländischen Mitarbeiter der in Basra arbeitenden Öl-Firmen hätten ihre Arbeitsplätze verlassen, nachdem zwei nepalesische Wachleute von Extremisten getötet worden seien. Extremisten zündeten in der Nähe von Basra an einer wichtigen Öl-Pipeline eine Bombe. Es kam zu einem Großbrand. Basra war durch den Brand der beschädigten Pipeline in eine Wolke aus schwarzem Rauch gehüllt. Bei einem Sprengstoffanschlag auf den Polizeichef von Basra kamen drei seiner Leibwächter ums Leben. General Abdul Dschalil Chalaf selbst sei unversehrt geblieben.
Tote in der Grünen Zone
Die Militärkommandatur in Bagdad verhängte eine dreitägige Ausgangssperre für die Hauptstadt. Bis Sonntagmorgen dürfen weder Autos fahren noch Fußgänger auf die Straße gehen. In Bagdad wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen Tahsin al-Scheichli, ein Sprecher der Sicherheitskräfte in Bagdad, aus seinem Haus entführt. Bei Raketenangriffen auf die streng gesicherte "Grüne Zone" in Bagdad wurden zudem zwei Angestellte der US-Regierung getötet. Wie das US-Außenministerium mitteilte, starb ein US-Bürger am Donnerstag (27.3.2008), ein weiterer erlag seinen Verletzungen schon am Montag. Vier Mitarbeiter der US-Regierung wurden schwer verletzt. Das Ministerium forderte das Personal der US-Botschaft in Bagdad zu höchster Vorsicht auf.
Am Dienstag hatten irakische Regierungstruppen in der strategisch wichtigen Hafenstadt Basra und seiner erdölreichen Umgebung mit einer Offensive gegen Sadr-Milizionäre begonnen. Die Kämpfe dehnten sich auf den ganzen Süden des Landes und auf Bagdad aus. Mehr als hundert Menschen wurden getötet, hunderte erlitten Verletzungen.
Ungeachtet der schweren Kämpfe hat Regierungschef Nuri el Maliki die Fortsetzung der Offensive gegen schiitische Milizionäre angekündigt. Es sei die Pflicht der Sicherheitskräfte, Zivilisten vor "Banden" zu schützen, erklärte Maliki am Donnerstag. Sadr rief zu einer "friedlichen und politischen Lösung" auf.
Bush lobt
US-Präsident George W. Bush begrüßte in einem Interview das Vorgehen der Regierung in Bagdad. Er sprach von einem "positiven Moment" in der Entwicklung des Landes, denn es habe sich gezeigt, dass die irakische Regierung sich jetzt selbst verteidigen könne. Bush lobte den Vorstoß der irakischen Armee als "mutigen Schritt". Die "mutige Entscheidung" Malikis, die "illegalen Gruppen in Basra zu verfolgen", zeige seine Führungskraft. "Das ultimative Ergebnis wird es es sein, dass die Terroristen und Extremisten im Irak erkennen werden, dass sie in einer freien und demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben."
Zugleich richtete Bush scharfe Vorwürfe an Syrien und den Iran. "Syrien und Iran müssen aufhören, Terrorismus und Gewalt im Irak zu unterstützen." Ein rascher Rückzug der US-Truppen würde die Fortschritte im Irak und den Aufbau einer Demokratie in Bagdad gefährden. (sams)