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Weihnachten am Hindukusch

Karen Fischer23. Dezember 2003

Mehrere hundert deutsche Soldaten sind im Rahmen des ISAF-Kommandos derzeit in Afghanistan stationiert. Weihnachten fern der Heimat und Familie: Wie gehen die Soldaten damit um?

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Weihnachten in ungewohnter UmgebungBild: AP

Ein Plüsch-Elch surft im Takt der Musik auf einem grünen Snowboard über den Ladentisch, für gerade mal 13,50 Euro - Weihnachts-Shopping in Camp Warehouse, dem Feldlager der ISAF-Truppen in Kabul. Wem der Elch zu kitschig ist, der kann sich auch an Weihnachts-Süßigkeiten halten. Sogar einen Weihnachtsmarkt gab es Anfang Dezember für die Soldaten in Kabul. Mittlerweile sind auch endlich die Christbäume gekommen - eingeflogen aus Deutschland.

Im Essenszelt hängen bunte Lichterketten, auf den Tischen stehen selbstgebackene Plätzchen, geschickt von der Familie in Deutschland. In vielen Räumen gibt es Kerzen und Adventskränze - es weihnachtet bei der Truppe, und das mitten in der wüsten Landschaft Afghanistans.

Der Draht nach Hause

In der Poststelle des Feldlagers wird schon seit Anfang Dezember die Weihnachtspost verladen. Mehr als fünf Tonnen Briefe und Pakete sind bereits zwischen Deutschland und Afghanistan hin und her geschickt worden.

Wer wollte, dass seine Pakete rechtzeitig zum 24. Dezember in Deutschland unter dem Weihnachts-Baum liegen, musste schon frühzeitig planen, meint Burkhard Opitz, der in der Feldpost arbeitet: "Hier ist der Weihnachtsverkehr etwas vorgezogen wegen der Fliegerei, weil das auch witterungsabhängig ist. Wir hatten am 5. Dezember den Stichtag, das heißt man geht auf Nummer sicher, weil die Sendungen in Speyer noch durch den Zoll müssen." Trotzdem kommen auch kurz vor Weihnachten noch genug Soldaten in die Poststelle, um letzte Grüße nach Deutschland zu schicken.

Nur das Notwendigste

Auch in Afghanistan ist Weihnachten für die Soldaten ein Feiertag, nur die notwendigsten Arbeiten laufen weiter. Für die beiden deutschen Militärpfarrer bedeutet Heiligabend aber jede Menge Stress. Gottesdienste im Feldlager, im ISAF-Hauptquartier und bei den Soldaten, die auf dem Kabuler Flughafen stationiert sind.

Der evangelische Pfarrer Jens Hausschild rechnet vor allem im Feldlager mit großem Andrang: "Ist ja kein normaler Sonntag sondern Heiligabend, deshalb feiern wir im 'Auditorium Maximum', das ist sozusagen das Veranstaltungszelt, war früher mal Muckibude (Fitness-Studio) und Kinosaal, dort passen viele rein, und wir sind auch eigentlich sicher, dass sehr viele an dem Abend zur Kirche kommen." Sein katholischer Kollege Jospeh Gertz fügt hinzu: "Wir feiern den Gottesdienst, so wie wir das auch zu Hause tun. Und ich denke das ist ganz wichtig, weil es ein Stück Heimat ist."

Zu dieser Normalität gehört natürlich auch der Kirchenchor: Seit Wochen schon proben die 14 Soldaten des Chors unter Leitung des Militärpfarrers Joseph Gertz ein Weihnachtslied nach dem anderen.

Liebe geht durch den Magen

Vor allem aber geht die Liebe zu Weihnachten durch den Magen. Unter den Soldaten im Hauptquartier der ISAF ist das Weihnachts-Essen deswegen schon lange ein wichtiges Gesprächsthema. Einer der Soldaten freut sich: "Es gibt einen Plan, und wenn der eingehalten wird, kriegen wir was Leckeres zu essen. Ich glaube es gibt Gans, und da wird hier multinational sind, auch Spezialitäten aus England, Amerika, Kanada."