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Weicher Wechsel

kas19. Dezember 2002

Die Südkoreaner haben den liberalen Reformpolitiker Roh Moo Hyun zum neuen Präsidenten gewählt und sich damit für die Fortsetzung des bisherigen Annäherungskurses gegenüber Nordkorea entschieden.

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Wahlsieger Roh Moo Hyun wird sein Amt im Februar antretenBild: AP

"Ich werde eine neue Ära des Dialogs und des Kompromisses einläuten", sagte der 56-jährige frühere Menschenrechtsanwalt Roh Moo Hyun am Donnerstag (19.12.02) in Seoul. Der Kandidat der regierenden Demokratischen Milleniumspartei (MDP) tritt die Nachfolge des amtierenden Staatschefs und Friedensnobelpreisträgers Kim Dae Jung an, der laut Verfassung nach fünfjähriger Amtszeit nicht mehr kandidieren durfte.

Eine knappe Entscheidung

Rohs stärkster Widersacher, Lee Hoi Chang von der konservativen Großen Nationalpartei (GNP), gestand die Niederlage ein und gratulierte Roh zum Sieg. Nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen lag Roh mit 49 Prozent knapp vor dem 67-jährigen ehemaligen Ministerpräsidenten und Obersten Richter Lee, der 46,5 Prozent auf sich vereinen konnte. Weit abgeschlagen kam der Kandidat von der Demokratischen Arbeitspartei (DLP), Kwon Young Ghil, auf den dritten Platz. Die anderen drei Kandidaten spielten ebenfalls keine Rolle.

Unter dem Eindruck des Konflikts um Pjöngjangs Atomwaffenpläne galt die Wahl im Nachbarland als Richtung weisend für die künftige Nordkorea-Politik und das Verhältnis zur Schutzmacht USA in den nächsten fünf Jahren. Die Abstimmung wurde daher auch in Washington mit Aufmerksamkeit verfolgt.

Selbstbewußte Entspannungspolitik

Roh ist ein ausgesprochener Befürworter von Kims "Sonnenscheinpolitik" gegenüber Nordkorea. Er hatte sich wiederholt gegen Wirtschaftssanktionen gegen den
kommunistischen Nachbarstaat ausgesprochen. Lee trat dagegen im Einklang mit der US-Politik für eine härtere Gangart gegenüber Pjöngjang ein. Nordkorea hatte mit seinem Eingeständnis gegenüber der US-Regierung, weiter ein Kernwaffenprogramm zu betreiben, weltweit Besorgnis ausgelöst.

Auch will sich Roh für eine "gleichberechtigte" Partnerschaft mit den USA einsetzen. Das Thema eines zunehmenden Anti-Amerikanismus in Südkorea hatte im Wahlkampf eine bedeutende Rolle gespielt. Weitere Wahlversprechen Rohs waren eine ausgeglichenere Verteilung des Wohlstands und die Bekämpfung der Korruption.

"Ich bedanke mich bei der Bevölkerung und ich werde nicht nur mein Bestes für meine Unterstützer, sondern auch für diejenigen geben, die gegen mich waren", sagte Roh.

Nach vorläufigen Angaben der staatlichen Wahlkommission lag die Beteiligung mit 70,2 Prozent auf einem Rekordtief für
Präsidentenwahlen in Südkorea. Beim Wahlgang 1997 lag die Beteiligung noch bei 80,7 Prozent. Aufgerufen waren 35 Millionen Stimmberechtigte. (dpa)