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Weber will starke Bundesbank

22. April 2004

Das Bundeskabinett hat den Kölner Volkswirt Axel Weber nun offiziell für den Bundesbank-Chefposten nominiert. Die Bundesbank begrüßte diese Entscheidung.

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Webers Nominierung stößt auf breite ZustimmungBild: AP

Das Kabinett sei seinem Vorschlag gefolgt, erklärte Finanzminister Hans Eichel am Mittwoch (21.4.2004) in Berlin. Der SPD-Politiker lobte Axel Weber als international ausgewiesenen Experten der Geld- und Währungspolitik. Die Bundesbank ist von der Regierung informiert worden, setzte aber noch keinen Termin für eine Anhörung des Kandidaten an. Dabei wird es um die fachliche Eignung Webers gehen. Ein Vetorecht hat die Notenbank jedoch nicht.

Weber freut sich auf seine neue Aufgabe

Der künftige Bundesbankpräsident Axel Weber freut sich auf seine neue Aufgabe als Präsident der Bundesbank. Das brachte der 47-Jährige am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finanzminister Hans Eichel in
Berlin zum Ausdruck. Als Bundesbank-Präsident wird er künftig auch dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) angehören.

Weber gab an, für eine starke Bundesbank und eine solide Geldmarktpolitik eintreten zu wollen. Zugleich stellte sich Weber ausdrücklich hinter den europäischen Stabilitätspakt und mahnt die Staaten der Euro-Zone, die vereinbarte Defizit-Grenze wieder einzuhalten. Eine gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Bundesbank sei ihm wichtig. Der parteilose Weber hat in diesem Zusammenhang seine politische Unabhängigkeit betont.

Seine Position zum Umgang mit Erlösen aus Goldverkäufen, ein Streitthema der jüngeren Vergangenheit, ließ er offen. Kurzfristig sei es sein größtes Anliegen, die Bundesbank wieder aus den Schlagzeilen zu bekommen.

Positive Reaktionen

Webers Nominierung findet ein durchweg positives Echo. Die Bundesbank hat die Nominierung des Volkswirts Weber für das Amt ihres Präsidenten begrüßt. "Professor Weber ist der Bundesbank wohl bekannt und, er ist Mitglied des volkswirtschaftlichen Forschungsbeirates der Bundesbank", sagte ein Bundesbank-Sprecher am Mittwoch in Frankfurt. Weber ist nach Ansicht der Vorstandsmitglieder ein Fachmann mit gutem Ruf und Verwaltungserfahrung.

Auch bei den Spitzenverbänden der Wirtschaft stößt die Nominierung des Kölner Wirtschaftsprofessors auf Zustimmung. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHK) erklärte am Mittwoch (21.4.2004) in Berlin: "Die Bundesregierung hat eine gute Wahl getroffen." Weber sei fachlich hoch anerkannt und stehe außerhalb parteipolitischer Interessen. Mit ihm sei sicher gestellt, dass Deutschland eine exzellente Persönlichkeit in den Rat der Europäischen Zentralbank entsende.

Nominierung kam überraschend

Weber gab an, dass seine Nominierung auch für ihn überraschend gekommen sei. Über seine Nominierung für das Amt des Bundesbank-Präsidenten habe er erst am Dienstagmorgen (20.4.2004) erstmals mit dem Finanzministerium gesprochen. Er habe dann einen Tag Zeit gehabt, sich mit seiner Familie zu besprechen und dann sein Einverständnis zu geben.

Weber hatte ursprünglich nicht auf der Liste der potenziellen Nachfolger des wegen der so genannten Adlon-Affäre zurück getretenen Bundesbank-Chefs Ernst Welteke gestanden. Diese Liste hatte sich jedoch bis Dienstagnachmittag (20.4.2004) ständig geändert und erweitert. Neben den bisher genannten Staatssekretären Alfred Tacke und Caio Koch-Weser sowie Bundesbank-Vize Jürgen Stark wurden in Medienberichten auch der Würzburger Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger, der ehemalige Chef der DZ-Bank, Bernd Thiemann, und das ehemalige Direktoriumsmitglied der Bundesbank, Gerhard Häusler, als Kandidaten für die Welteke-Nachfolge genannt.

Spezialist für Geld- und Währungspolitik

Im Verlauf seiner akademischen Laufbahn etablierte sich Weber als Spezialist für Geldtheorie sowie für Geld- und Währungspolitik. Er promovierte 1987 in Siegen zum Doktor der Politikwissenschaften, im Juni 1994 folgte die Habilitation. Seine universitäre Laufbahn begann er 1982 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl "Geld und Währung" an der Universität-Gesamthochschule Siegen.

Zu seinem hohen Ansehen trugen aber auch zahlreiche Mandate als Berater und Gutachter bei. So erarbeitete Weber Studien zur Geldpolitik und Währungsstabilität für verschiedene europäische Institutionen, darunter die EU-Kommission und das europäische Parlament. 2001 gehörte er der Forschungsabteilung der Europäischen Zentralbank an. Seit zwei Jahren ist Weber auch Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. (am)