1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wassermassen bedrohen Millionenstadt Multan

12. August 2010

Zwei Wochen nach Beginn der Katastrophe in Pakistan kann von Entwarnung keine Rede sein. Im Gegenteil: Jetzt drohen die Dämme im Süden des Landes zu brechen. Derweil besuchte Staatspräsident Zardari erstmals Flutopfer.

https://p.dw.com/p/OmYl
Pakistanische Dorfbewohner flüchten vor den Wassermassen (Foto: AP)
Millionen Menschen wurden durch die Überschwemmungen obdachlosBild: AP

Aus Sicht der nationalen Meteorologiebehörde hat Pakistan das Schlimmste noch längst nicht überstanden. Behördenchef Qamar-u-Zaman Chaudhry sagte am Donnerstag (12.08.2010) in Islamabad, nach den Regenfällen im Norden zu Wochenbeginn bewegten sich neue Wassermassen durch die zentralpakistanische Provinz Punjab und weiter nach Süden. Dadurch schwelle der Fluss Chenab an und könnte trotz aller Schutzmaßnahmen die Stadt Multan mit ihren rund 4,5 Millionen Einwohnern treffen. Das wäre die bislang größte von der Flut betroffene Stadt. "Die nächsten zehn Tage werden sehr entscheidend sein", sagte Chaudhry. Laut Vereinten Nationen ist derzeit schätzungsweise ein Viertel des Landes vom Hochwasser betroffen.

Präsident besucht erstmals Krisengebiet

Zardari vor Mikrofonen(Foto: AP)
Präsident Zardari wollte den Flutopfern Mut zuprechenBild: AP

Nach seiner heftig kritisierten Auslandsreise hat Präsident Asif Ali Zardari erstmals die Hochwassergebiete im Süden des Landes besucht. Das Staatsfernsehen zeigte, wie er mit Flutopfern sprach. Er besichtigte auch einen der Dämme in der Provinz Sindh, die den Wassermassen in den kommenden Tagen möglicherweise nicht standhalten werden, und ließ sich von den Behörden über das Ausmaß der Schäden informieren.

Zardari war in die Kritik geraten, weil er trotz der Not in seinem Land seine Reise nach Großbritannien und Frankreich nicht abgebrochen hatte. Die Menschen in den Krisengebieten werfen der Regierung außerdem vor, zu spät auf die Katastrophe reagiert zu haben.

Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bislang rund 1600 Menschen ums Leben. Etwa 14 Millionen Menschen sind von Überschwemmungen betroffen, davon sechs Millionen Kinder. Die Überflutungen infolge schwerer Monsunregen hatten vor zwei Wochen im Nordwesten des Landes begonnen und sich dann südwärts über das Land ausgebreitet. Tausende Dörfer wurden überschwemmt.

(Foto: AP)
Das Gebiet im Umland von Multan steht bereits unter WasserBild: AP

Am Mittwoch baten die UN um 460 Millionen Dollar (rund 350 Millionen Euro) an Soforthilfe, um den Opfern Zelte, Lebensmittel, sauberes Wasser und Medikamente zu bringen und die hygienischen Verhältnisse zu verbessern.

Preise für Lebensmittel gestiegen

Die bisherigen Ernteausfälle und die Schäden an Brücken und Straßen haben bereits zu einer Verdreifachung der Lebensmittelpreise in Teilen des Landes geführt. Islamische Aufständische, die den radikal-islamischen Taliban im benachbarten Afghanistan nahestehen, versuchen immer wieder, den Unmut in der Bevölkerung für ihre Interessen zu nutzen.

Flutopfer stehen an einem LkW an, um Hilfsgüter zu erhalten (Foto: AP)
Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist wegen der politischen Verhältnisse in Pakistan verhaltenBild: AP

Um zu verhindern, dass die moslemischen Extremisten ihren Einfluss bei der notleidenden Bevölkerung ausdehnen, verstärkten die USA ihre Hilfe. Nach Regierungsangaben ist das Trägerschiff USS Peleliu mit zusätzlichen 19 Hubschraubern an Bord bereits in den Gewässern vor der größten pakistanischen Stadt Karachi angekommen.

Außerdem stockten die USA ihre Soforthilfen für Pakistan nochmals um 21 Millionen Dollar auf. Damit seien insgesamt bereits 76 Millionen Dollar für die Opfer der Überschwemmungen gewährt worden, teilte das Außenministerium am Donnerstag in Washington mit. Das Geld werde genutzt, um über verschiedene internationale und einheimische Hilfsorganisationen Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente zu verteilen. Dabei wollen die USA sicherstellen, dass die pakistanischen Organisationen keine Verbindungen zu den Taliban haben.

Die Welthungerhilfe bat die deutsche Bevölkerung dringend um weitere Spenden für die Flutopfer. "Die Menschen vor Ort können nichts dafür, dass sie in einem schwierigen politischen Umfeld leben", teilte die Hilfsorganisation mit. Die Überschwemmung stelle alle Helfer "vor eine Herausforderung von noch nie gekanntem Ausmaß".

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, apn, rtr, afp)
Redaktion: Martin Schrader/Frank Wörner