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Wassermangel in Australien

4. Dezember 2009

Der Süden Australiens kämpft seit 6 Jahren gegen Dürre. Die Temperaturen erreichten im Frühjahr 44 Grad. Das trockene Gras brennt wie Zunder, die Waldbrand-Gefahr steigt. Der Klimawandel ist längst da, sagen Experten.

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Sandsturm im australischen OutbackBild: picture-alliance / dpa
Lower Lakes in Australien
Ein verlassener Bootssteg, der wegen Wassermangels heute ins Nichts führt.Bild: DW

Mick und Lesley Fischer fahren mit ihren Quadbikes über eine weite, leblose, von tiefen Rissen durchzogene Fläche. Ein starker, heißer Wind wirbelt meterhoch Staub auf, der zuvor alles bedeckte – die Überreste eines Bootes und mehrere verrostete Wasserpumpen kommen zum Vorschein. Dies war einst der Boden eines gesunden Süßwassersees, aus dem Familie Fischer und die Nachbarn Wasser für ihre Häuser, Milchkühe und Bewässerungsanlagen pumpten.

Heute ist der See im Mündungsgebiet des Murray um die Hälfte geschrumpft. Das brackige Wasser ist ungenießbar. Die Fischers haben ihre Milchwirtschaft wegen des Wassermangels aufgeben müssen. "Am 27. November 2007 haben wir unsere 700 Kühe zum letzten Mal gemolken" erinnert sich Mick. Seitdem stehen die langsam zerfallenden Ställe und Maschinenräume leer. Auf den Feldern verrosten riesige Bewässerungsanlagen. Im einst fast herrschaftlichen Haupthaus mit der weiten Veranda verstauben Salons und Esszimmer. Die Söhne der Fischers haben weit entfernt im Bergbau Arbeit gefunden. Lesley und Mick aber sind geblieben und kämpfen in einer Bürgergruppe um das Überleben ihrer Seen und ihrer Gemeinde. "Wir können das noch schaffen. Die Leute am Oberlauf des Flusses müssen uns nur etwas von ihrem Wasser abgeben", meint Lesley mit kämpferischer Stimme, doch ihre Augen sind müde.

Der Fluss trocknet aus

23.03.2009 DW-TV Global 3000 Australien
Dürre und trockener Boden machen Mensch und Tier zu schaffen

Umweltwissenschaftler Professor Richard Kingsford von der New South Wales Universität in Sydney fordert ebenfalls Wasser für den Murray. Er sagt, der Fluss stehe auf der Kippe. Tier - und Pflanzenarten in den Seen, Lagunen und Feuchtgebieten im Mündungsgebiet seien stark gefährdet. Nicht nur wegen der herrschenden Dürre, sondern auch infolge massiver Wasserverschwendung.

Professor Kingsford und viele andere Experten kritisieren falsche Bewässerungsmethoden und eine wasserintensive Landwirtschaft, etwa den Anbau von Reis und Baumwolle in teils semi-ariden Zonen. Das soll sich in Zukunft ändern. Die australische Regierung hat 13 Milliarden Dollar bereitgestellt, um besonders verschwenderische Agrarunternehmen und Wasserlizenzen aufzukaufen. Dennoch sieht die Zukunft des Murray nicht gut aus, meint Professor Richard Kingsford. Steigende Temperaturen verschärften die Situation im Murray Darling Becken. "Der Klimawandel ist eine Realität und findet hier bereits statt."

Verzweifelte Lösungsvorschläge

Murray River, South Australien. Flussmündung mit Sandbänken.
Die Mündung des Murray Flusses. Immer weniger Wasser fließt vom Fluss ins Meer.Bild: DW / Irene Quaile

Der akute Wassermangel hat zu verzweifelten Lösungsansätzen geführt: So will man Lake Albert an der Mündung des Murray mit Meerwasser fluten, sollte es nicht bald regnen. Damit will man die Entstehung von Schwefelsäure im freigelegten Seeboden verhindern. Örtliche Fischer werden nun dafür bezahlt, so viele Süßwasserfische wie möglich vor der Überflutung aus dem See zu fischen. Schulkinder retten bedrohte Schildkröten, Gemeindegruppen und Vereine säen Gräser an ehemaligen Seeufern aus. Die Menschen an der Mündung des Murray haben Angst um ihre Existenz. Der Wassermangel bedeutet für sie das Ende ihrer landwirtschaftlichen Betriebe, der Fischerei, des Tourismus und ihres gewohnten Lebensstils.

"Mit der Natur sterben auch wir”

Auch die Ureinwohner der Murray Mündung sind besonders betroffen. Bis vor wenige Jahre bezogen die Ngarrinidjeri ihr Trinkwasser direkt aus dem Fluss. Der See, seine Feuchtgebiete und Lagunen bildeten seit Jahrtausenden die Nahrungsgrundlage für den Stamm. "Unsere Kultur ist eng mit der Natur um uns herum verbunden" meint Derick Walker, ein angesehener Ngarrainidjeri. "Wenn die Natur untergeht, dann sterben auch wir."

Autorin: Esther Blank

Redaktion: Silke Ballweg