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Wasser kennt keine Grenzen

Klaus Dahmann25. September 2003

Wenn es um Wasser geht, ist internationale Zusammenarbeit dringender denn je – das Jahrhunderthochwasser 2002 hat es gezeigt. Es liegt daher eine europäische Wasser-Richtlinie vor, doch deren Umsetzung ist schwierig.

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Das überflutete "Deutsche Eck" in KoblenzBild: AP

Wasser kennt keine Grenzen - eine ebenso banale wie Besorgnis erregende Feststellung. Denn Umwelt-Gifte, die in einem Land ins Grundwasser sickern, können plötzlich auch in den Flüsse des Nachbarlandes auftauchen.

Probleme mit den Analyse-Daten

An Wasser-Analysen eines Nachbarlandes zu kommen, ist aber bisher nicht ganz einfach. Denn derartige Daten wurden in der Vergangenheit mancherorts wie Staatsgeheimnisse gehütet. "Natürlich gibt es Hoheitsansprüche und ein gewisses Besitzstand-Denken. Aber dass letzten Endes nichts an einer Kooperation zwischen den Ländern vorbei führt, das haben alle erkannt", erklärt Volkmar Assmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover.

Bereits im Oktober 2000 hat die EU-Kommission die europäische Wasser-Rahmen-Richtlinie auf den Weg gebracht. Darin sind nicht nur gemeinsame Standards für Wasser-Untersuchungen festgeschrieben, sondern die Mitgliedstaaten müssen auch bis 2004 ihre Analyse-Daten europaweit zugänglich machen. Nun jedoch zeigt sich, dass in vielen Staaten das Oberflächen- und Grundwasser noch immer nicht regelmäßig und flächendeckend untersucht wird. Und jedes Land hat unterschiedliche Mess-Normen, die man nicht ohne weiteres vergleichen kann.

Hürden in Deutschland

Beträchtliche Unterschiede bei den Wasser-Analysen gibt es sogar innerhalb Deutschlands - und das erschwert die Arbeit für die Wasser-Rahmen-Richtlinie beträchtlich: Es gibt zwar das Bundesinstitut in Hannover, aber dieses Institut sammelt nicht selbständig Daten, weil Wasser-Untersuchungen Sache der einzelnen Bundesländer sind. Das ist so im deutschen Föderations-Vertrag festgeschrieben, wie Instituts-Direktor Friedrich-Wilhelm Wellmer erklärt: "Es ist immer eine Zuständigkeit der Länder - natürlich historisch gewachsen: Als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde, gab es fast überall bereits geologische Dienste. Und die Zuständigkeit war immer eine Aufgabe der Einzelstaaten gewesen."

Die Wasser-Daten aus den Landesämtern zu sammeln, sei viel Arbeit, so Wellmer; diese Daten zu einem gesamt-deutschen Bild zusammen zu puzzlen, mache aber noch viel mehr Schwierigkeiten. Denn die einzelnen Länder haben nicht nur unterschiedliche Mess-Standards, sondern auch verschiedene Datenverarbeitungs-Systeme.

Vorbeugen ist billiger

Dass in ganz Deutschland künftig nicht mehr jedes Bundesland machen kann, was es will - das ist so zu sagen ein positiver Neben-Effekt der europäischen Wasser-Rahmen-Richtlinie. Und so gibt es auf Druck aus Brüssel nun auch endlich die erste Karte, auf der die Grundwasser-Strukturen in ganz Deutschland verzeichnet sind.

Die europäische Direktive verlangt aber noch mehr: Die Staaten müssen kontinuierlich Flüsse, Seen und das Grundwasser kontrollieren und dafür sorgen, dass sich die Wasser-Qualität verbessert. Bis 2015 will man die Verschmutzung schrittweise reduzieren, ab 2020 dürfen zwei Dutzend besonders gefährliche Stoffe überhaupt nicht mehr ins Wasser geleitet werden. Vorzubeugen sei weitaus billiger als verschmutztes Wasser im Nachhinein zu reinigen, meint Emile Elewaut von der europäischen Geologen-Vereinigung EuroGeoSurveys: "Das Wasser von Nitraten und Pestiziden zu säubern, ist eine sehr teure Sache. Im Ergebnis müssen die Verbraucher dann höhere Preise für Trinkwasser bezahlen. Wenn Wasser auch künftig noch bezahlbar sein soll, ist es am besten, das Problem an der Wurzel zu packen. Und das heißt: die Verschmutzung zu reduzieren - anstatt jede Menge Geld in die Säuberung zu investieren."