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"Washington sucht nach Opfern"

Nabil Chbib11. März 2003

Die arabischen Zeitungen suchen am Sonntag (9.3.) eine Antwort auf die Frage, warum die USA Krieg gegen den Irak führen wollen. Weiterhin diskutiert werden die Rollen Deutschlands und der Türkei.

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Die syrische Regierungszeitung Athaura stellt die Frage: Warum will der amerikanische Präsident George W. Bush einen Krieg führen, obwohl der Widerstand im Weltsicherheitsrat und in der Weltöffentlichkeit groß ist? Die Zeitung sieht die Ursache in den Hegemoniebestrebungen der Amerikaner und fährt fort: "Die Logik und die Geschichte der Menschheit belehren jedoch, dass solche Kriege zum Niedergang der imperialen Mächte führen. Alle Faktoren der Irak-Krise weisen darauf hin, dass am Ende keine einpolige, sondern eine mehrpolige internationale politische Ordnung entstehen wird, deren Gleichgewicht die Legitimität der UNO stützen wird."

Saddam Hussein nur der "Stellvertreter"?

Aus Sicht der offiziösen ägyptischen Zeitung Al-Gumhuriya häufen sich die amerikanischen Drohungen gegen große und kleine Staaten sowie gegen die Weltorganisation: "Die amerikanische Regierung sät den Horror überall. Nach dem 11. September scheint Washington wahnsinnig geworden zu sein, sucht nach Opfern und glaubt, diese Opfer in Saddam Hussein und den Irak gefunden zu haben."

Ähnliches liest man in der offiziösen ägyptischen Zeitung Al-Ahram. Dort werden die Befürworter des Krieges gewarnt, denn sie sollten an die Lehren der Geschichte denken. Behutsamkeit empfiehlt die Zeitung: "Denn das ist der Wille der Weltöffentlichkeit und auch großer Teile der amerikanischen Öffentlichkeit. Man muss im Zusammenhang mit allen Krisen und Problemen der Welt nach friedlichen Mitteln suchen. Es geht ja nicht nur um die Irak-Krise. Man sieht, wie die Kriegsmaschinerie von Ariel Scharon die dunkelste Seite der israelischen Geschichte in den palästinensischen Gebieten schreibt."

Deutscher Vorschlag und türkische Haltung

In einem anderen Artikel in der Zeitung Al-Ahram heißt es: "Es gibt noch eine Chance, die die Initiative des Bundeskanzlers Gerhard Schröder bietet. Sie ist im Kriegsgeschrei fast untergegangen. Der Kern der Initiative ist die Bildung einer internationalen Truppe, um den Irak zu entwaffnen. Russland und Frankreich haben Bereitschaft gezeigt, sich daran zu beteiligen. Die Initiative beschäftigt sich auch mit anderen Problemen der Region und sieht vor, der palästinensischen Zivilbevölkerung Schutz zu gewähren und die Gesamtregion von Massenvernichtungswaffen zu befreien. Diese Initiative entspricht dem Völkerrecht, der UN-Konvention und der eigentlichen Aufgabe des Weltsicherheitsrates, nämlich die internationalen Probleme mit friedlichen Mitteln zu lösen."

Die in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinende eher unabhängige Zeitung Al-Bayan analysiert die Ziele der türkischen Irakpolitik und meint, die Türkei will die Bildung eines Kurdenstaates verhindern und eventuell das ölreiche Gebiet im Norden Iraks besetzen. Als Beleg wird der Chef der in der Türkei regierenden religiös-konservativen AKP, Tayyip Erdogan, mit den Worten zitiert: "Schließlich muss die Türkei eine effektive Rolle im Wiederaufbau des Irak nach dem Krieg bekommen."