Was ist schön?
Afrikanische Schönheitsideale sind vielfältig und im ständigen Wandel. Doch der Blick auf jahrhundertealte Masken zeigt: Vieles von dem, was damals als schön empfunden wurde, ist auch heute gefragt - nicht nur in Afrika.
Stilisiertes Schönheitsideal
Rötliche Haut, aufwendig geflochtenes Haar und halb geschlossene Augen: Diese über 100 Jahre alte Maske stellt eine besonders schöne Chokwe-Frau aus der Republik Kongo dar. Viele Völker Afrikas bilden seit Jahrhunderten ihre Umwelt in Form von Masken und Figuren nach. Die Chokwe-Künstler gestalten die Masken nach lebenden Vorbildern, die von dem Vorhaben aber nichts mitbekommen dürfen.
Trendsetter aus Tansania?
Auch diese Figur ist Teil der Austellung "Africa's Top Models" in Hamburg. Für die Makonde in Tansania gehört großer Lippenschmuck zum Schönheitsideal einer Frau. In die Lippe wird ein Loch gebohrt und langsam durch immer größere Scheiben geweitet. Handtellergroße Scheiben in den Ohrläppchen haben sich in einigen westlichen Subkulturen bereits durchgesetzt. Werden Lippenscheiben der nächste Trend?
Schmuck mit eingebauter Schutzfunktion
Gold, Silber, Glasperlen, edle Steine, Kupfer, Korallen, Leder, Elfenbein: Schmuck ist ein elementarer Bestandteil der menschlichen Schönheit - nicht nur in Afrika. Hier hat er zudem oftmals eine große Bedeutung als Schutz vor Verwünschungen und als glücksbringender Talisman. In einigen Regionen tragen besonders schöne Menschen spezielle Schmuckstücke, die sie vor dem Neid anderer schützen sollen.
Mit Haut und Haar
"Mach' dich schöner": Frisuren sind oftmals nicht bloß Ausdruck des persönlichen Stils, sondern weisen auch auf das Alter, die Herkunft und den sozialen Status einer Person hin. Von allen Haartypen ist das afrikanische Haar das empfindlichste, es wird schnell stumpf und trocken. Heutzutage ist es wieder populär, das Haar ganz natürlich zu belassen - ohne eingeflochtenes Kunsthaar oder Perücke.
Bleichcreme statt Solarium
Öle, Cremes und Make-up sind für viele Afrikanerinnen ein Garant für schöne Haut. Zudem ist das Hautbleichen in vielen Ländern sehr populär: Mehr als drei Viertel der nigerianischen Frauen hellen mit speziellen Cremes ihre Haut auf. In ganz Afrika warnen Kampagnen davor, dass die Bleichcremes starke Chemikalien enthalten, die die Haut dauerhaft schädigen können.
Stolz darauf, schwarz zu sein
Europäische Kolonialherren meinten, Afrikaner seien nicht nur unzivilisiert, sondern auch hässlich. Auf diese Arroganz der Mächtigen reagierten die Afrikaner unterschiedlich: Vor allem städtische Eliten übernahmen europäische Moden, andere hielten an traditionellen Schönheitsidealen fest. Besonders in Nordamerika und Südafrika entwickelte sich "Black ist beautiful" zum politischen Schlachtruf.
Stilvoller Protest
Während der Kolonialzeit wollten viele Kongolesen zeigen, dass sie genauso stilsicher wie die Europäer sein konnten. Die reine Imitation der Pariser Mode entwickelte sich zum eigenen Stil. In den 1970er und 80er Jahren begannen die "Sapeurs" westliche Nobelmarken zu tragen. Damit drückten sie ihren Widerstand gegen die als Re-Afrikanisierung getarnte Bevormundung durch die Regierung aus.
Schönheit als Ausdruck einer guten Moral
In der Sprache der Ibibio in Nigeria bedeutet "mfon" gleichzeitig "schön" und "moralisch gut". "Idiok" heißt "hässlich" und "moralisch schlecht". Die moralisch guten Ahnen werde durch schöne Masken dargestellt: Sie sind symmetrisch und haben eine helle Haut, eine hohe Stirn und feine Gesichtszüge. Die unmoralischen Ahnen werden mit schiefen Nasen und entstellten Gesichtszügen nachgebildet.
Wahre Schönheit kommt von innen
"Ein schönes Gesicht und ein schönes Kleid machen noch keinen schönen Charakter", besagt ein kongolesisches Sprichwort. Wer moralisch handelt, der ist auch schön, so die Meinung in vielen afrikanischen Kulturen. Zurückhaltendes Auftreten und selbstlose Güte gelten vielerorts als Indizien für "innere Schönheit".
L’Afrique, c‘est chic!
Es ist nicht nur der Westen, der seine Vorstellungen von Schönheit in die Welt exportiert: Afrikanische Designer erobern die Laufstege der Welt, afrikanische Stoffe und Schnitte sind längst auch auf anderen Kontinenten beliebt. Auch traditionell afrikanische Schönheitsideale wie eine ausladende Gesäßpartie oder kunstvoll geflochtene Frisuren stehen in Europa und den USA hoch im Kurs.