1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was der Pilotenstreik kostet

22. Februar 2010

Für die Passagiere ist der Streik bei der Lufthansa ärgerlich. Aber gefährdet er auch den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands? Einige Politiker sehen das so. An aussagekräftigen Daten mangelt es jedoch.

https://p.dw.com/p/M7uW
Piloten streiken bei der Lufthansa (Foto: AP)
Rund 4000 Piloten streiken bei der LufthansaBild: AP

Für Michael Fuchs ist die Sache klar. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion hat kein Verständnis dafür, dass die Lufthansa-Piloten seit Montagmorgen streiken. Nicht nur die Forderungen nach mehr Geld seien überzogen. Ein Pilotenstreik sei unverantwortlich, weil er der gesamten Wirtschaft schade: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem leichten Aufschwung und jede Streikmaßnahme kann dazu führen, dass dieser Aufschwung verlangsamt oder sogar abgeschwächt wird." Fuchs bergründet seine These damit, damit es bei der Lufthansa neben dem Passagierbereich auch noch den Frachtbetrieb gibt. "Das heißt, wenn unsere Fracht ins Ausland nicht schnell genug rausgeht oder ins Inland nicht hereinkommt, haben wir Probleme", so der CDU-Politiker.

Das Ausmaß genau dieser Probleme ist aber umstritten. Hagen Lesch ist Tarifexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Für ihn spricht vieles dafür, dass sich der Streik weit weniger bemerkbar machen wird, als von manchen befürchtet: "Das liegt zum einen daran, dass die Lufthansa im Frachtbereich den Großteil ihrer Verbindungen aufrecht erhalten kann - zumindest kurzfristig. Und zum zweiten ist der Streik rechtzeitig angekündigt worden, so dass sich Unternehmen auch darauf einstellen konnten und sich entsprechend alternative Transportmöglichkeiten organisieren konnten."

Seriöse Daten fehlen

Lufthansa Cargo Frachtmaschine beim Beladen (Foto: AP)
Keiner weiß genau, wie wertvoll so eine Ladung istBild: AP

Hinzu kommt, dass bisher niemand genau sagen kann, welche tatsächliche Bedeutung der Luftverkehr für den deutschen Import und Export hat. Zwar kursieren seit kurzem Daten durch die Öffentlichkeit, die von einem Luftverkehrs-Anteil von rund 40 Prozent am Wert aller Exporte ausgehen. Aber auch in Expertenkreisen wird über Herkunft und Aussagekraft der entsprechenden Studie gerätselt. Laut Wirtschaftsexperten Lesch fehlen schlichtweg die Zahlen, die solche Angaben auf eine solide Grundlage stellen könnten: "Wir wissen aus der amtlichen Statistik leider nur, wie viel Beförderungsmenge im Luftverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern anfällt. Die ist sehr, sehr gering." Das schließe aber natürlich nicht aus, dass wertvolle Sachen transportiert werden. Die amtliche Statistik liefere dazu aber keine genauen Angaben, so Lesch.

Schaden für Lufthansa

Anzeigentafel der Lufthansa während des Streiks (Foto: AP)
25 Millionen Euro kostet jeder Streiktag die LufthansaBild: AP

Unumstritten ist hingegen der finanzielle Schaden, der durch den Pilotenstreik für die Lufthansa entsteht. Lufthansa-Vizechef Christoph Franz spricht von einem Ausfall von 25 Millionen Euro pro Tag. Hinzu kommt ein schwer messbarer Imageschaden. So könnten Fluggäste, die jetzt gezwungen sind, zu anderen Fluggesellschaften zu wechseln, auch langfristig diesen Airlines treu bleiben.

Und auch was die gesamte deutsche Wirtschaft betrifft, stehen für Experten Lesch eher die psychologischen Auswirkungen des Pilotenstreiks im Vordergrund: "Wenn die Piloten sich jetzt wieder durch ihre Streikmacht Sonderstellungen herausholen, dann führt das ja zu Nachahmungen", sagt Hagen Lesch vom IW Köln. Zum Beispiel bei der Deutschen Bahn. Die Lokführer können sich durch die Erfolge der Piloten bei der Lufthansa ermutigt fühlen. "Insofern ist das ein Problem, dass der Streik bei der Lufthansa dann auch auf andere Unternehmen überspringen kann."

Autor: Jan-Phlipp Scholz
Redaktion: Zhang Danhong