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Der Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari und die Folgen

3. Februar 2024

Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton verlässt Ende 2024 das Mercedes-Team und heuert bei Ferrari an - nach zwölf Jahren bei den "Silberpfeilen". Es ist ein Paukenschlag in der Königsklasse des Motorsports.

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Lewis Hamilton im Gespräch mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc
Lewis Hamilton (l.) - hier mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc - wird ab 2025 ebenfalls für die "Scuderia" fahren Bild: HOCH ZWEI/picture alliance

Selbst die Formel-1-Experten waren überrascht. Der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton wird nach der anstehenden Saison das Mercedes-Team verlassen und beim italienischen Traditionsrennstall Ferrari anheuern. Das gaben beide Teams am Donnerstagabend bekannt. Der Brite hatte bei Mercedes noch im vergangenen August um zwei Jahre verlängert, jetzt zog er eine im Vertrag vereinbarte Austrittsklausel.

Hamilton erhält bei der "Scuderia" ab 2025 einen Vertrag über mehrere Jahre. Seine Formel-1-Karriere hatte bisher unter dem Mercedes-Stern gestanden: Von 2007 bis 2012 fuhr Hamilton für McLaren, dessen Rennautos mit Mercedes-Motoren ausgestattet waren. 2013 ersetzte er beim Mercedes-Team Formel-1-Legende Michael Schumacher. Seinen ersten WM-Titel fuhr Hamilton 2008 bei McLaren ein, die weiteren sechs (2014, 2015, 2017 bis 2020) mit den Mercedes-"Silberpfeilen". Mit jeweils sieben Titeln sind Schumacher und Hamilton die Rekordweltmeister der Formel 1. 

Wie hat Hamilton seinen Wechsel begründet? 

Der Brite blieb relativ wage. "Ich habe unglaubliche elf Jahre mit diesem Team verbracht und bin so stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben", sagte Hamilton laut seinem Rennstall. Es sei eine der schwersten Entscheidungen seines Lebens gewesen, so der Rennfahrer. "Aber die Zeit ist reif für diesen Schritt, und ich freue mich, eine neue Herausforderung anzunehmen."

Es kann also vorerst nur über Hamiltons Motive spekuliert werden. Die Karriere des Formel-1-Rekordsiegers wäre am Ende nicht komplett, wenn er nur für Mercedes gefahren sei, sagte der Schweizer Ex-Formel-1-Fahrer Marc Surer im Internet-Portal Motorsport-total. Hamilton wolle sich wohl den Kindheitstraum fast jedes Piloten erfüllen, einmal im Ferrari zu sitzen. "Das ist die Nummer-1-Marke der Formel 1, auch wenn sie in den letzten Jahren nicht mehr so erfolgreich war."

Für einen Wechsel zu Ferrari könnte auch gesprochen haben, dass dort ein alter Vertrauter von Hamilton Teamchef ist: Frederic Vasseur. Der Franzose ist ein Ziehvater Hamiltons aus dessen Zeit vor der Formel-1-Karriere. 2005 fuhr Hamilton im Team Vasseurs in der Formel 3 und gewann dort überlegen die Meisterschaft. Zudem sollen mit Hamilton auch zwei wichtige Ingenieure von Mercedes zu Ferrari wechseln: Der Franzose Loic Serra ist derzeit für die Fahrdynamik von Hamiltons Mercedes verantwortlich, der Italiener Riccardo Musconi, der aus Imola stammt, gilt als enger Vertrauter des Briten.

Außerdem wird dem Engländer der Wechsel nach Italien auch finanziell schmackhaft gemacht. Die Scuderia zahlt dem Megastar angeblich bis zu 70 Millionen Euro pro Jahr.

Was hat Ferrari von der Verpflichtung Hamiltons? 

Auf jeden Fall einen Marketing-Effekt. Als die Nachricht um die Welt ging, dass Hamilton ab 2025 für Ferrari fahre, stieg der Kurs des Automobil-Konzerns an der New Yorker Börse auf einen neuen Rekordwert. Ob sich das Engagement auch sportlich auszahlt, muss sich zeigen. Hamilton wird zum Zeitpunkt seines Wechsels bereits 40 Jahre alt sein. Auch wesentlich jüngeren Ex-Weltmeistern wie dem Spanier Fernando Alonso oder dem Deutschen Sebastian Vettel gelang es nicht, die Träume der Ferrari-Fans vom ersten WM-Titel seit 2007 zu erfüllen. Damals hatte der Finne Kimi Räikkönen triumphiert. 

Wie geht es bei Mercedes weiter? 

Mit dem Abschied Hamiltons zum Jahresende wird bei dem deutschen Rennstall eine Ära zu Ende gehen. Es sei die erfolgreichste Beziehung zwischen einem Team und einem Fahrer in der Geschichte der Formel 1 gewesen, sagte Mercedes-Mercedes-Motorsport Chef Toto Wolff. Es böten sich jedoch auch "aufregende Möglichkeiten für die Zukunft", so Wolff. "Aber im Moment haben wir noch eine Saison vor uns, und wir konzentrieren uns darauf, Rennen zu fahren, um ein starkes Jahr 2024 abzuliefern."

Sebastian Vettel verabschiedet sich Ende 2022 in Abu Dhabi winkend von den Formel-1-Fans.
Feiert Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, der sich Ende 2022 aus der Formel 1 verabschiedete, ein Comeback?Bild: Andy Hone/Motorsport Images/IMAGO

Unter den Fahrern, die als Hamilton-Nachfolger gehandelt werden, ist auch Sebastian Vettel, der 2022 seinen Rücktritt aus der Formel 1 erklärt hatte. Auch der Name Mick Schumacher wurde genannt. Der Sohn von Michael Schumacher hatte Ende 2022 sein Formel-1-Cockpit beim Team Haas verloren. 

Kann die Formel 1 von dem Wechsel Hamiltons profitieren? 

Die Königsklasse profitiert schon jetzt davon, weil weltweit über den überraschenden Wechsel diskutiert wird. Zuvor war es eher still um die Formel 1. Ein Grund ist die seit langem geradezu erdrückende Dominanz Max Verstappens und seines Red-Bull-Teams. Der Niederländer wurde in den vergangenen drei Jahren in Folge Weltmeister, in den letzten beiden Saisons ging auch der Konstrukteurs-WM-Titel an Red Bull. Für die Formel 1 gilt: ohne Konkurrenz keine Spannung. Vielleicht können Hamilton bei Ferrari und sein Nachfolger bei Mercedes ab 2025 dafür sorgen. 

Der Text wurde am 3. Februar aktualisiert.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter