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Lifestyle

Was beim Sport im Körper passiert

Dana Eichhorst14. September 2011

Drei mal 30 Minuten – das ist laut WHO das Minimum an Bewegung, das Erwachsene pro Woche erreichen sollten. Bewegungsmangel gilt in den Industrienationen als einer der größten Risikofaktoren für Übergewicht, Bluthochdruck, Rücken- und Gelenkserkrankungen.

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Wer sich zu wenig bewegt, hat schnell ein dickes Problem. Bewegungsmangel sehen Mediziner auf der Rangliste der Risikofaktoren ganz weit oben - noch vor Übergewicht und Bluthochdruck. Die Lösung ist Sport. Wer sich bewegt, profitiert schnell. Sofort, wenn wir sportlich aktiv werden, starten im Körper eine Vielzahl biologischer Prozesse. Der Stoffwechsel wird angekurbelt: Schon mit den ersten Schritten beginnen wir, Kalorien zu verbrennen. Der Körper stellt von Zucker- auf Fettverbrennung um. Nährstoffe werden besser verarbeitet, der Energieverbrauch steigt. "Anpassungserscheinungen passieren immer unmittelbar nachdem Sie die Bewegung beginnen", sagt Prof. Gerhard Huber, Sportwissenschaftler an der Universität Heidelberg . "Natürlich wirken sie erst dann, wenn Sie längerfristig etwas tun, wenn Sie das nachhaltig und über einen längeren Zeitraum machen. Eine einfache Regel besagt: Wenn Sie fünf Jahre trainieren, dann hält der Effekt ungefähr fünf Jahre. Wir sollten aber nicht sportliche Aktivität und Training zeitlich limitieren."

Fitness für Körper und Geist
Denn wer durchhält, hat auch einiges davon: In den Muskeln beginnt der Ausbau des Zubringersystems, der Kapillaren. Das sind feine Blutgefäße, die Nährstoffe direkt in die Muskelfaserzellen transportieren: die Muskelzellen wachsen. In jeder steckt ein kleines Kraftwerk, die sogenannten Mitochondrien. Sie verarbeiten zugeführte Nährstoffe und produzieren dabei Energie. Die Muskeln werden leistungsfähiger. Bewegung wirkt sich auch auf das Gehirn aus. Durchblutung und Sauerstoffversorgung bessern sich, das Nervenwachstum wird angeregt: neue Nervenbahnen entstehen. Gedächtnisleistung, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität nehmen zu. Die sportliche Anstrengung verändert auch die Psyche: der Kopf wird frei, wir schalten leichter ab, unsere Laune bessert sich. Aber noch können Forscher wie Prof. Gerhard Huber von der Universität Heidelberg nicht genau erklären, warum das so ist: "Das kann auf der hormonellen Ebene passieren, das kann auf der psychischen Ebene passieren, dass wir Erfolgserlebnisse haben, dass wir sehen - häufig sehen Menschen ja das Produkt ihrer Arbeit nicht, auch wenn sie den ganzen Tag arbeiten. Wenn Sie aber zehn Kilometer gelaufen sind, dann sehen Sie zwar nicht die ganzen zehn Kilometer, aber Sie haben ein Gefühl dafür, da hab ich jetzt was geleistet."

Erfolg mit regelmäßigem Training
Doch Vorsicht: ohne kontinuierliches Training kein dauerhafter Erfolg. Erst nach einigen Wochen ist das Herz deutlich gestärkt, der Herzmuskel besser durchblutet. Die roten Blutkörperchen haben zugenommen, der Ruhepuls ist gesunken. Zu hoher Blutdruck und Blutzucker haben sich normalisiert. Sport beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und senkt das Rückfallrisiko nach einem Infarkt. Auch das Immunsystem hat auf das Training reagiert. Die Zahl der Abwehrzellen ist gestiegen, Infekte werden vom Körper besser abgewehrt, wir erkälten uns weniger. Sogar gegen Stress sind wir resistenter geworden. Wir atmen leichter: das Lungen­volumen ist erhöht, die Atemfrequenz gesunken. Wir bewältigen alle Anforderungen mit weniger Aufwand. Der gesamte Bewegungs­apparat ist gestärkt, Binde­gewebe, Knorpel, Sehnen und Bänder sind durch regelmäßige Bewegung belastbarer geworden. "Unsere Vorfahren mussten gewaltige Strecken zu Fuß gehen, um zu jagen und um zu sammeln", so Prof. Gerhard Huber, "und deshalb sind alle biologischen Systeme in unserem Körper auf diese Beanspruchung ausgerichtet. Dement­sprechend haben auch Menschen, die diesem evolutionären Erbe folgen und sich regelmäßig und ausreichend bewegen auch eine höhere Lebens­erwartung." Wir haben es also selbst in der Hand: Bewegung ist die Kraft, die Krankheiten besiegen und das Leben verlängern kann.