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Warum Laura George lächerlich macht

Daniel Scheschkewitz, Washington7. Mai 2005

Wir haben es geahnt: Laura Bush fristet ein Mauerblümchen-Dasein im Schatten ihres Präsidenten-Gatten. Doch jetzt hat die "First Lady" der Vereinigten Staaten endlich einmal allen gezeigt, was in ihr steckt.

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Daniel Scheschkewitz

Auf dem jährlichen Abendessen für das Pressekorps des Weißen Hauses gehört es zur Tradition, dass der Präsident die Stimmung im Saal mit ein paar mehr oder weniger schlechten Witzen zu heben versucht. Doch dieses Jahr kam alles anders. Als George Bush einen Witz aus dem zurückliegenden Wahlkampf aufzuwärmen begann, hielt es First Lady Laura nicht mehr an ihrem Platz. Mit einem charmanten "oh, nicht schon wieder diesen!", unterbrach sie den Gastgeber und stieg selber in die Witz-Arena.

Kettensägen-Liebhaber

Nun sind gestandene Journalisten auf dieser Ebene einiges an Zoten gewöhnt, dass aber eine amtierende Präisdentengattin den anwesenden Ehemann verspottet, das war selbst für die harten Reporter im Machtzentrum dieser Welt eine Premiere. Laura jedenfalls ging in bester Stand-up-Comedian-Manier zur Sache und schon beim ersten "joke" blieb kein Auge trocken. "George verstand nicht viel vom Leben auf einer Ranch, als wir Crawford kauften. Aber ich bin stolz auf ihn, denn seitdem hat er viel gelernt. Vor allem wenn man an das Pferd denkt , dass er im ersten Jahr zu melken versuchte. Insbesondere da es sich um einen Hengst handelte." Man könnte den Witz als indiskret, ja respektlos betrachten. Aber es sollte noch härterer Tobak folgen. "Georges Antwort für jedes Problem auf der Ranch ist die Kettensäge. Deshalb wundert es mich auch nicht , dass er sich so gut mit Rumsfeld und Cheney versteht". Spätestens hier stand der Saal Kopf und auf der Bühe gackerte das Objekt des respektlosen Spottgebarens sein unnachahmliches Gacker-Lachen mit , wenn auch mit hochrotem Kopf.

Verzweifelte Hausfrau

Laura Bush, die bisher ein Image als brave Ex-Bibliothekarin und treusorgende Ehefrau pflegte , schien wie verwandelt . Mit dem beißenden Humor eines hartgesottenen Satirikers verschoss sie einen Pfeil nach dem anderen. Sie fühle sich gelegentlich wie die verzweifelten Hausfrauen in der TV-Serie "Desperate Housewifes", immer dann, wenn Eheman George mal wieder pünktlch um neun zu Bett gegangen sei. Dann nämlich frage sie sich immer, ob jemand der die Tyranneien dieser Welt stürzen wolle, nicht länger aufbleiben müsse?

Auch der Bush-Clan bekam sein Fett weg. Schwiegermutter Barbara Bush erinnere sie durchaus an "Godfather" Don Corleone und eine Einladung zu einem langen Wochenende mit den Schwiegereltern nach Kennebunkport sei wie der erste Preis in einer Lotterie, der zweite Preis sei eine ganze Woche.

Alles PR...

Wer nun aber gedacht hätte, Laura Bush sei übergeschnappt oder habe vorgehabt , ihrem Gatten den Laufpass zu geben, den müssen wir an dieser Stelle leider eines Bessern belehren. Das Ganze war eine PR-Idee der gewieften Bush -Berater im Weißen Haus. Unglücklich über die zuletzt schlechten Meinungsumfragen für ihren Chef und die weitgehend verpatzte Kampagne zur geplanten Rentenreform, wollte man die Konturen des US-Präsidenten mal wieder etwas weicher zeichnen. Und was könnte den mächtigsten Politiker der Welt sympathischer erscheinen lassen als ein paar menschliche Schwächen, die noch dazu seine eigene Ehefrau preisgibt. Bush selbst kann damit leben. Der Mann im Weißen Haus kann über sich selber lachen und in diesen Zeiten ist ein US-Präsident durchaus schlimmere Kritik gewöhnt.