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Warum Facebook Instagram kauft

Andreas Becker10. April 2012

Facebook zahlt eine Milliarde Dollar für eine kleine Firma mit 13 Mitarbeitern, die eine Foto-App für Smartphones herstellt. Was sind die Gründe? Investoren und Tech-Blogger sind auf der Suche nach Antworten.

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Ein Instagram Foto wird auf einem Smartphone über Facebook geteilt. (Foto: dapd)
Bild: Reuters

Instagram ist ein kostenloses Foto-Programm für Smartphones. Zwei Jahre lang lief die Software nur auf dem Betriebssystem von Apple, seit dem 3. April 2011 gibt es auch eine Version für Android Smartphones. Die App bietet Nutzern die Möglichkeit, ihre Handyfotos mit Effektfiltern zu bearbeiten und in verschiedenen sozialen Netzwerken zu teilen, darunter auch Facebook. Nach eigenen Angaben hat Instagram rund 30 Millionen Nutzer.

Verglichen mit Facebook und seinen 800 Millionen Nutzern ist Instagram also ein Zwerg. Warum also ist Facebook bereit, eine Milliarde Dollar dafür auszugeben? Vor allem Tech-Blogger und Investoren sind auf der Suche nach Antworten.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg selbst schreibt auf Facebook: "Viele Leute lieben Facebook, weil es die beste Art ist, Fotos zu teilen. Wir wussten einfach, dass es lohnend ist, diese beiden Firmen (Facebook und Instagram - d. Red.) zusammenzubringen."

"Facebook hatte keine Wahl"

"Instagram hatte das Potenzial, Facebook gefährlich zu werden, weil es mobile Fotos besser kann als Facebook – und Fotos sind immer noch der Kern von Facebook", schreibt Nico Lumma, Geschäftsführer der börsennotierten niederländischen Beteiligungsgesellschaft Digital Pioneers, auf seinem Blog Lumma.de. "Facebook hatte gar keine andere Wahl, als Instagram zu kaufen", so Lumma weiter, denn: "Was ist, wenn Apple oder Google Instagram kaufen?"

Der US-Investor Chris Dixon argumentiert in einer Twitter-Meldung ähnlich: "Es ist ein kluger Schachzug, ein Prozent seiner Marktkapitalisierung aufzugeben, um seine größte Bedrohung zu beseitigen". Schätzungen zufolge könnte Facebook nach seinem Börsengang rund 100 Milliarden Dollar wert sein. Berichten zufolge hatte Facebook Ende letzten Jahres Cash-Reserven von etwa 3,5 Milliarden Dollar.

Mobilität ist tatsächlich die große Stärke von Instagram. Der Dienst läuft ausschließlich auf Smartphones. Natürlich hat auch Facebook Apps für alle Smartphone-Betriebssysteme im Angebot, doch auf den vollen Funktionsumfang des sozialen Netzwerks können Nutzer nur zugreifen, wenn sie sich über einen normalen Computer einloggen. Und nur dann sehen sie auch die Werbung, mit der Facebook sein Geld verdient.

Probleme mit der Mobilität

Facebook selbst weist in seinen Unterlagen zum geplanten Börsengang auf die Probleme hin. "Eine Mehrheit unserer Mobilnutzer nutzt Facebook auch über Personalcomputer, wo wir Werbung zeigen. Unsere Nutzer könnten sich jedoch zunehmend dazu entschließen, auf unsere Produkte vor allem über mobile Geräte zuzugreifen", schreibt Facebook. "Zur Zeit generieren wir keine nennenswerten Umsätze durch die mobile Nutzung von Facebook, und ob wir dazu in der Lage sein werden, ist nicht belegt."

Ebenso unbelegt ist, ob das Geschäftsmodell von Instagram einmal Geld abwirft. Die Firma hofft, wie die meisten Anbieter kostenloser Smartphone-Apps, Geld durch Werbung einzunehmen. Profitabel ist die Firma bisher nicht. Eine Milliarde Euro ist "ein hoher Preis für eine Firma mit viel Hype, aber ohne Geschäftsmodell", schreibt Laurie Segall auf CNN Money.

Chris Dixon, laut dem US-Magazin Business Week einer der wichtigsten Start-Up-Investoren der IT-Branche, sieht das anders. "Die Konzentration auf die Einnahmen zeigt ein schockierendes Unverständnis der Geschichte von Internet-Geschäften", so Dixon in einer Twitter-Meldung.

Panikkauf?

Dan Primack vom Online-Magazin Fortune.com vermutet, Facebook sei wegen des Erfolgs von Instagram nervös geworden. Die Instagram-App für Android wurde am 3. April innerhalb von 12 Stunden eine Millionen Mal heruntergeladen. Wenige Tage später gab Instagram bekannt, 50 Millionen Dollar von verschiedenen Risikokapitalgebern eingesammelt zu haben. Der Gesamtwert der Firma wurde dabei auf 500 Millionen Dollar veranschlagt. "Ich glaube, Facebook ist in Panik geraten", zitiert Primack einen anonymen Beobachter. "Deshalb haben sie entschieden, die Konkurrenz aufzukaufen, bevor sie noch größer werden konnte."

Nach Angaben von Facebook und Instagram soll die Foto-App als eigenständige Anwendung weitergeführt werden, auch das Teilen von Bildern über andere soziale Netzwerke wie Twitter oder Tumblr so weiterhin möglich sein. Der Instagram-Kauf soll noch in diesem Quartal abgeschlossen werden.