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Warten statt Starten

Christina Bergmann18. Oktober 2007

Dulles International Airport, Washington, D.C., Flug UA 860 nach Boston, planmäßiger Abflug 8.35 Uhr. Um acht ist das Wetter klar, das Flugzeug steht bereit, doch die Passagiere dürfen nicht an Bord. Der Captain fehlt.

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Bild: DW
Fernschreiber Christina Bergmann

Verspätete Flugzeuge gehören in den USA zum Reisen dazu. Genauso wie komplett gestrichene oder überbuchte Flüge: 30 Prozent aller Flüge im Jahr sind unpünktlich oder fallen ganz aus. Dieser Sommer war einer der schlimmsten überhaupt. Schuld sind schlicht zu viele Reisende, Unzulänglichkeiten der Luftverkehrs-Kontrollsysteme, aber auch mechanische Probleme an den Flugzeugen oder Mangel an Flugpersonal.

"Ungeheuerlich"

Vor kurzem sah sich sogar US-Präsident Bush genötigt, einzugreifen. In einer eigens einberufenen Pressekonferenz erklärte er, er habe jetzt persönlich die Verkehrsministerin beauftragt, nach Lösungen zu suchen, denn amerikanische Bürger seien in Flugzeugen und Flughäfen "ungeheuerlichem" Verhalten ausgesetzt. Stundenlang in einem Flugzeug festzusitzen, so der Präsident, sei einfach nicht richtig.

Im letzten Winter hatten Passagiere auf vereisten Rollfeldern in mehreren Flugzeugen teilweise mehr als acht Stunden zubringen müssen. Ohne Essen und Trinken und ohne funktionierende Toiletten. Das Problem, so hieß es im Weißen Haus, sei, dass die Fluggesellschaften nicht oder nur unzureichend auf diese Fälle vorbereitet seien. So ist es je nach Gesellschaft unterschiedlich, nach wie vielen Stunden Wartezeit die Passagiere das Flugzeug verlassen dürfen oder sie mit Essen und Trinken versorgt werden.

Jede Menge Vorschläge

Jetzt wird überlegt, eine einheitliche gesetzliche Regelung einzuführen. Auch eine finanzielle Entschädigung für verspätete und ausgefallene Flüge ist im Gespräch. Konkrete Vorschläge gibt es aber noch nicht.

Gleichzeitig wird überlegt, den Hauptknotenpunkt des Flugverkehrs in den USA zu entlasten: ein Drittel aller Flüge in den USA gehen über die New Yorker Flughäfen, drei Viertel aller Verspätungen landesweit gehen auf Probleme in New York zurück.

Vorschläge reichen von einer Begrenzung der Flüge bis hin zu höheren Gebühren während der verkehrsreichsten Zeiten. Doch noch gibt es diese Regelungen nicht, noch müssen die Airlines selbst dafür sorgen, dass ihre Passagiere pünktlich ans gewünschte Ziel kommen.

Im Falle von UA 860 hieß dies: den Kapitän des nächsten Fluges, der offensichtlich zuverlässiger war als sein Kollege, in die frühere Maschine zu stecken. Mit einer halben Stunde Verspätung konnte die Boeing 757 dann abheben. Und weil der Kapitän sein Handwerk beherrschte, landete die Maschine in Boston mit nur zehn Minuten Verspätung. Und taucht damit in den Statistiken als "pünktlich gelandet" auf.