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Warschau will Polanski-Freispruch anfechten

31. Mai 2016

Wegen eines mutmaßlichen Sexualverbrechens fordern die USA die Auslieferung des Star-Regisseurs Roman Polanski. Ein polnisches Gericht lehnte dies ab. Doch die Regierung in Warschau will den Fall neu aufrollen.

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Regisseur Roman Polanski (Foto: AFP)
Bild: Alberto Pizzoli/AFP/Getty Images

Der polnische Justizminister Zbigniew Ziobro plant Einspruch gegen die Entscheidung eines Krakauer Gerichts, Star-Regisseur Roman Polanski nicht an die USA auszuliefern. "Ich habe mich entschlossen, Einspruch beim Obersten Gericht einzulegen", sagte Ziobro im polnischen Rundfunk. Der Minister ist zugleich Generalstaatsanwalt in Polen.

Vorwurf: Sex mit einer Minderjährigen

Die US-Justiz wirft dem inzwischen 82-jährigen Regisseur vor, 1977 in Kalifornien die damals 13-jährige Samantha Geimer vergewaltigt zu haben. Polanski bekannte sich damals wegen Sex mit einer Minderjährigen schuldig und saß dafür zunächst 42 Tage im Gefängnis, bevor er auf Kaution frei kam. Vor der Urteilsverkündung floh der Filmemacher nach Europa. Er kehrte seitdem nicht mehr in die USA zurück, weil er fürchtete, dass die Strafe trotz einer Übereinkunft mit der Staatsanwaltschaft höher als vereinbart ausfallen würde.

Vor einigen Jahren waren die US-Justizbehörden in der Schweiz mit einem Auslieferungsantrag gescheitert. Zwar nahmen die Schweizer Behörden Polanski auf US-Anweisung 2009 in Zürich fest und stellten ihn in seinem Chalet in Gstaad unter Hausarrest. Nach zehn Monaten wurde Polanski aber wegen Unklarheiten im Auslieferungsgesuch wieder freigelassen.

Polanskis Anwalt gelassen

Polanskis Anwalt regierte gelassen auf die Ankündigung des polnischen Ministers. Er habe eine solche Entscheidung erwartet, sagte Jan Olszewski im polnischen Nachrichtensender TVP Info. "Ich bin nicht überrascht."

Minister Ziobro, der die Entscheidung der polnischen Justiz offiziell an die US-Behörden übermitteln muss, hatte sich in der Vergangenheit bereits für eine Auslieferung Polanskis ausgesprochen. Ziobro gehört der konservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) an.

Polanski besitzt die polnische und die französische Staatsbürgerschaft. Der Oscarpreisträger, der als Kind in Krakau den Holocaust überlebt hatte, hat seit mehreren Jahren einen Wohnsitz in der südpolnischen Stadt.

cr/as (dpa, afp)