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Die Exit-Strategie der USA

14. Dezember 2009

Immer mehr Banken in den USA zahlen die Staatsgelder, die sie zur Rettung der Finanzindustrie aus Washington erhalten haben, zurück. Doch was ist mit der US-Regierung selbst? Wann wird der Schuldenberg abgebaut?

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US-Notenbankchef Ben Bernanke (Foto: AP)
Leitet Ben Bernanke den Einstieg in den Ausstieg rechtzeitig ein?Bild: AP

Dubai, Griechenland, Spanien - immer mehr Länder leiden unter den Spätfolgen der größten Finanzkrise seit 80 Jahren und einer erdrückenden Schuldenlast. Es ist Zeit, den Notausgang zu suchen. Auch in den USA, dem Mutterland der Finanzkrise, wird debattiert, wann Finanzministerium und Notenbank die Rettungsaktionen stoppen und Schulden abbauen können. Präsident Barack Obama forderte seine Bürger auf, nicht mehr so maßlos Geld auszugeben und sich damit bis über beide Ohren zu verschulden. Das gilt auch für Washington selbst. Doch um das zuletzt zart aufkeimende Wirtschaftswachstum nicht prompt abzwürgen, wird der US-Regierung vorerst nichts anderes übrig bleiben, als mit der hohen Verschuldung zu leben.

Verfrühte Zinserhöhung wäre Gift für die Konjunktur

Bildschirm mit der Leitzins- Anzeige 0-0,25% an der Wall Street (Foto: AP)
Die US-Notenbank Fed senkte den Leitzins auf NullBild: AP

Zu den Abwehrmaßnahmen gegen die Finanzkrise gehörte die Politik der US-Notenbank, den Leitzins quasi auf Null Prozent zu senken. Und laut Ken Thomas von der Wharton Business School in Pennsylvania wird sich daran so schnell auch nichts ändern: "Wenn die Zinsen zu früh erhöht werden, könnte das die Rezession verlängern oder verschlimmern. Den Aufschwung würde das abwürgen." Notenbankchef Ben Bernanke sei gerade erst für eine neue Amtszeit vorgeschlagen worden von Obama, und den würde es nicht freuen, wenn die Notenbank die Zinsen verfrüht anhebt, sagt Thomas.

Bernanke gab bei seiner jüngsten Ansprache ebenfalls wenig Grund, an eine baldige Zinserhöhung zu glauben: "Nun - viel tiefer könnten die Zinsen zumindest nicht fallen", scherzte er. Wenn sich die konjunkturelle Erholung fortsetze, werde der Tag kommen, an dem die Notenbank den Rückzug antreten kann. Für den Moment gebe die geringe Inflation keinen Grund, an den Zinsen zu drehen, so der Notenbankchef weiter. Vorerst bleibt die Zinspolitik also unverändert. Nachdem die Arbeitsmarktdaten in den Vereinigten Staaten für November deutlich besser ausfielen als erwartet, stehen die Wetten an der Wall Street derzeit auf eine erste Zinserhöhung im Herbst 2010.

Zinserhöhung ist nur Teil der Ausstiegsstrategie

Obama wirbt auf einem Podium mit der Aufschrift 'Making America Work' für Unterstützung seines Konjunkturpaketes (Foto: AP)
Der zarte Aufschwung kam durch Obamas gigantisches Konjunkturpaket zustandeBild: AP

Die Zinspolitik ist jedoch nur ein kleiner Mosaikstein von dem, was die Notenbank zur Bekämpfung der Großen Rezession eingesetzt hat. Für etwa 1,5 Billionen Dollar kauft die Notenbank Hypothekenpapiere sowie Staatsanleihen und verleiht Banken Geld quasi zum Nulltarif. In ersten Feldversuchen testet die Notenbank seit Anfang Dezember, wie sich diese Positionen zurück drehen lassen.

Doch noch steht die Arbeitslosenquote in etwa auf dem höchsten Stand seit 26 Jahren, Banken halten sich mit Krediten und Unternehmen mit Neueinstellungen zurück. Das jüngste Gewinnwachstum der US-Unternehmen kam überwiegend durch Sparmaßmahmen und nicht gesteigerten Absatz. Und der US-Konsument dürfte durch den schweren Wertverlust der Immobilien oder die starken Einbrüche des Aktienportfolios zurückhaltend bleiben. Experten geben sich entsprechend noch skeptisch, ob das konjunkturelle Umfeld 2010 bereits stabil genug ist, um die große Exit-Strategie, den großen Rückzug, zu starten.

Autor: Jens Korte
Redaktion: Zhang Danhong