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Guinea-Bissau vor der Wahl

23. Juni 2009

Am Sonntag sind Präsidentschaftswahlen in Guinea-Bissau. Elf Kandidaten bewerben sich um das höchste Amt in dem krisengeschüttelten westafrikanischen Kleinstadt.

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Wahlen in Guinea-Bissau (Foto: picture-alliance/dpa)
Bei der Parlamentswahl 2008Bild: picture-alliance/ dpa

Auch wenn Wahlkampf ist: Auf dem Markt von Gabu, immerhin der zweitgrößten Stadt des kleinen Landes, geht alles seinen gewohnten Gang. Verkäufer bieten Taschenlampen und Zahncreme aus China an. Beim Fleischer schwirren Fliegen um Ziegenkeulen, nebenan gibt es Kernseife und Zigaretten. Von Kandidaten keine Spur. Die seien schon vor ein paar Tagen hier gewesen, versichert Baca Camará: "Heute ist keiner in der Stadt. Aber die Mehrheit der Kanditen ist schon nach Gabu gekommen. Und wer noch nicht hier war, wird bis nächsten Freitag sicher noch kommen."

"Offenes Rennen"

Markt von Gabu in Guinea-Bissau (Foto: Jochen Faget)
Auf dem Markt in der Kleinstadt GabuBild: Jochen Faget

Doch trotz des großen Kandidatenaufgebots in der Provinzstadt an der Grenze zu Guinea-Conacri habe er sich noch nicht entschieden, wem er seine Stimme geben wird. Das Rennen sei noch offen, jeder könne gewinnen. Elf Kandidaten sind nach der Ermordung von Staatschef João Bernardo Vieira vor drei Monaten zu den Wahlen angetreten. Eigentlich dreizehn, aber einen hat vor drei Wochen das Militär ermordet – weil er angeblich einen Staatsstreich geplant hatte. Ein weiterer hat aufgegeben. Höchstens drei derer, die übrig geblieben sind, räumen die politischen Kommentatoren eine echte Chance ein: dem Ex-Präsidenten Koumba Yala, dem offiziellen Kandidaten der Regierungspartei PAIGC, Malamba Bacai Sanhá. Und dem parteilosen Geschäftsmann Henrique Rosa. Auch er war bis 2005 schon einmal Präsident. Rosa verspricht seinen Landsleuten, endlich für Frieden und Stabilität zu sorgen: "Die Leute wollen Veränderung, haben die Situation satt und können sie nicht mehr ertragen. Viele Leute, die zu den Kundgebungen kommen, sagen mir immer wieder, sie wollen Frieden und Fortschritt."

Die Macht des Militärs

Soldaten in Guinea-Bissau (Foto: AP)
Soldaten bei der Beerdigung von Armeechef Tagma Na WaieBild: AP

Abgesehen davon, dass das mehr oder weniger glaubhaft die anderen Kandidaten ebenfalls fordern: Frieden, Fortschritt, Rechtssicherheit und Stabilität wären im bettelarmen Guinea-Bissau dringend nötig. Doch stattdessen kommt es immer wieder zu Staatsstreichen und Bürgerkriegen. Auch im Moment ist die Situation eher gespannt. Denn spätestens seit den Morden am letzten Staatspräsidenten, einem Ex-Verteidigungsminister und einem Präsidentschaftskandidaten sieht es ganz so aus, als ob die Politiker – einschließlich des zu wählenden Präsidenten – herzlich wenig und die Militärs viel zu viel zu sagen haben. Zumindest waren an all den dramatischen Vorgängen der jüngsten Vergangenheit Soldaten beteiligt. Und in der Hauptstadt Bissau kommt es immer wieder auch zu Übergriffen von Soldaten auf die Bevölkerung.

Hoffen auf Frieden

Wahlkampf in Guinea-Bissau (Foto: Jochen Faget)
Wahlkampf-Hauptquartier von Ex-Präsident Koumba YalaBild: Jochen Faget

Da es höchst unwahrscheinlich ist, dass einer der Kandidaten, unter ihnen übrigens nur eine Frau, die nötige absolute Mehrheit erreichen wird, dürften die Guineer Anfang August zu einer Stichwahl an die Urnen gerufen werden. Vor der Wahlkampfzentrale des Kandidaten Koumba Yalá dröhnt derweil Musik aus riesigen Lautsprechern – Wahlkampf auf afrikanisch. Den Leuten gefällts und auch die T-Shirts und Mützen, die die meisten Kandidaten großzügig verteilen, finden reißenden Absatz, beherrschen inzwischen sogar das Straßenbild in der Hauptstadt Bissau. Vor allem aber wollen die Guineer, dass nach den Wahlen alles besser wird. Ein junger Mann sagt: "Ich hoffe, der neue Präsident wird uns endlich Frieden bringen. Die Guineer sind der Lage überdrüssig. Und wir wollen, dass der neue Präsident endlich Ruhe und erfreuliche Überraschungen für unser Volk bringen wird." Ein Wunsch, der hoffentlich am kommenden Sonntag (28.06.2009) in Erfüllung geht.

Autor: Jochen Faget

Redaktion: Katrin Ogunsade