1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wahlkampf in Botswana

14. September 2009

In Botswana tobt der Wahlkampf. In dessen Mittelpunkt stehen erstmals die Jungwähler, die mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten ausmachen. Sie könnten am 16. Oktober sogar für einen Machtwechsel im Land sorgen.

https://p.dw.com/p/JdBK
Wahlkampf Botswana Bus Werbung (Foto: DW)
Sind optimistisch - Oarabile Motlaleng (links) und Thato OsupileBild: Katrin Gänsler

Tuvare K. Majier schleppt jede Menge Papier über den Campus der University of Botswana. Mitgebracht hat der 21-Jährige Wahlplakate, Infoblätter und Mitgliedsanträge seiner Partei, der Botswana Congress Party (BCP). Nachdem er sie ordentlich auf einem Tisch gegenüber der Campus-Buchhandlung gelegt hat, hilft er zwei Freunden, das große BCP-Banner mit Regenbogen und Friedenstaube aufzuhängen. Der Wahlkampf beginnt, und nur ein paar Minuten später diskutieren sechs Studenten mit ihm über die Kürzung der Studienhilfe und die Ziele seiner Partei. Die BCP hat ihr Ziel erreicht, für diesen Moment jedenfalls. Schließlich will sie sich als Jugendpartei präsentieren. Das ist auch Oarabile Motlaleng ganz wichtig. Er ist innerhalb der BCP-Jugendorganisation für Sport und Kultur zuständig. "Wir sind eine Partei für junge Menschen. Ich gehe deshalb davon aus, dass uns die Erstwähler unterstützen. Sie wollen einen politischen Wechsel."

BCP will den Sprung an die Macht schaffen

Wahlkampf Botswana Stand(Foto: DW)
Täglich um 10 Uhr bauen die BCP-Mitglieder ihren Informationsstand aufBild: Katrin Gänsler

Dennoch wird es seine Partei nicht leicht haben. Vor fünf Jahren holte sie gerade einmal 16 Prozent und damit einen Sitz im Parlament. Das soll sich nun ändern, wünscht sich Motlaleng. Wenn alles gut läuft, schätzt er sogar, dass die kleine Oppositionspartei den Sprung an die Macht schafft und sich gleich mehr als 50 Prozent aller Stimmen holt.

Wahlkampf Botswana Stand(Foto: DW)
Kagiso Nazrullah Ntime kümmert sich um den Partei-NachwuchsBild: Katrin Gänsler

Mit diesem Wunsch steht er nicht alleine da. Auch zweitstärkste Kraft im Land, die Botswana National Front (BNF) will ordentlich zulegen und, so wünscht es sich Kagiso Nazrullah Ntime, der sich innerhalb der Partei um die Jugend kümmert, mindestens 40 Prozent erreichen. Für ihn ist das ein realistisches Ziel. Denn Präsident Ian Khama, der der Regierungspartei Botswana Democratic Party (BDP) angehört, würde immer autokratischer werden. Bestes Beispiel seien für ihn die frühen Sperrstunden in Bars und Clubs und die ständige Präsenz der Polizei. "Außerdem waren viele Staatsdiener früher beim Militär. Wer nicht Soldat ist, wird hier nicht mehr wie ein Mensch behandelt", ärgert sich Ntime über die Entwicklung.

Junge Leute hängen nicht mehr an der BDP

Wahlkampf Botswana (Foto: DW)
Auch auf den unzähligen Mini-Bussen machen Parteien für sich WerbungBild: Katrin Gänsler

Doch ob es tatsächlich zu einem Wechsel kommt, wird sich erst am Wahltag am 16. Oktober zeigen. Immerhin regiert die BDP das Land seit 44 Jahren und hat zumindest eins geschafft: Botswana ist politisch und wirtschaftlich stabil. "Aber junge Leute sind nicht mehr loyal gegenüber der BDP. Sie achten mehr auf Inhalte als auf die jeweilige Partei", ist sich einer der Studenten auf dem Campus sicher. Doch sein Kommilitone widerspricht ihm: "Die Opposition wird zwar zulegen und mehr Sitze gewinnen. Aber an einen Machtwechsel glaube ich nicht." Genau diese Prognose gefällt Armstrong Dikgafela. Abseits von Lärm und Trubel sitzt er in seinem Büro neben dem Schwimmbad, wo er Nachwuchssportler trainiert. Der ehemalige Student ist Vorsitzender der BDP-Jugendgruppe und setzt gar nicht erst auf Jungwähler. "Die BDP hat immer ohne eine große Zahl an Jungwählern gewonnen." Trotzdem würde seine Partei dem Nachwuchs viel bieten, wozu der kostenlose Schulbesuch gehört. Das wird sich auch im kommenden Monat auszahlen, schätzt Dikgafela ein. Der 31-Jährige geht davon aus, dass seine Partei sogar ein besseres Ergebnis als 2004 – damals schaffte sie 52 Prozent – holen wird – und das auch ohne die Jungwähler.

Autorin: Katrin Gänsler

Redaktion: Michaela Paul